Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
»Guten
Morgen, Baby. Ah, die Sonne scheint, aber es sieht trotzdem nach Regen aus. Gestern Abend ist es bei dir zugegangen wie in einem Bienenstock. Wenn du nicht bald wach wirst, kriegst du von dem Aufhebens, das alle um dich machen, gar nichts mit. Eigentlich wollte ich dir Blumen holen, aber ich wollte dich nicht so lange alleine lassen. Wenn du wieder wach bist, hole ich das einfach nach. Hättest du gerne einen hübschen Blumenstrauß? Los, She-Body, dann mach die Augen auf.«
Er zog ihre Hand unter der Bettdecke hervor und presste sie an seine Wange. Auch an ihrem Unterarm wies sie dort, wo sie über den Bürgersteig geschlittert war, hässliche Abschürfungen auf.
»Nun komm schon, komm zurück. Wir haben heute jede Menge vor. Schließlich ziehen wir heute um.«
Er hielt weiter ihre Hand und drehte nur den Kopf, als Mavis lautlos ins Zimmer trat.
Wortlos trat sie auf ihn zu und strich ihm über das Haar.
»Wie bist du an den Drachen vorbeigekommen?«
»Ich habe einfach behauptet, dass ich ihre Schwester bin.«
Er musste die Augen schließen, sonst hätte er geweint. »Das bist du schließlich auch beinahe. Sie ist immer noch bewusstlos.«
»Ich wette, sie weiß trotzdem, dass du da bist.« Mavis beugte sich zu ihm herunter und drückte ihre Lippen sanft auf seine Wange. »Leonardo holt noch ein paar Blumen. Wenn sie wach wird, freut sie sich darüber sicher.«
»Wir haben gerade darüber gesprochen. Oh, Himmel.« Er drehte den Kopf und presste sein Gesicht an ihre Seite, während er mit den Tränen rang.
Sie strich ihm erneut über das Haar, bis sein Körper
nicht mehr bebte und sein Atem wieder ruhiger ging. »Ich setze mich gerne etwas zu ihr, falls du ein bisschen an die frische Luft willst oder so.«
»Ich kann nicht.«
»Kein Problem.«
Gemeinsam verfolgten sie das gleichmäßige Heben und Senken von Peabodys Brust. »Louise hat heute Nacht ein paar Mal nach ihr gesehen. Ich glaube, sie und Charles waren bis zum frühen Morgen hier.«
»Ich habe ihn im Warteraum gesehen. Was macht Dallas?«
»Sie macht Jagd auf diesen Schweinehund. Sie ist hinter der Bestie her, die Dee so zugerichtet hat.«
»Sie wird den Kerl erwischen.« Mavis strich ihm noch einmal aufmunternd über den Arm und zog dann einen Stuhl für sich neben das Bett.
»Warte, tut mir leid, lass mich das machen. Du sollst schließlich nichts Schweres tragen.«
Auch wenn der Klappstuhl sicher kaum zwei Kilo wog, ließ sie es geschehen, dass er ihn für sie trug. »McNab, es gibt nicht viel, was wir - Leonardo und ich - augenblicklich für euch tun können. Aber wir können eure Sachen in die neue Wohnung transportieren und sie schon mal einrichten, damit sie fertig ist, wenn Dee entlassen wird.«
»Das ist jede Menge Zeug. Ich will nicht, dass …«
»Wir würden es wirklich gerne machen, wenn du nichts dagegen hast. Dann kannst du sie, wenn es ihr wieder besser geht, einfach über die Schwelle tragen wie eine junge Braut. Du musst jetzt hier bei ihr bleiben. Lass uns das bitte für euch tun.«
»Ich … das wäre wunderbar. Danke, Mavis.«
»He, schließlich seid ihr dann unsere Nachbarn.«
»Aber du, äh, darfst nichts Schweres tragen. Schließlich
musst du daran denken, was das Beste für das Kleine ist.«
»Keine Angst.« Sie rieb sich ihren dicken Bauch. »Das tue ich.«
»Ich habe das Gefühl, als würde ich jeden Augenblick zusammenbrechen. Dann geht es einen Moment lang wieder besser, und ich …« Plötzlich richtete er sich kerzengerade auf. »Ich glaube, sie hat sich bewegt. Hast du das gesehen?«
»Nein, aber ich -«
»Sie hat sich bewegt. Die Finger.« Er drehte die Hand, die er hielt. »Ich habe es gespürt. Los, Peabody, wach auf.«
»Jetzt habe ich es auch gesehen.« Mavis vergrub ihre Finger schmerzhaft in seiner Schulter und beugte sich aufgeregt nach vorn. »Sieh nur, sie versucht die Augen aufzumachen. Soll ich jemanden holen?«
»Warte. Warte.« Er stand auf und beugte sich über das Bett. »Mach die Augen auf, Peabody. Ich weiß, dass du mich hören kannst. Schlaf ja nicht wieder ein. Komm schon, sonst kommst du zu spät zum Dienst.«
Sie machte ein Geräusch - teils Gurgeln, teils Stöhnen und teils Seufzen -, das wie Musik in seinen Ohren klang. Dann schlug sie flatternd ihre Lider auf und sah ihn aus geschwollenen, blau-schwarz verfärbten Augen an.
»Na endlich.« Die Tränen schnürten ihm die Kehle zu, doch er schluckte sie herunter und sah sie grinsend an.
»Was ist passiert?«
»Du
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