Tanz mit dem Teufel
rief Terri. »Was ist das denn?«
Jerry riss die Augen auf. »Wenn mich die Erinnerung nicht trügt«, sagte er, »sind das Schafhoden.«
»Wie? Was? Eier vom Schaf?«
Araz stellte die Obstschale zwischen Jerrys Füße. Er legte die Schafhoden hinein und arrangierte dazwischen kunstvoll die Banane.
Mit einem vielsagenden Blick auf Jerry griff er nach der Lötlampe und fing an, sein Kunstobjekt zu verschmoren. Es brutzelte. Der Geruch nach Lammkoteletts und gebratener Banane mischte sich mit dem etwas schwächeren Gestank der verbrannten Haare an den Innenseiten von Jerrys Oberschenkeln.
Terri sprang aus dem Bett, rannte ins Badezimmer und übergab sich.
Als von den Hoden und der Banane nur noch verkohlte Häufchen übrig waren, drehte Araz die Lötlampe aus. Jerry stand die Erleichterung überdeutlich ins Gesicht geschrieben.
Araz sagte: »Gib Onkel Atom das Geld, sonst kommen wir in einer Woche wieder und veranstalten eine echte Grillparty, verstanden?«
Er packte die Lampe in den Rucksack und wandte sich zur Tür. Terri kam wieder aus dem Bad. Savan und Tavit gönnten sich zum Abschied noch einen lüsternen Blick, bis Tavit sich von Savan eine Kopfnuss einfing. Dann waren die Chipmunks auch schon verschwunden.
Terri setzte sich auf die Bettkante.
»Sehen deine Abende immer so aus?«, fragte sie.
»Nicht immer, aber anscheinend immer öfter.«
Sie warf einen Blick auf Jerrys nackte Männlichkeit.
»Daraus wird wohl nichts mehr, oder?«
»Nein, Baby, ich glaube kaum.«
Sie stand auf, schnappte sich ihre Klamotten und verschwand erneut im Bad. Jerry betastete vorsichtig die verbrannten Stellen. Es tat weh.
Terri kam angezogen wieder ins Zimmer.
»Ruf mich an, wenn die Schwellung zurückgegangen ist«, sagte sie.
»Wird gemacht, Baby.«
Sie drückte ihm ein Küsschen auf die Wange und ging hinaus.
Jerry blieb erst einmal sitzen, wo er war. Dann erhob er sich unter Schmerzen und watschelte breitbeinig zum Telefon.
»Zimmerservice? Hätten Sie vielleicht eine Brandsalbe da?« Lauschte in den Hörer. Warf einen Blick auf seine Eier. »Ich glaube, mehr als eine Verbrennung ersten Grades ist es nicht. Hab noch Glück im Unglück gehabt.«
Er klemmte sich hinter seinen Laptop, fuhr ihn hoch und schrieb in sein Tagebuch.
5
Annie Michaels’ Assistentin Sylvia sperrte das Büro auf. Sie kochte Kaffee, sortierte den Poststapel, schaltete den Computer ein und sah sich wie jeden Morgen die RSS Feeds über Internetartikel an, die Annies Klienten betrafen.
In einem Hollywood-Klatschblog stieß sie auf einen ausführlichen Beitrag über Jerry. Über seine Vergangenheit, über die Geschichte mit dem Typen, dem er angeblich ein Drehbuch geklaut hatte.
Scheiße!
Sie griff zum Telefon und rief Annie an.
6
Annie war zu Hause und machte mit ihrem Trainer Roberto Tai-Chi-Übungen.
»Sie müssen vorstellen, Sie Kreppfruit halten. Dann Sie bewegen von einer Seite auf andere.«
»Ich halte eine Kreppfruit, Roberto.«
»Nein, Sie Basketball halten. Muss sein Kreppfruit, kein Basketball. Müssen konzentrieren.«
»Ich konzentriere, Roberto. Ich sehe bloß nicht ein, wieso ich keinen verdammten Basketball halten kann, wenn das bequemer ist. Schließlich will ich zur inneren Ruhe finden. Ich will keinen Unterricht im Obststreicheln.«
»Für innere Ruhe müssen hart arbeiten.«
»Kann ich nicht irgendwie zur inneren Ruhe finden, ohne mir dabei wie Marcel Marceau vorzukommen? Aber so oder so, ich werde sie mir verschaffen, Roberto, darauf können Sie einen lassen. Und wenn wir dabei beide draufgehen. Haben wir uns verstanden?«
»Jetzt wir stoßen Affen zurück.«
Annies Handy klingelte. Sylvia. Sie ging ran. Roberto schlug die Hände über dem Kopf zusammen und verdrehte die Augen.
»Was ist los?«, fragte Annie. »Ich soll gerade einen Affen schubsen oder so.«
Sylvia dachte im ersten Augenblick, es ginge dabei um Sex oder Drogen, doch dann fiel ihr ein, dass Annie ihren Tai-Chi-Tag hatte.
»Als ich eben das Internet durchforstet hab, bin ich über was gestolpert.«
»Jetzt komm schon zu Potte!«
»Über Jerry Margashak. Du hast gesagt, ich soll dich sofort anrufen, wenn ich bei ihm mal fündig werde.«
»Sylvia, Schatz, wenn du nicht sofort mit der Sprache rausrückst, komm ich rüber und bring dich mit der Machete zum Sprechen. Wie schlimm ist es?«
»Tja«, sagte Sylvia. »Gut ist es auf jeden Fall nicht.«
Und sie erstattete ihr Bericht.
»Verflucht!« Annie legte auf.
»Müssen konzentrieren«,
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