Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
sich diesem Menschen nicht nur auf, sondern man zwingt sich in ihn hinein. Der darauf folgende Mord führt die Tat dann noch auf eine andere Ebene. Es ist Zeichen der ultimativen Kontrolle, die man über einen anderen Menschen hat. Die Methode - das Erwürgen - ist sehr persönlich und intim.«
»Ich glaube, es hat ihm einen Kick versetzt. Er hat ihr, während er sie stranguliert hat, ins Gesicht geblickt. Hat ihr beim Sterben zugesehen.«
»Das glaube ich auch. Wir können nicht wissen, ob er ejakuliert hat, weil wir keinen Samen gefunden haben,
aber ich glaube nicht, dass er impotent ist. Vielleicht ist er impotent, wenn er keine Gewalt anwenden kann, aber wenn er nicht zum Orgasmus hätte kommen können, hätte er sein Opfer sowohl vor als auch nach dem Tod noch stärker verletzt.«
»Ihr die Augen rauszuschneiden ist eine grobe Verletzung.«
»Auch das ist ein Symbol. Er genießt Symbole. Er hat sie blind gemacht. Sie hat keine Macht mehr über ihn, weil sie ihn nicht sehen kann - oder nur auf die Art, die er ihr erlaubt. Es ist ein starkes und wahrscheinlich das für ihn wichtigste Symbol. Er hat ihr die Augen weggenommen - hat sie nicht nur zerstört - was schneller, einfacher und noch brutaler wäre -, sondern hat sie sorgfältig aus den Augenhöhlen gelöst. Augen sind ihm wichtig. Sie haben eine Bedeutung für ihn.«
Sie hatte blaue Augen. Dunkelblaue Veilchenaugen wie ihr Kind. »Vielleicht präpariert er sie. Vielleicht ist er Augenarzt, Arzthelfer oder Techniker.«
Mira schüttelte den Kopf. »Es würde mich überraschen, wenn er täglich mit Frauen zusammen arbeiten oder sie gar behandeln würde. Meiner Meinung nach lebt er allein und hat einen Job, bei dem er allein oder hauptsächlich mit Männern zusammen arbeiten kann. Er ist organisiert, aber er ist auch bereit, große Risiken einzugehen. Und er ist stolz. Er hat sie nicht nur an einem öffentlichen Ort überfallen und getötet, sondern hat sie dort am Ende regelrecht zur Schau gestellt.«
»Nach dem Motto, seht euch meine Arbeit an und fürchtet euch vor mir.«
»Genau. Falls er es nicht persönlich auf Elisa abgesehen hatte, falls sie nur symbolisch für irgendetwas stand, ist seine Arbeit sicherlich noch nicht beendet. Er ist organisiert genug, um sein nächstes Opfer bereits ausgesucht
zu haben. Er macht sich mit ihren Gewohnheiten vertraut und entwickelt eine Strategie, wo er sie am besten überfallen kann.«
»Zehn Sekunden dachte ich, dass vielleicht ihr Vater sie auf dem Gewissen hat. Er hat ein ellenlanges Vorstrafenregister, aber er ist angeblich schon seit Tagen nicht mehr in der Stadt. Wir überprüfen noch, ob er tatsächlich in der Mordnacht nicht hier in New York war, aber vom Gefühl her würde ich nicht sagen, dass die Tat auf diese Art persönlich war.«
»Wegen der Symbole.« Mira nickte mit dem Kopf. »Ja, das sehe ich genauso, außer Sie finden heraus, dass genau diese Symbole für ihn und seine Tochter wichtig waren. Ich gehe davon aus, dass der Täter Maplewood nicht wirklich persönlich kannte, sondern dass sie einfach das Symbol für irgendetwas war.«
»Ich werde ein paar Wahrscheinlichkeitsberechnungen durchführen, und außerdem gehen wir der Kordel nach. Das ist eine gute Spur.« Trotzdem sah sie Mira stirnrunzelnd an. »Was halten Sie von Frauen, die behaupten, dass sie Hellseherinnen sind?«
»Nun, da ich eine Tochter habe, die ein Medium ist …«
»Oh ja. Richtig.« Während sie weiter grübelte, wartete Mira geduldig ab. »Ich hatte heute Morgen Besuch«, setzte sie an und erzählte von Celina.
»Haben Sie einen Grund, daran zu zweifeln, dass sie die Wahrheit sagt?«
»Außer meinem Widerstreben, an derartiges Zeug zu glauben, nein. Ihre Überprüfung hat nichts Negatives ergeben. Trotzdem ist es ein bisschen ärgerlich zugeben zu müssen, dass ihre Aussage die beste Spur ist, die ich bisher habe.«
»Sie werden also wieder mit ihr sprechen?«
»Ja. Meine persönlichen Vorurteile und mein Unbehagen gegenüber solchen Dingen haben mit meiner Arbeit nichts zu tun. Wenn sie uns weiterbringen kann, werde ich sie auf jeden Fall benutzen.«
»Es gab eine Zeit, als es Ihnen fast genauso widerstrebt hat, mit jemandem wie mir zu reden«, erinnerte die Psychologin sie.
Eve hob den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht aus genau demselben Grund. Sie haben für meinen Geschmack immer viel zu viel gesehen.«
»Vielleicht tue ich das immer noch. Sie sehen nicht nur erschöpft, sondern vor allem
Weitere Kostenlose Bücher