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Tanz mit dem Schafsmann

Tanz mit dem Schafsmann

Titel: Tanz mit dem Schafsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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schon. Aber so recht glücklich bin ich nicht. Auch mir fehlt etwas. Da geht es mir wie dir. Ich tanze einfach weiter, weil mein Körper inzwischen die Schritte gelernt hat. Manch einer in meinem Umkreis bewundert mich sogar dafür. Aber gesellschaftlich bin ich eine Niete. Ich bin vierunddreißig, ich bin nicht verheiratet, und einen anständigen Beruf habe ich auch nicht. Ich lebe von der Hand in den Mund. Ich kann nicht mal einen Kredit für eine Eigentumswohnung im Sozialbau aufnehmen. Eine intime Beziehung habe ich auch nicht. Was wird in dreißig Jahren aus mir geworden sein?«
    »Du kommst schon zurecht.«
    »Vielleicht«, entgegnete ich. »Vielleicht auch nicht. Wer weiß? Aber das gilt für jeden.«
    »In meinem Leben bin ich nicht einmal teilweise glücklich«, sagte Gotanda.
    »Mag sein, aber ich glaube, deine Karten sind nicht schlecht.«
    Er schüttelte den Kopf. »So jemand würde dir wohl nicht endlos die Ohren volljammern und dir damit auf die Nerven gehen.«
    »Das kommt schon manchmal vor. Wir reden schließlich über menschliche Probleme und nicht über Bruchrechnen.«
    Um halb zwei sagte Gotanda, er wolle langsam aufbrechen.
    »Du kannst auch hier schlafen, wenn du willst. Ich habe einen Futon für Gäste, und morgen frühe mache ich uns ein gutes Frühstück«, bot ich ihm an.
    Gotanda schüttelte den Kopf. »Danke, das ist sehr nett von dir. Aber ich bin jetzt wieder relativ nüchtern, also kann ich auch nach Hause fahren.« Er schien tatsächlich nicht mehr betrunken zu sein. »Ich hätte aber noch eine Bitte. Du wirst sie vielleicht seltsam finden.«
    »Schieß los.«
    »Es ist mir peinlich, aber könntest du mir vielleicht eine Zeit lang deinen Subaru leihen? Und ich überlasse dir dafür meinen Maserati? Um die Wahrheit zu sagen, der Subaru ist einfach weniger auffällig. Bei dem Maserati weiß jeder sofort Bescheid. Besonders, wenn ich unbeobachtet meine Frau treffen will.«
    »Du kannst den Subaru haben, solange du willst. Ich habe im Moment ohnehin nichts zu tun und benutze ihn kaum. Du kannst ihn also getrost nehmen. Aber ehrlich gesagt, auf dein Gegenangebot möchte ich lieber verzichten. Ich habe nämlich nur einen Mietparkplatz, und wenn sich nachts jemand mit dem Superschlitten einen Streich erlaubt, stehe ich blöd da. Oder angenommen, ich fahre eine Schramme in den Wagen, dann könnte ich das nicht bezahlen. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein.«
    »Keine Sorge. Wenn irgendetwas passiert, kümmert sich die Agentur darum. Der Wagen ist voll versichert. Auch wenn du ihn beschädigst. Du kannst ihn sogar im Meer versenken, wenn dir danach ist. Ehrlich. Die kaufen mir dann einen Ferrari dafür. Ein Pornoschriftsteller will nämlich seinen loswerden.«
    »Einen Ferrari?«
    »Ich weiß, was du sagen willst«, lachte Gotanda. »Du kannst es dir sparen. Es ist sicher schwer vorstellbar, aber in meinem Milieu hat man keine Überlebenschancen, wenn man einen guten Geschmack hat. Leute mit Stil gelten als versponnene Habenichtse. Man erntet dafür nur Mitleid, keine Bewunderung.«
    Schließlich fuhr Gotanda mit meinem Subaru weg, während ich seinen Maserati einparkte. Ein hypersensibler, aggressiver Wagen, reaktionsschnell und voller Power. Sobald man Gas gibt, hebt man ab zum Mond.
    »Du brauchst dich nicht so zu verausgaben. Bleib ruhig, mein Kleiner«, versuchte ich den Maserati humorvoll zu überzeugen und klopfte dabei aufs Armaturenbrett. Aber der Gute nahm überhaupt keine Notiz von mir. Autos wissen, wen sie vor sich haben. Sieh an, sogar ein Maserati.

33
    Am nächsten Morgen ging ich zum Parkplatz, um nach dem Maserati zu sehen. Ich war etwas besorgt, er könnte nachts beschädigt oder gestohlen worden sein, aber er stand wohlbehalten da.
    Es war ein kurioser Anblick, ihn an der Stelle vorzufinden, wo sonst der Subaru stand. Ich setzte mich rein und sank in den Sitz, fand aber keine bequeme Position. Wie wenn man aufwacht und neben sich eine unbekannte Frau liegen sieht. Sie mag zwar toll aussehen, ist einem jedoch so fremd, dass man sich nicht wohl fühlt. Man ist angespannt. Ich bin jemand, der Zeit braucht, um sich an neue Dinge zu gewöhnen.
    Am Ende bin ich den Maserati nicht einmal gefahren. Stattdessen machte ich einen Spaziergang in die Stadt, schaute mir im Kino einen Film an und kaufte ein paar Bücher. Abends rief Gotanda an, um sich für den Abend zuvor zu bedanken. Keine Ursache, sagte ich.
    »Übrigens, die Sache mit Honolulu – ich habe im Club

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