Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
Burger in der Hand, stand sie hinter ihrem Schreibtisch auf und trat näher an den Wandbildschirm heran. Manchmal nahm man ein Muster einfach deshalb wahr, weil man es wahrnehmen wollte, und manchmal war es wirklich da.
In diesem Sektor trieb er sich herum, davon war sie
überzeugt. Er ging dort ins Fitness-Studio und kaufte dort auch seine Kleider ein. Weil er dort lebte oder arbeitete. Weil diese Gegend sein Zuhause war. Dort wurde er gesehen, dort war er bekannt.
Sie ging in das Arbeitszimmer ihres Mannes, der hinter seinem Schreibtisch saß und Pasta mit Meeresfrüchten genoss. Sie hörte das leise Summen seines Laserfaxes und auch sein Computer signalisierte eine eingehende Nachricht.
»Du kriegst Post«, erklärte sie.
»Ich erwarte die Berichte zu verschiedenen Projekten«, antwortete er, ohne von seinem Teller aufzusehen. »Aber die können noch ein bisschen warten. Bis jetzt habe ich noch nichts für dich.«
»Komm bitte kurz mit rüber und sieh dir dort was an.«
Er nahm seinen Kaffee mit in ihr Büro, und sie zeigte auf den Wandbildschirm und wollte von ihm wissen, was er darauf sah.
»Einen Sektor des West Village. Und ein Muster.«
»Das sehe ich auch. Ich will mir als Erstes ein paar Wohnungen und Häuser in der Ecke ansehen. Bevor du etwas sagst, nein, ich habe keine Ahnung, wie viele Häuser und Appartements es dort gibt. Und ich weiß, es ist ziemlich weit hergeholt, aber …«
»Vielleicht lebt er dort. Deshalb wirst du dir ein Verzeichnis der Bewohner aller Häuser holen und Familien, Paare sowie alleinstehende Frauen streichen, bis du nur noch allein lebende Männer hast.«
»Du hättest zur Polizei gehen sollen.«
Er wandte sich ihr zu. »Ist der Gedanke, dass ich möglicherweise Geburtshelfer für Mavis spielen muss, nicht schon fürchterlich genug?«
»Tut mir leid. Es wird sicher ziemlich lange dauern,
bis ich alle Namen habe, und vielleicht wohnt er ja auch einen oder fünf Blocks außerhalb dieses Bereichs und arbeitet nur dort. Oder er kauft dort nur ein und geht dort ins Fitness-Studio, obwohl er in New Jersey lebt.«
»Aber du hältst es für wahrscheinlich, dass er in diesem Sektor ein Haus oder eine Wohnung hat.«
»Es geht wahrscheinlich schneller, das herauszufinden, wenn du mir dabei hilfst.«
Er blickte nochmals auf den Bildschirm und nickte mit dem Kopf. »Nehmen wir mein oder dein Arbeitszimmer?«
Als Eve um kurz nach eins endlich auf die Matratze ihres Bettes krabbelte, wusste sie, sie hatte eine Spur. sie hoffte, musste hoffen, dass er mit seinem nächsten Raubzug lange genug warten würde, bis sie wusste, wer er war.
»Zwischen Kates, Breen und Maplewood hat er jeweils zwei Monate gewartet. Wenn er sich an diesen Zeitplan hält, werde ich ihn erwischen, bevor er den nächsten Mord begeht.«
»Mach die Augen zu, Lieutenant.« Roarke zog ihren Kopf an seine Schulter, weil sie nur selten schlechte Träume hatte, wenn er sie fest in seinen Armen hielt. »Mach die Augen zu und schlaf.«
»Ich bin ihm auf den Fersen. Ich weiß, dass ich ihm auf den Fersen bin«, murmelte sie mit müder Stimme und schlief tatsächlich sofort ein.
Er wartete auf sie. Er wusste, dass sie kommen würde. Sie nahm immer diesen Weg. Eilig, gesenkten Hauptes und beinahe lautlos, weil sie in Schuhen mit dicken, weichen Sohlen lief. Nach Ende ihrer Schicht tauschte sie die hochhackigen Hurenschuhe, die sie trug, wenn sie die Kerle bediente, die ihr lüstern in den Ausschnitt gafften,
wenn sie ihnen ihre Getränke brachte, gegen die bequemen Treter ein.
Doch sie blieb eine Hure, was auch immer sie an ihren Füßen trug.
Immer noch gesenkten Hauptes würde sie demnächst an ihm vorüberlaufen und das Licht der Straßenlaterne verliehe ihren Haaren einen fast goldenen Glanz.
Die Leute würden denken: was für eine hübsche Frau, was für eine hübsche, junge, nette, ruhige Frau. Aber sie hatten keine Ahnung. Er wusste, wie es in ihrem Innern aussah. Er kannte die Verbitterung und Schwärze, die sie hinter der freundlichen Fassade vor aller Welt verbarg.
Er spürte die zunehmende Erregung, während er auf der Lauer lag. Zorn und Freude, Angst und Glück. Jetzt wirst du mich endlich einmal zur Kenntnis nehmen, du elendiges Miststück.
Wir werden sehen, wie es dir gefällt.
Sie hielt sich für so hübsch. Stolzierte gerne nackt vor ihrem Spiegel oder vor den Männern auf und ab, von denen sie sich berühren ließ.
Du wirst nicht mehr hübsch sein, wenn ich erst mit dir fertig
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