Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
fahren wir beide hin«, verbesserte sie sich, da auch er inzwischen angezogen war.
»Celina?«
»Sie muss alleine damit klarkommen.« Eve legte ihr Waffenhalfter an. »Wir alle müssen selber mit den Dingen klarkommen, die in unseren Köpfen sind. Also, fahren wir.«
Sie ließ ihn hinters Steuer. Auch wenn es sie in ihrer Ehre kränkte, dass er besser fuhr als sie, war dies für einen Streit eindeutig nicht der rechte Augenblick.
Es war auch nicht der rechte Augenblick, um einem Medium gegenüber allzu argwöhnisch zu sein. Deshalb riss sie ihr Handy aus der Tasche und bat wegen eines
möglichen Überfalls um die Entsendung eines Streifenwagens in den Memorial Park.
»Sie sollen nach einem großen, muskulösen Typen Ausschau halten. Mindestens einen Meter neunzig groß, vielleicht hundertdreißig Kilo. Falls sie ihn entdecken, sollen sie vorsichtig sein. Er könnte bewaffnet und sehr gefährlich sein.«
Eve beugte sich nach vorn, als könnte sie die Fahrt in Richtung des südlichen Manhattan dadurch noch beschleunigen. »Vielleicht hat sie auch etwas gesehen, das erst noch passieren wird, und nichts, was schon passiert ist. Vielleicht hat sie einfach eine - wie nennt man es doch gleich?«
»Eine Vorahnung gehabt.«
»Genau.« Doch ihr schmerzlich zusammengezogener Magen machte deutlich, dass das bloßes Wunschdenken war. »Ich bin ihm auf den Fersen. Gottverdammt, ich weiß, dass ich ihm auf den Fersen bin.«
»Falls er heute einen Mord begangen hat, hat er keine zwei Monate gewartet.«
»Vielleicht hat er das nie.«
Sie wählten den westlichen Eingang neben dem Memorial Place und hielten direkt hinter einem Streifenwagen an.
»Wie viele Ein- und Ausgänge hat dieser Park? Drei, vier?«
»So ungefähr. Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, der Park ist nicht besonders groß. Es ist einer der kleineren, geschmackvolleren Orte, die man zum Gedenken an die Opfer des 11. September 2001 errichtet hat.«
Sie überquerten den Bürgersteig und Eve zog ihre Waffe, ehe sie durch die steinerne Bogentür den Park betrat.
Es gab ein paar Bänke, einen kleinen Teich, große
Bäume, Blumenkübel und die Bronzestatue eines Feuerwehrmannes, der eine Fahne schwenkte.
Eve ging an der Statue vorbei und plötzlich drang ein leises Würgen an ihr Ohr.
Sie folgte dem Geräusch, lief eilig Richtung Süden und sah den uniformierten Beamten, der auf Händen und auf Knien in einem Beet mit weißen Blumen kauerte und sich dort übergab.
»Officer -« Dann sah sie die Bank und darauf die tote Frau. »Kümmer dich um ihn«, bat sie ihren Mann und ging zu dem zweiten uniformierten Beamten, der in einiger Entfernung in sein Handy sprach.
Sie zückte ihren Dienstausweis. »Dallas.«
»Officer Queeks, Lieutenant. Wir haben sie eben erst entdeckt. Ich wollte den Fund gerade melden. Außer ihr haben wir niemanden gesehen. Ich habe ihren Puls gefühlt, um zu sehen, ob sie vielleicht noch lebt. Sie ist noch warm.«
»Sperren Sie die Umgebung ab.« Sie warf einen Blick auf den anderen jungen Mann. »Meinen Sie, dass er sich bald berappeln wird?«
»Er wird bald wieder zu sich kommen, Lieutenant. Er kommt frisch von der Akademie«, fügte er hinzu und sah Eve mit einem schmerzlichen Lächeln an. »Das haben wir alle irgendwann mal durchgemacht.«
»Bringen Sie ihn wieder auf die Beine, Queeks. Sperren Sie die Umgebung ab und durchsuchen Sie den Park. Aber seien Sie vorsichtig. Dies ist nicht der Ort, an dem er sie getötet hat. Es muss noch eine andere Stelle geben. Ich rufe die Zentrale an.«
Damit zog sie ihr eigenes Handy aus der Tasche und hielt es an ihr Ohr. »Zentrale, hier spricht Lieutenant Eve Dallas.«
»Verstanden.«
»Wir haben einen Mord. Ein einzelnes weibliches Opfer in der Südwestecke des Memorial Park. Kontaktieren Sie Detective Delia Peabody und schicken Sie sie her.«
»Verstanden, Lieutenant Eve Dallas. Zentrale, Ende.«
»Das hier wirst du brauchen«, hörte sie hinter sich Roarkes Stimme, drehte den Kopf und sah, dass er einen Untersuchungsbeutel in den Händen hielt.
»Ja. Du hältst dich bitte von ihr fern.« Sie klemmte sich den Rekorder an den Aufschlag ihrer Jacke und sprühte ihre Hände mit Versiegelungsspray ein.
Er verfolgte, wie sie sich dem Opfer näherte und mit der Aufnahme des Fundortes begann.
Es war einfach immer wieder faszinierend, ihr bei der Arbeit zuzusehen, dachte er erneut. Und manchmal auch entsetzlich traurig.
In ihrem Blick lag neben Mitleid heißer Zorn. Sie hatte
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