Tanz mit dem Teufel
daran.«
»Und als Nächstes passt du wohl deinen Bohneneintopf an und nennst ihn Cassoulet.«
»Leck mich am Arsch«, sagte Julien auf Französisch.
»War doch nur eine Frage.«
»Ich habe bei Alain Ducasse gekocht, und ich weigere mich, meine Kunst von einem Banausen kritisieren zu lassen, der Cowboystiefel zum Versace-Jackett trägt.«
»Auf ihre eigene bescheidene Art sind auch meine Stiefel Kunst.«
»Danke, das genügt. Wenn Walter dir nicht sagen würde, was du anziehen und was für ein Auto du fahren sollst, wäre das da …« – er deutete mit dem Kopf auf den BMW – »… ein Ford Fiesta und dein Jackett aus dem Katalog.«
»Du bist ein Snob, mein Freund.«
»Wenn das bedeutet, dass ich das Schöne über das Hässliche stelle, bin ich tatsächlich ein Snob. Ich begreife nicht, warum Schönheit für euch Amerikaner etwas Undemokratisches ist.«
»Hat nicht Gainsbourg mal gesagt, dass die Hässlichkeit gegenüber der Schönheit den Vorteil hat, dass sie länger hält?«
»Serge hat sich auch tot gesoffen und Jane Birkin in die Wüste geschickt, als sie die ersten Fältchen bekommen hat. Bleib du mir bloß mit Zitaten von Serge Gainsbourg vom Leib. Du bist kein Franzose, du wirst den Mann nie verstehen. Wann kommst du mal wieder mit Anna vorbei? Sie ist das einzige Intelligente, was du je zuwege gebracht hast, solange ich dich kenne.«
»Einen Rinderschmortopf kriege ich überall.«
»Eines schönen Tages wacht sie auf und wünscht sich, mit einem Franzosen zusammen zu sein.«
»Aber sie stammt aus Texas. Ein Texasgirl, das mal einen Cowboy hatte, wird sich nie wieder mit weniger zufriedengeben.«
Julien verzog angewidert das Gesicht.
»Hoffentlich ist das nicht ansteckend. Ich melde mich, wenn deine weißen Bohnen fertig sind.«
»Ich bitte darum«, sagte Spandau und ging zurück über die Straße.
11
Als Spandau die Detektei betrat, saß Pookie am Empfang und wurde von Leo Reinhart umflirtet. Pookie war jung und schön und ließ gern durchblicken, dass sie eine teure Privatschule an der Ostküste besucht hatte. Ein beträchtlicher Anteil des monatlichen Zuschusses, den sie von ihrem Vater bekam, ging für exotische und Vintage-Kleidung drauf. Spandau musterte prüfend ihr heutiges Outfit: »Grace Kelly.«
»Stimmt«, sagte sie. »Welcher Film?«
Er überlegte. » Fenster zum Hof ?«
»Nein, nein!«, brüllte sie. » Über den Dächern von Nizza . Sieh dir doch die Tasche an. Die verrät alles.«
Spandau wandte sich Leo zu. Im Gegensatz zu Pookie, die ihn in der Regel an Audrey Hepburn erinnerte, musste er bei Leos Anblick leider immer an Jim Hutton denken. Hoch aufgeschossen, schlaksig und schüchtern, spielte er am liebsten Computerspiele und war Pookie, in die er verliebt war, um Klassen unterlegen.
»Müsstest du jetzt nicht eigentlich bei Ullman sein und ihn wegen dieser Versicherungssache beobachten?«
»Der liegt im Krankenhaus. Ist vom Dach gefallen, als er die Regenrinne gereinigt hat.«
»Dann dürfen wir wohl davon ausgehen, dass seine Lähmung nur getürkt war.«
»Nicht mehr. Was eine interessante philosophische Frage aufwirft. Erst war sein Schaden vorgetäuscht, aber jetzt ist er echt. Heißt das, die Versicherung muss ihn trotzdem auszahlen?«
»Wie in dem Film?«, sagte Pookie. »Wo der Mann wegen des Mordes an seiner Frau verurteilt wird? Und dann stellt sich raus, sie ist gar nicht tot? Und weil er die Strafe schon abgesessen hat, ist das für ihn so eine Art Freifahrtschein, sie tatsächlich umzubringen?«
»Ja, genau«, antwortete Leo.
»Ich glaube, das gilt hier nicht, Kinder«, meinte Spandau. »Wahrscheinlich wird seine Versicherung storniert, sobald man ihm den Betrug nachgewiesen hat. Was bedeutet, dass er zum Zeitpunkt des Unfalls überhaupt nicht versichert war.«
»Das nennt man Pech«, sagte Leo. »Soll ich euch die Aufnahme zeigen? Ich hab sie auf dem iPhone.«
Spandau und Pookie sahen sie sich an. Nicht schön.
»Wenn einer so dick ist, würde man doch eigentlich meinen, dass er weich landet«, sagte Leo.
»Und was er für ein Gesicht macht«, sagte Pookie. »Ich würde zu gern wissen, was ihm in der Sekunde durch den Kopf gegangen ist.«
»Ich wette, es tut ihm leid, dass er zu geizig war, jemanden aus der Nachbarschaft für den Job anzuheuern.«
»Okay, Kinder, Schluss mit lustig«, sagte Spandau. »Von mir aus können wir uns morgen kleine Kätzchen in der Mikrowelle angucken, aber jetzt ruft die Arbeit.« An Leo gewandt: »Leite das
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