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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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weg von einem Bier. Die dürfen an meinem Pferdeschwanz ziehen, dachte er und wartete, während ein Auto auf der Brewer Street vorbeifuhr. Dann überquerte er die Straße, ging zehn Meter weiter auf der Rupert Street, nickte einem Schwarzen in einer schwarzen Lederjacke zu und betrat ein Kino mit dem Schild Peep Show über der Tür.
    Er brauchte einige Sekunden, um sich an das Schummerlicht darin zu gewöhnen. Er ging an der Kasse vorbei und klopfte an eine Tür links vom Eingang zum Kino. Er wartete, lauschte dem Stöhnen aus der Dunkelheit, jemand schrie »ja ja ja JA JA«, aber es klang nicht sehr überzeugend.
    Die Tür ging auf, und ein anderer Schwarzer glotzte ihn an. Die Tür wurde wieder geschlossen, und er hörte das Gerassel der Sicherheitsketten. Dann wurde sie ganz aufgemacht, der Mann streckte die Hand aus und nickte ins Zimmer.
    »Herein, Herr Kommissar.«
    »Du tust was für deine Sicherheit.«
    »Selbstverständlich.«
    Sie schüttelten sich die Hände, und Macdonald trat ein. Das Zimmer war nicht größer als zwölf Quadratmeter, es roch nach Feuchtigkeit und nach Essig und Fett von den Resten der Fish & Chips-Mahlzeit, die auf dem schweren Schreibtisch lagen. In der hinteren Ecke stand ein Büroschrank. Ein Plakat vom süßen Leben auf Jamaika war hinter dem Schreibtisch an die Wand geheftet. Die untere rechte Ecke hatte sich gelöst und störte die Symmetrie auf dem Bild. Neben dem Teller mit
    Essensresten lagen ein Notizblock, ein Kuli und eine Tastatur. Auf der rechten Seite des Schreibtischs flimmerte ein Computerschirm mehr, als er sollte. Billiger Mist, dachte Macdonald, sicher ein Amstrad.
    »Leider hab' ich kein Mittagessen mehr, aber ich kann nachholen lassen«, sagte der Schwarze und stellte den Teller auf den Büroschrank.
    »Das sah gut aus«, bemerkte Macdonald.
    »Englisch und klassisch, soll ich Johnny Boy draußen bitten?«
    »Nein, danke, ich bin von den guten Düften satt geworden.«
    Der Mann machte eine Geste, als wische er Lob weg, nachdem er zu einem Fünf-Gänge-Menü bei Wheeler's eingeladen hatte.
    »Auch recht. Was kann die Wirtschaft für einen Besucher aus dem Süden tun?« fragte er und hob den Stuhl hoch, der hinter dem Schreibtisch stand. »Setz dich, ich geh' noch einen holen.«
    Er kehrte mit einem plumpen Möbelstück zurück, das mit rotem Lederimitat bezogen und mit irgendeinem grauem Zeug gepolstert war, das Macdonald aus geplatzten Nähten vorquellen sah. Der Mann folgte seinem
    Blick.
    »Vielleicht nicht so hübsch, aber verdammt bequem.« Er setzte sich, stand aber sofort auf, als ein Mädchen mit einem Tablett ins Zimmer kam. Sie stellte eine rostfreie Teekanne auf den Schreibtisch, zwei Tassen und zwei Untertassen, ein Milchkännchen und eine Zuckerschale und ging nach einer Art Verbeugung und einem Lächeln hinaus. Der Schwarze schenkte umständlich ein.
    »Sieht gut aus«, sagte Macdonald und beugte sich vor.
    Sein Gastgeber hatte sich gesetzt, stand aber wieder auf.
    »Aber lieber Frankie, was ist denn jetzt?« fragte Steve Macdonald.
    »Gebäck.« Der Mann, der Frankie hieß, ging aus dem Zimmer und kam mit einer Untertasse mit Gebäck zurück.
    Er setzte sich.
    »Sind wir bald fertig mit den Ritualen?« fragte Macdonald.
    »Jetzt ist es fertig«, sagte Frankie. »Wir sind ein Volk, das ein Leben voller Rituale lebt. Wir sind nicht wie ihr, wir kommen aus einer anderen Welt.«
    »Du bist in London geboren.«
    »Man kriegt es nie heraus. Die Gene, weißt du.«
    »Das ist spannend, das mit den Genen.«
    »Ja, nicht?« sagte Frankie und nahm eine Nagelfeile und untersuchte einen seiner Finger. »Aber du bist vielleicht nicht hergekommen, um darüber zu sprechen?«
    »Nein, aber ich habe irgendwie keine Chance gehabt.«
    »Jetzt bin ich ganz Ohr.«
    »Du bist doch nicht nervös, Frankie?«
    »Nervös? Weil ich so feinen Besuch bekommen habe?«
    »Weiß ich doch nicht.«
    »Hübscher Mantel.«
    »Mhm.«
    »Hübscher Pferdeschwanz, aber ist der jetzt nicht ein wenig passe?«
    »Das war vor allem, um mich hier anzupassen.«
    »Passe? Hier? Wir haben immer das Letzte für die späten Gäste«, sagte Frankie und begann, am Zeigefinger der linken Hand zu feilen.
    Es tickte im Computer, und Macdonald konnte gerade noch die Mitteilung »Du hast Post« auf dem Schirm sehen.
    »Ein E-Mail aus der anderen Welt?« fragte er.
    »Weißt du nicht, daß Jamaika die größte Computerdichte in ganz Westindien hat?« sagte Frankie und hämmerte auf der Tastatur. Er blickte

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