Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
wirklich gut. Ich habe … die Seelenklempner würden sagen, ein paar uralte Probleme, mit denen ich alleine fertig werden muss. Falls Ihnen etwas
an meinem Verhalten auffällt, das die Ermittlungen gefährdet, erwarte ich, dass Sie mir das sagen. Davon abgesehen muss ich Sie als Partnerin und Freundin bitten, mich nicht weiter zu bedrängen.«
»Okay.«
»Okay. Dann fahren wir am besten weiter, bevor es hier zu einem Aufstand kommt, sie uns aus dem Wagen zerren und so lang auf uns rumtrampeln, bis jemand unsere Überreste von der Straße kratzt.«
»Einverstanden.«
Schweigend fuhren sie den nächsten Block hinab. »Ich setze Sie zu Hause ab«, erklärte Eve. »Wir brauchen beide Schlaf.«
»Heißt das, Sie fahren nach Hause, um alleine an dem Fall weiterzuarbeiten?«
»Nein.« Eve verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. »Ich treffe mich noch mit Dr. Mira, und dann fahre ich ebenfalls nach Hause und haue mich aufs Ohr. Vielleicht arbeite ich heute Abend noch ein bisschen weiter. Wenn Sie es genauso machen wollen, könnten Sie gucken, ob Sie bei der Kordel weiterkommen. Und Sie können versuchen rauszufinden, wo Abel Maplewood in der Nacht des Mordes war.«
»Okay. Und was machen wir mit Sanchez?«
»Darüber muss ich erst noch schlafen.«
Da sie völlig durcheinander war, war dies vielleicht ein guter - oder aber schlechter - Zeitpunkt für den Besuch bei einer Seelenklempnerin. So oder so wäre es bestimmt nicht klug, sagte sie den Termin bei Mira einfach ab.
Mira hätte kein Problem damit, von ihrer Sekretärin aber würde sie dafür bestimmt bestraft.
Deshalb lag sie eine halbe Stunde später nicht in ihrem weichen Bett, um den Schlaf nachzuholen, den sie
dringend nötig hatte, sondern saß in einem von Miras bequemen Sesseln und hielt eine Tasse Tee, den sie nicht wollte, in der Hand.
Mira hatte ein von weichem, hübschem, nerzbraunem Haar gerahmtes sanftes, anziehendes Gesicht und eine Vorliebe für attraktive, einfarbige Kostüme. Ihr heutiges Kostüm hatte die Farbe von Pistazieneis und passte ausgezeichnet zu der dunkelgrünen, dreireihigen Perlenkette, die sie trug.
Ihre Augen hatten dasselbe Blau wie ihre Sessel, und auch wenn sie immer freundlich blickten, übersahen sie nie auch nur das winzigste Detail.
»Sie sind erschöpft. Haben Sie letzte Nacht überhaupt ein Auge zugemacht?«
»Zwei Stunden. Aber ich habe ein Stärkungsmittel genommen.«
»Das ist gut und schön. Aber Schlaf ist besser.«
»Der steht als Nächstes auf meiner Liste. Erzählen Sie mir etwas über ihn.«
»Er ist wütend und hat eine Neigung zur Gewalt, wobei er seine Wut und die Gewalt auf Frauen lenkt. Ich glaube nicht, dass er die rote Kordel zufällig gewählt hat. Das Band war leuchtend rot, hatte also die Farbe, mit der man früher Huren gebrandmarkt hat. Aber seine Sicht von Frauen ist gespalten. Er sieht sie als Huren, die man nach Belieben benutzen und missbrauchen kann, aber die Pose und der Ort, an dem die Tote aufgefunden wurde, lassen darauf schließen, dass er gleichzeitig eine gewisse Ehrfurcht vor ihnen hat. Eine religiöse Pose, eine Burg. Hure, Madonna, Königin. Er wählt seine Symbole mit Bedacht.«
»Weshalb gerade Maplewood?«
»Sie glauben, dass er es speziell auf sie abgesehen hatte? Dass sie kein zufälliges Opfer war?«
»Er hat ihr aufgelauert. Ich bin mir also sicher, dass es ihm um sie ging.«
»Sie war allein und ungeschützt. Sie hatte ein Kind, aber keinen Mann. Vielleicht spielt das eine Rolle für ihn. Außerdem hat sie vielleicht durch ihr Aussehen, ihren Lebensstil oder irgendetwas anderes einer Frau geähnelt, die ihn stark beeinflusst hat. Sexualmorde mit Verstümmelungen werden oft von Männern begangen, die von einer starken Frauenfigur auf irgendeine Art missbraucht, erniedrigt oder verraten worden sind. Ihrer Mutter, einer Schwester, einer Lehrerin, einer Ehefrau oder Geliebten. Es ist unwahrscheinlich, dass er in der Lage ist, eine langfristige, gesunde, intime Beziehung zu einer Frau zu unterhalten.«
»Manchmal sind die Typen, die solche Taten begehen, auch einfach verdammte, mörderische Schweinehunde, weiter nichts.«
»Ja.« Mira nippte ruhig an ihrem Tee. »Manchmal sind sie auch das. Aber es gibt einen Grund, Eve. Es gibt immer einen Grund, ob real oder fiktiv. Bei Vergewaltigung geht es um Macht, mehr als um Gewalt und vor allem mehr als um Sexualität. Das gewaltsame Eindringen in einen anderen Menschen bringt diesem Angst und Schmerz. Man zwingt
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