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Tanz mit dem Schafsmann

Tanz mit dem Schafsmann

Titel: Tanz mit dem Schafsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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nachgefragt. Man kann tatsächlich von hier aus eine Frau in Honolulu bestellen. Praktisch, was? Wie bei der Zugreservierung: Raucher oder Nichtraucher? So ungefähr.«
    »Stimmt.«
    »Ich habe auch nach June gefragt. Ich habe einfach gesagt, ein Bekannter hätte mir eine Südostasiatin namens June empfohlen, die soll ich unbedingt ausprobieren. Es hat ein bisschen gedauert, bis sie mir genauere Informationen geben konnten. Normalerweise tun sie so was nicht, aber bei mir haben sie eine Ausnahme gemacht. Ich will damit nicht angeben, aber sie haben mir den Gefallen nur getan, weil ich Stammkunde bin. Ihre Recherche war aufschlussreich. Es gibt tatsächlich ein Callgirl mit dem Namen June. Sie ist Philippina. Soll aber vor drei Monaten verschwunden sein. Sie arbeitet nicht mehr dort.«
    »Verschwunden?« fragte ich zurück. »Du meinst gekündigt?«
    »Oh Mann, so weit reichen die Informationen nun auch wieder nicht. Die Callgirls kommen und gehen, es herrscht eine große Fluktuation in dem Gewerbe. Wie sollte man da jedes Mal die Spuren verfolgen? Sie hat aufgehört und ist nicht mehr im Club. Das war’s. Leider.«
    »Vor drei Monaten?«
    »Ja, vor drei Monaten.«
    Daraus ließen sich keine Rückschlüsse ziehen. Ich dankte ihm und legte auf.
    Ich ging noch einmal zu Fuß in die Stadt.
    June hatte vor drei Monaten gekündigt, aber ich hatte vor zwei Wochen mir ihr geschlafen. Sie hatte mir ihre Telefonnummer gegeben, doch als ich bei ihr anrief, meldete sich niemand. Mysteriös. Ich kannte inzwischen drei Callgirls: Kiki, May und June. Und alle drei waren verschwunden. Eine war ermordet worden, die beiden anderen abgetaucht. Wie vom Erdboden verschluckt. Alle drei standen in Verbindung mit mir. Zwischen mir und ihnen bildeten Gotanda und Makimura das Bindeglied.
    Ich ging in ein Café, holte mein Notizbuch hervor und zeichnete ein Diagramm dieses Beziehungsgeflechts. Ziemlich verwickelt. Es sah aus wie die Bündnisse der Großmächte unmittelbar vor dem ersten Weltkrieg.
     

    Halb bewundernd, halb resigniert vertiefte ich mich in das Diagramm. Mir fiel nichts Gescheites dazu ein. Drei Prostituierte, ein Schauspieler, drei Künstler, ein hübscher Teenager sowie eine nervöse Hotelangestellte. Wie wohlwollend man es auch betrachten mochte, es wirkte nicht wie ein normaler Freundeskreis, sondern erinnerte eher an die Beziehungskiste in einem Agatha-Christie-Roman. »Natürlich! Der Butler war der Mörder!«, sagte ich laut, doch niemand lachte. Blöder Witz.
    Das Ganze hatte weder Hand noch Fuß. Sobald man das Knäuel zu entwirren versuchte, verhedderte es sich nur umso mehr. Ich blickte überhaupt nicht mehr durch. Zuerst hatte lediglich eine Linie zwischen Kiki, May und Gotanda bestanden. Nun waren Makimura und June hinzugekommen. Zwischen June und Kiki bestand ebenfalls eine vage Verbindung. Die Telefonnummern, die mir beide hinterlassen hatten, waren identisch. Die Verbindungen tendierten zum Kreis.
    »Eine ziemlich harte Nuss, Watson«, sagte ich zu dem Aschenbecher vor mir. Der Aschenbecher gab natürlich keine Antwort. Klug von ihm, sich da rauszuhalten. Alle haben sie Köpfchen – der Aschenbecher, die Kaffeetasse, die Zuckerdose. Sie zeigen keine Reaktion. Tun so, als hätten sie mich gar nicht gehört. Der einzige Trottel bin ich. Andauernd passieren mir solche schrägen Sachen und laugen mich aus. Eine wundervolle Frühlingsnacht und kein Rendezvous in Sicht.
    Ich ging nach Hause und versuchte Yumiyoshi zu erreichen, vergeblich. Mir wurde gesagt, sie habe heute Frühschicht gehabt und sei schon gegangen. Vielleicht war sie unterwegs zum Schwimmverein. Ich bekam gleich wieder meinen üblichen Eifersuchtsanfall. Malte mir aus, wie ein knackiger Schwimmlehrer vom Typ Gotanda sie bei der Hand nahm, um ihr die Technik beizubringen. Ich kochte vor Eifersucht. Nur wegen Yumiyoshi verfluchte ich sämtliche Schwimmclubs von Sapporo bis Kairo. Scheiße!
    »So ’n Mist. Verdammte Scheiße. Elende Kacke. Es ist einfach zum Kotzen«, äffte ich Gotandas Stimme nach. Wider Erwarten ging es mir durch das laute Fluchen tatsächlich etwas besser. Gotanda könnte auch einen guten Religionsstifter abgeben. Und von morgens bis abends den Leuten predigen: »So ein Mist. Verdammte Scheiße. Verschrumpelte Kacke. Mir ist zum Kotzen zumute.« Käme sicher gut an.
    Es machte ihr offensichtlich großen Spaß, an der Rezeption zu arbeiten und mehrmals in der Woche in den Schwimmverein zu gehen. Während ich leise

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