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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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ergeben. Er hat Ärger mit einem seiner Regisseure. Der außerdem ein Klient von Annie Michaels ist.«
    »Annie Michaels, die Agentin des Grauens? Das wird ja immer besser. Kommt mir fast vor wie ein Klassentreffen mit Leuten, die ich am liebsten erst in der Hölle wiedersehen würde. Wieso ausgerechnet ich? Die haben mich doch beide gefressen.«
    »Wie oft muss ich es dir noch sagen? In der Filmbranche gibt es keinen Hass. Es gibt nur Einspielergebnisse. Es interessiert keine Sau, wer wen hasst, solange nur jeder kriegt, was er will. Und du bist nun mal der Einzige, der dafür sorgen kann, dass sie es bekommen. Seit der Sache in Cannes bist du eine Berühmtheit. Da können wir fett abkassieren.«
    »Ist das dein Ernst? Glaubst du wirklich, ich nehme den Auftrag an?«
    »Ach, jetzt tu mal nicht so. Du kannst es doch gar nicht erwarten, denen zu zeigen, wo der Hammer hängt.«
    »Wer ist Annies Klient?«
    »Jerry Margashack.«
    »Und was für einen Ärger hat er genau?«
    »Keine Ahnung. Das wollen sie dir lieber selber verklickern.«
    »Ich liebe meinen Beruf.«
    »Ich weiß.«
    »Anna hat recht. Du bist ein heimtückischer Strippenzieher.«
    »Die muss es ja wissen«, sagte Walter. »Die hat dich doch dermaßen bei den Eiern, dass du es selber nicht merkst.«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an.«
    »Sie denkt, ich übe einen schlechten Einfluss auf dich aus, hm?«
    »Sie weiß , dass du einen schlechten Einfluss auf mich ausübst.«
    »Die Schlange im Paradies.«
    »Nein«, sagte Spandau. »Bloß ein hoffnungsloser Säufer und mein Freund. Mehr nicht.«

9
    Spandau war seit über einer Woche nicht mehr in Woodland Hills gewesen. Obwohl Anna und er offiziell nicht zusammenlebten, wäre es ihm, wenn er sein mehr als bescheidenes Häuschen mit ihrem Anwesen in unmittelbarer Nähe des Sunset Boulevard verglich, absurd vorgekommen, sie mit zu sich zu nehmen. Also verbrachte er immer mehr Zeit bei ihr, bis sich die Grenze zwischen Gast und Mitbewohner allmählich aufgelöst hatte.
    Er parkte den BWM neben der Einfahrt und ging hinein. Das Haus roch einsam, vernachlässigt. Dee und er hatten es kurz nach ihrer Hochzeit gekauft und so lange gemeinsam darin gewohnt, bis sie ihn verlassen und sich etwas Eigenes gesucht hatte. Wie alle Ehen hatte auch ihre glücklich begonnen und war ihnen dann nach und nach immer mehr entglitten. Als sie sich kennenlernten, hatte Spandau für ihren Vater Big Beau Macaulay als Stuntman gearbeitet. Es war ein gefährlicher Beruf, aber auch ein Beruf, den Dee kannte und den sie respektieren konnte.
    Dann starb Beau, und die Verletzungen, die Spandau sich auf Rodeos und bei schlecht getimten Stunts zugezogen hatte, forderten ihren Tribut. Er hatte bei Walter angeheuert. Bessere Arbeitszeiten, gute Bezahlung, mehr Sicherheit, keine Dreharbeiten am Arsch der Welt. Aber Dee konnte sich mit seinem neuen Job auf den Tod nicht anfreunden. Sie fand es unerträglich, wie die Arbeit ihn veränderte und was sie ihm abverlangte. Sie sagte, er habe die Unehrlichkeit zum Beruf gemacht, indem er Leute ausspionierte und sich ihr Vertrauen erschlich, um es dann auf die eine oder andere Weise ans Messer zu liefern. Und Vertrauen war für Dee alles. Sie begriff nicht, wie er einen Beruf ausüben konnte, der sämtliche Prinzipien verletzte, für die er angeblich stand. Ironischerweise musste Spandau jetzt genau den gleichen Kampf mit Anna ausfechten. Sie drängte ihn zu kündigen. Er fiel ihm schwer, ihr zu erklären, warum er weitermachte, umso mehr, als er selbst schon länger darüber nachdachte, den Job an den Nagel zu hängen.
    Spandau ging ins Arbeitszimmer. Dee hatte es immer seine »Gene-Autrey-Hütte« genannt. Der Raum war ursprünglich als Kinderzimmer gedacht gewesen, aber da es in ihrer Ehe doch schon relativ früh leicht gekriselt hatte, war ihnen wenigstens dieser Fehler erspart geblieben. Über die Jahre war daraus eine nicht ganz geglückte Mischung aus Büro und Privatmuseum geworden, angefüllt mit seinem »Macho-Müll«, eine Bezeichnung, mit der Dee vermutlich nicht ganz unrecht hatte: Andenken an seine Filme und Rodeos, seltene Bücher über den Wilden Westen, indianische Totems und an der Wand sogar ein paar antike Waffen. Über dem Rollsekretär, in dem sich Telefon und Computer verbargen, prangte ein großes Poster von Sitting Bull. Spandau machte den Sekretär auf und hörte den Anrufbeantworter ab. Nichts Dringendes. Sitting Bull blickte kritischer als gewöhnlich auf ihn herab, als

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