Tanz mit dem Teufel
Aufhebens um die Sache machen. Außerdem hätte er dann das große Finale im Beverly Wilshire nicht hinlegen können. Walter wusste immer ganz genau, was er tat.«
Bernie beugte sich vor, schlug eine dicke Akte auf dem Schreibtisch auf, blätterte sie durch.
»Seine Vermögensverhältnisse sind bestens geordnet, dafür hat er gesorgt. Überhaupt hat er diese Verfügungen schon vor einer Ewigkeit getroffen, es kann also keine Rede davon sein, dass er nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen wäre oder so. Falls nicht noch plötzlich jemand auftaucht, der das Testament anfechten will, müsste alles reibungslos über die Bühne gehen. Ich wüsste allerdings nicht, wer das sein sollte. Er hatte weder Kinder noch lebende Verwandte, und die Exfrauen sind allesamt abgefunden oder wiederverheiratet. Die offizielle Testamentseröffnung ist erst nächste Woche, aber wenn nicht in letzter Sekunde irgendwas dazwischenkommt, erben Sie so gut wie alles. Walter wollte, dass ich es Ihnen möglichst schnell sage.«
Der Anwalt gönnte Spandau eine kurze Pause zum Durchatmen.
»Er hat seiner Haushälterin eine hübsche Rente hinterlassen, und ein paar Freunde bekommen auch etwas ab – Pancho zum Beispiel, für eine neue Küche –, aber den Rest erben Sie: das Haus in Palisades, die anderen Immobilien und natürlich auch die Aktien. Walter hatte sein Geld klug angelegt, da kommt also einiges zusammen, mein Freund. Sie stehen glänzend da. Und dann wäre da ja auch noch die Agentur. Die gehört von nun an ebenfalls Ihnen, wenn Sie sie weiterführen wollen. Mit einigen kleinen Einschränkungen. Sie dürfen zum Beispiel nicht den Namen ändern, in dem Punkt war Walter eisern. Die Detektei geht nur an Sie über, wenn Sie sich an Walters Auflagen halten. Falls Sie ablehnen, mache ich den Laden dicht. Sie werden mir jetzt aber nicht in Ohnmacht fallen, oder?«
Spandau schüttelte den Kopf, stand auf und trat ans Fenster. Bernie konnte sein Gesicht nicht sehen.
»Der Mistkerl«, murmelte Spandau.
»Wir sind schon dabei, eine genaue Aufstellung der Vermögenswerte vorzunehmen, sodass ich Ihnen dann bei der Testamentseröffnung einen genaueren Überblick bieten kann. Sie können das Ganze jetzt erst mal ein bisschen sacken lassen, aber bis zu dem Termin nächste Woche brauche ich Ihre endgültige Entscheidung. Wie auch immer sie ausfällt – Walter wollte, dass sie die laufenden Fälle noch abschließen. Insbesondere den Auftrag für Frank Jurado und die Sache mit Charlie Marston. Die Finanzierung der Ermittlungen ist gesichert. Ist das für Sie akzeptabel?«
»Sicher.«
»Walter war ein guter Kerl«, sagte Bernie. »Er hat es sich bloß nicht anmerken lassen.«
»Ein meisterhafter Strippenzieher, das war er.«
»Stimmt«, nickte Bernie. »Und genau das habe ich am meisten an ihm bewundert. Ich konnte nie verstehen, warum er nicht in die Politik gegangen ist.«
47
Spandau trommelte Pookie, Leo und Tina am Empfang zusammen und setzte sie von den neuesten Entwicklungen in Kenntnis.
»Wahnsinn!«, staunte Leo.
»Und?«, fragte Pookie. »Was wird jetzt aus der Agentur? Du übernimmst sie doch, oder?«
»Ich weiß nicht.«
»Mensch, David …«
»Es ist komplizierter, als du denkst. Ich muss auch Anna berücksichtigen und noch vieles andere.«
»Soll ich mich nach einem neuen Job umsehen?«, fragte Tina.
»Walter hat festgelegt, dass wir die laufenden Fälle noch abschließen sollen. Geld ist genug da, wir können uns also Zeit lassen. Und wenn alle Stricke reißen, gibt es für jeden eine Abfindung. Walter hat an alles gedacht. So schlimm wird es schon nicht werden.«
»Und was, wenn’s mir hier gefällt?«, fragte Pookie. »Vielleicht hänge ich ja an dem Job.«
»Wir hängen alle an dem Job«, entgegnete Spandau. »Aber man muss eben auch mal in den sauren Apfel beißen. Was würde Walter jetzt sagen? Arschbacken zusammenkneifen und zurück an die Arbeit. Und das gilt für uns alle.«
Nachdem sich die kleine Versammlung aufgelöst hatte, wandte Leo sich an Spandau:
»Ich hab jetzt die Info zu Oregon, die du wolltest.«
»Du hast den Ort gefunden?«
»Ort, Name, Adresse, alles.«
Sie gingen in Spandaus Büro. Leo loggte sich ein und rief die Kirchen-Website auf.
»Die sind erst seit einem Jahr im Netz, aber seitdem schreibt Father Paul fast jeden Tag irgendwas in sein Blog. Heute geht’s um … lass mal sehen … aha, super, die putzigen Eichhörnchen, die draußen rumtollen. Ist ja wie bei Bambi,
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