Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
neuerlicher Koffeinschub ihr im Augenblick eher schaden würde, sehnte sie sich nach einer Tasse Kaffee. Sie bestellte zwei. »Was haben Sie gesehen?«
»Den Überfall. Auf Peabody. Gott, ich lag gerade in der Badewanne. Ich dachte, dass mich ein heißes Bad vor dem Zubettgehen entspannt. Ich habe sie laufen gesehen - auf einem Bürgersteig durch eine Straße. Er - er ist einfach auf sie zugesprungen. Es ging blitzschnell, und das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich wie eine verdammte Forelle mit dem Bauch nach oben in der Wanne schwamm. Ich habe versucht Sie zu erreichen.«
»Da war ich schon am Tatort, und hinterher war ich im Krankenhaus. Ich habe bisher kaum eine der Nachrichten auf meinem Link und meinem Handy abgehört.«
»Er hat sie niedergeschlagen. Er hat auf sie eingetreten, aber sie hat sich gewehrt. Er hat sie verletzt. Es war einfach entsetzlich. Einen Augenblick lang dachte ich, sie wäre tot …«
»Das ist sie nicht. Sie hat überlebt.«
Celina hielt die Kaffeetasse mit beiden Händen fest. »Sie ist nicht wie die anderen. Ich verstehe einfach nicht, weshalb er sie überfallen hat.«
»Ich schon. Erzählen Sie mir einfach, was Sie gesehen haben. Ich brauche sämtliche Details.«
»Es ist alles sehr unscharf. Das ist unglaublich frustrierend.« Krachend stellte sie die Tasse vor sich ab. »Ich habe mit Dr. Mira telefoniert, aber sie ist nicht bereit, mich eher noch einmal in Hypnose zu versetzen. Sie schaltet auf stur. Ich wollte mich sofort hypnotisieren lassen. Ich weiß genau, dann würde ich auch Einzelheiten sehen. Aber ich habe gesehen - das heißt eher gehört -, wie jemand geschrien hat, wie Leute gerufen haben und wie er sie zurück auf die Straße geworfen hat. Ich habe gesehen, wie er in einen Wagen gesprungen ist. Es war ein Lieferwagen. Ich bin mir völlig sicher, dass es ein Lieferwagen war. Dunkel. Obwohl alles dunkel war. Er war verletzt. Er hatte Schmerzen.«
»Sie hat auf ihn geschossen.«
»Oh. Gut. Gut. Er hatte Angst. Ich spüre … es ist schwer, das zu erklären, aber ich spüre seine Angst. Nicht nur die Angst davor, gesehen oder erwischt zu werden, sondern eine andere Angst, die noch viel weiter geht. Vielleicht davor, dass er seine Mission nicht zu Ende bringen kann? Ich will es wissen, denn ich will Ihnen helfen. Können Sie nicht Dr. Mira dazu überreden, dass sie mich sofort hypnotisiert?«
»Wenn sie sich von Ihnen nicht dazu bewegen lässt, lässt sie sich von mir bestimmt nicht überreden.« Eve saß auf ihrem Schreibtisch und trommelte mit ihren Fingern auf ihrem Knie. »Würde es Sie weiterbringen, wenn ich einen persönlichen Gegenstand von jemandem bekäme, der meiner Meinung nach ein früheres Opfer von ihm war?«
»Möglich.« Mit vor Aufregung blitzenden Augen beugte sich Celina vor. »Dann bekäme ich vielleicht eine Verbindung wenn ich die bekäme, würde ich bestimmt auch etwas sehen.«
»Ich werde gucken, was ich tun kann. Ich weiß nicht, ob ich es heute schaffe, bei der Hypnosesitzung anwesend zu sein. Wir haben einen Durchbruch erzielt, weshalb ich jetzt nicht lockerlassen darf. Die Zeugen von gestern Abend haben ihn ziemlich gut gesehen.«
»Dem Himmel sei Dank. Wenn sie ihn identifizieren können, ist die Sache endlich vorüber. Dem Himmel sei Dank.«
»Ich versuche, Ihnen etwas von einem seiner Opfer zu besorgen und es Ihnen schnellstmöglich zu schicken, ja?«
»Rufen Sie mich einfach an, dann komme ich sofort noch einmal aufs Revier. Das mit Peabody macht mich vollkommen fertig, Dallas. Es macht mich richtiggehend krank.«
Irgendwann während der endlos langen Nacht fielen McNab die Augen zu. Er saß neben Peabodys Bett auf einem Stuhl, hatte das Gitter heruntergeklappt, um sie leichter zu erreichen, und als die Erschöpfung siegte, verschränkte er unter der Decke ihrer beiden Hände und legte seinen Kopf dicht neben ihre Brust.
Er hatte keine Ahnung, was ihn weckte - vielleicht das Piepsen der Monitore, das Schlurfen von Schritten vor der Tür oder das erste Tageslicht, das durch das Fenster fiel. Auf jeden Fall hob er plötzlich den Kopf, zuckte vor Schmerz zusammen, rieb sich den verspannten Nacken und betrachtete ihr schlafendes Gesicht.
Sie hatten die Schürfwunden und Prellungen noch nicht behandelt, und ihr Anblick brach ihm beinahe das Herz. Auch dass sie so völlig reglos dalag, war mehr, als er ertrug.
»Der neue Tag ist angebrochen.« Er räusperte sich leise, damit seine Stimme nicht mehr ganz so heiser klang.
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