Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
wüsste nicht, was uns das nützen sollte.«
Mira behielt ihr Lächeln bei. »Tja, das ist sicher etwas, worüber es sich nachzudenken lohnt. Und jetzt fahren Sie nach Hause, Eve, und legen sich ins Bett.«
5
Da Eve nichts anderes mehr wollte als ein paar Stunden des Vergessens, würde sie Miras Ratschlag befolgen, schnurstracks nach Hause fahren und sofort schlafen gehen.
Auf ihrem Anwesen herrschte noch immer Sommer. Perfekte Sommerblumen blühten in leuchtenden Farben am Rand der schimmernd grünen Rasenfläche, auf die eine Reihe hoher, dickblättriger Bäume kühle Schatten warf.
Das Haus mit seinen Türmen, Spitzen und elegant geschwungenen Terrassen thronte über allem: es war teils Burg, teils Festung, vor allem aber ihr Daheim.
Das Allerbeste war, dass in dem Haus ein Bett mit ihrem Namen stand.
Sie ließ den Wagen vor der Eingangstreppe stehen, und als sie sich daran erinnerte, dass sie vergessen hatte, den Blödmännern im Fuhrpark deutlich zu verstehen zu geben, was sie von ihnen hielt, trat sie beim Aussteigen erbost gegen die Tür. Dann aber vergaß sie ihren Ärger und schleppte sich ins Haus.
Er lauerte ihr wieder einmal auf. Summerset war eindeutig der Weltmeister im Lauern. Seine knochige Gestalt wie stets in einem schwarzen Anzug, die arrogante
Nase in die Luft gereckt, Galahad zu seinen Füßen, stand er mitten im Foyer. Eve war der festen Überzeugung, dass Roarkes Majordomus sich keine Gelegenheit, ihr irgendwelche Seitenhiebe zu verpassen, je entgehen ließ.
»Sie kommen früher als erwartet und haben den Tag anscheinend überstanden, ohne dass Ihre Garderobe allzu sehr gelitten hat. Das muss ich in meinen Kalender schreiben.«
»Sie nerven, wenn ich spät bin, und Sie nerven, wenn ich früher komme. Am besten melden Sie sich mal zu einem Wettkampf der Nervensägen an.«
»Sie haben Ihr Vehikel, das eine Beleidigung fürs Auge ist, nicht ordnungsgemäß in der Garage abgestellt.«
»Und ich habe Ihre Visage, die eine noch viel größere Beleidigung fürs Auge ist, noch nicht zu Brei geschlagen. Schreiben Sie sich das auch in Ihren Kalender, Affengesicht.«
Obgleich er um eine Antwort nicht verlegen war, beschloss er, sie sich für einen späteren Zeitpunkt aufzuheben, denn sie hatte schwarze Ringe unter den Augen und wandte sich bereits der Treppe zu. Hoffentlich ginge sie schnurstracks ins Bett.
Er blickte auf den Kater, wies mit einem »Das sollte für den Augenblick genügen« Richtung Treppe, und Galahad trottete gehorsam los.
Sie dachte kurz daran, erst noch ihren Bericht zu schreiben, den Computer ein paar Wahrscheinlichkeitsberechnungen durchführen zu lassen und vielleicht im Labor anzurufen, um zu fragen, ob der Sturschädel schon weitergekommen war.
Aber ihre Füße führten sie direkt ins Schlafzimmer, wo Galahad sie überholte, Anlauf nahm und dafür, dass er ein solcher Fettkloß war, erstaunlich elegant auf der Matratze ihres Bettes landete.
Dann wandte er sich Eve mit zusammengekniffenen zweifarbigen Augen zu.
»Ja, gute Idee. Ich komme sofort nach.«
Sie zog ihre Jacke aus, warf sie auf das Sofa und warf ihr Waffenhalfter hinterher. Dann nahm sie auf der Sofalehne Platz, streifte sich die Stiefel von den Füßen und kam zu dem Ergebnis, dass mehr nicht nötig war.
Anders als der Kater kroch sie mühselig auf die Matratze, streckte sich dort bäuchlings aus, während sich Galahad auf ihren Hintern setzte und nach einer zweimaligen Drehung ebenfalls zur Ruhe kam, zwang sich an nichts zu denken. Sie schlief auf der Stelle ein.
Sie spürte, dass der Albtraum kam. Spürte, wie sich ihr Hals furchtsam zusammenzog. Sie warf sich auf der Matratze hin und her und ballte ihre Fäuste, doch es war ein aussichtsloser Kampf, den sie wie jedes Mal verlor.
Der Traum führte sie in die Vergangenheit zurück.
Doch nicht in den kleinen, schmutzstarrenden Raum in Dallas, den Ort des allergrößten Grauens. Es war dunkel, aber sie sah kein trübes rotes Licht, und die Luft war auch nicht eisig kalt. Stattdessen sah sie Schatten, spürte eine feuchte Hitze, roch den süßlichen Gestank von welken Blumen.
Sie konnte Stimmen hören, die Worte aber nicht verstehen. Sie hörte leises Schluchzen, wusste aber nicht, woher es kam. Sie war in einem Labyrinth, in dem es jede Menge Ecken, Sackgassen und Hunderte verschlossener Türen gab.
Sie fand weder einen Weg heraus noch einen Weg hinein. Ihr Herzschlag setzte zu einem regelrechten Trommelwirbel an. Sie wusste, dass dicht hinter
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