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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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er die Stimme seiner Mutter aus dem Telefon.
    »Nichts.«
    »Was ist denn da los?« »Wir sind jetzt da.« »Vergiß nicht, Lotta anzurufen.« »Nein. Adieu, Mutter.« »Paß auf in Lon.«
    Er hatte das Telefon vom Ohr genommen und brach die Verbindung ab.
    In der Abflughalle stand er eine Viertelstunde in der Schlange und gab dann der Frau hinter dem Schalter das Flugticket und den Paß. Rechts checkten die Reisenden nach den Kanarischen Inseln ein, ein erwartungsvolles Gemurmel in der Luft über der langen, breiten Schlange.
    Winter bat um einen Platz am Mittelgang, den Beinen zuliebe gern bei einem Notausgang, Nichtraucher, aber British Airways flog sowieso nur rauchfrei nach London.
    Während die Frau seine Papiere erledigte, dachte er an die Stapel von Passagierlisten, die bei seiner Fahndungsgruppe gelandet waren. Eine unmögliche Arbeit. Alle, die mit dem Flugzeug in den letzten zwei Monaten von Großbritannien nach Göteborg gereist waren, wie etwas zum Vorzeigen, wenn jemand fragte; ja, da liegen die Listen, wir haben das ganze Material hier. Wenn wir dreitausend Mann dazubekommen und drei
    Jahre mehr Zeit, gehen wir alle Namen durch und hoffen, daß alle unter ihren eigenen reisen.
    Sitzen Macdonalds Leute darüber, überlegte er. Sicher liegen die Listen da, wie bei uns. Und man kann nie wissen. Man kann nie wissen, und er nahm das Ticket, den Paß und seine Bordkarte entgegen und sah den Koffer auf dem Band davonholpern. Er lächelte die Frau an und ging die Treppe hinauf zur Paßkontrolle und zum Durchleuchten und Abtasten.
    Aneta Djanali sah ihren Atem vor sich. Es war kalt in den Schatten unter den Häusern, besonders dunkel, wenn man den Sonnenschein am Ende der Straße gespürt hatte.
    »So was bist du wohl nicht gewohnt?« fragte Fredrik Halders.
    »Was meinst du?«
    »Solche Kälte. Daran kannst du wohl nicht gewöhnt sein?«
    »Das mußt du schon näher erklären«, sagte Aneta Djanali, obwohl sie wußte, worum es ging.
    »Schnee heißt das«, sagte Halders und deutete darauf, »und Kälte.« Er machte eine Greifbewegung in der Luft. »Aha.«
    »So was habt ihr wohl nicht zu Hause?« »Wo genau ist das?«
    »Bei dir zu Hause? Das weißt du wohl besser als sonst wer.«
    »Ich will es von dir hören.«
    Halders atmete eine neue Wolke aus, drehte den Kopf und blickte hinunter auf das schwarze Frauengesicht an seiner Seite.
    »Ouagadougou«, sagte er. »Wie bitte?«
    »Ouagadougou, der Ort, wo du herkommst.« »Ach so.«
    »Das ist die Hauptstadt von Obervolta.« »Ach so.«
    »Heute besser als Burkina Faso bekannt.« »Nie davon reden gehört.« »Burkina Faso«, sagte er.
    »Ich wurde im Östra-Krankenhaus geboren«, sagte sie.
    »Östra-Krankenhaus in Ouagadougou«, sagte er, und plötzlich fingen beide an zu lachen.
    Sie gingen zu einer Haustür hinein, zur ersten in der Straße, wo es geschehen war. Es war die zweite Runde, um diejenigen zu hören, die zuvor nicht zu Hause gewesen waren, nicht auf die Mitteilung geantwortet hatten. Es war eine Doppeltür, die über einen Gang mit dem Aufgang verbunden war, wo Jamie Robertsons Wohnung lag.
    Der Morgen war in den Vormittag übergegangen. Das Licht hing über der Stadt wie eine Lampe mit geringer Wattzahl, ein dumpfer Schein, der dennoch überraschte: Nach Mittwinter war alles Licht eine Überraschung.
    Aneta Djanali läutete an der Tür im ersten Stock und hörte von irgendwoher ein Rauschen, eine Stimme vom Stockwerk darüber und Schritte hinter der Tür nach dem dritten Klingelton. Die Tür ging weit auf, ein Mann, der fünfunddreißig oder vierzig sein konnte, noch im Vollbesitz seiner Haare und mit breiten Hosenträgern über einem weißen Hemd, die Manschetten ungeknöpft wie mitten im Ankleiden, vielleicht zu einem Fest. Um den Kragen hing ein ungebundener Schlips. Ein Fest, dachte Aneta, etwas mitten in der Woche für die nicht so einfachen Menschen. Er sieht elegant aus, auf eine verlebte Art und Weise. Seine Hände zittern ein wenig. Er hat feuchte Augen. Er säuft.
    »Ja?«
    »Polizei«, polterte Halders mit seiner üblichen Arroganz. Er billigt das, dachte Aneta Djanali, er billigt Hausfriedensbruch. Deshalb läuft er Jahr für Jahr hier herum und kommt nicht weiter. Er versteht es nicht, oder er hat verstanden, aber es ist dennoch zu spät.
    »Ja?« sagte der Mann und fuhr mit den Fingern über den Schlips. Italienisch, dachte Djanali, Seide, wahrscheinlich teuer. Winter wüßte es, wenn er hier wäre.
    »Dürfen wir einen Moment

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