Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
meine Arbeit konzentrieren kann. Mehr nicht.«
»Und falls sich jemand … Zugang zu ihrem Schlafzimmer verschaffen könnte, während sie woanders ist, um ihr Link zu überprüfen, würden dadurch deine Zweifel ausgeräumt.«
»Ja.« Erst jetzt sah sie ihn wieder an. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ich dich darum bitte, eine Straftat zu begehen. Aber wenn sie mich wirklich von zu Hause angerufen hat, kann sie zum Zeitpunkt des Mordes unmöglich hier gewesen sein - denn schließlich hat ihr Anruf mich nur wenige Minuten nach Lilys Tod erreicht. Ich könnte natürlich eine offizielle Überprüfung ihres Links beantragen und mit ihrer Erlaubnis einen elektronischen Ermittler zu ihr nach Hause schicken, aber …«
»So unhöflich willst du nicht sein.«
Sie rollte mit den Augen. »Es ist mir scheißegal, ob ich unhöflich bin, aber ich habe keine Lust, mich lächerlich zu machen und mich vor allem mit jemandem zu überwerfen, der mir möglicherweise noch wertvolle Tipps für meine Arbeit geben kann.«
»Also dann, acht Uhr.«
Sie schwankte zwischen Erleichterung und Sorge. »Hör zu, ich gebe dir Bescheid, sobald sie auf der Wache ist. Pass auf alle Fälle auf, dass dich niemand sieht. Wenn sie dich erwischen -«
»Meine geliebte Eve«, erklärte er in einem Ton, der seine unendliche Geduld mit ihr verriet. »Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben, und das habe ich dir im Verlauf unserer Beziehung bereits mehrfach demonstriert. Deshalb kann ich wirklich nicht verstehen, weshalb du immer wieder das Bedürfnis hast, mich derart zu beleidigen.«
»Ich auch nicht. Nur kurz rein und wieder raus. Guck nur nach dem Link. Steck bloß nicht deine Nase auch noch in ihre Schränke oder so. Wenn sie mich wirklich von zu Hause angerufen hat, brauchst du dich nicht bei mir zu melden. Wenn sie gelogen hat, ruf mich bitte auf meinem privaten Handy an.«
»Sollten wir nicht vielleicht noch ein Codewort vereinbaren?«
Als er fröhlich grinste, bedachte sie ihn mit einem vernichtenden Blick. »Du kannst mich mal gerne haben.«
Lachend zog er sie an sich und gab ihr, da er sie wirklich gerne hatte, einen sanften Kuss. »Ich fahre jetzt nach Hause. Sieh zu, dass du auf dem Revier wirklich noch etwas Schlaf bekommst.«
Eve kehrte in den Memorial Park zu der toten, jungen Frau zurück und fragte sich, wie angesichts des neuerlichen Grauens auch nur an Schlaf zu denken war.
Es war immer schrecklich, die nächsten Angehörigen zu informieren, aber aus irgendeinem Grund war es noch schrecklicher, wenn man mitten in der Nacht dazu gezwungen war. Eve drückte auf die Klingel eines Hauses in der Lower West Side und machte sich darauf gefasst, ein Stück aus der Welt eines fremden Menschen herauszureißen, wie es durch einen Mord unweigerlich geschah.
Sie musste derart lange warten, dass sie gerade noch einmal klingeln wollte, als plötzlich das Licht der Gegensprechanlage blinkte und eine müde Stimme fragte: »Ja? Was ist?«
»Polizei.« Eve zückte ihre Dienstmarke und hielt sie vor die Kamera. »Wir müssen mit Carleen Steeple sprechen.«
»Verdammt, es ist vier Uhr morgens. Worum geht’s?«
»Sir, können wir bitte hereinkommen?«
Die Gegensprechanlage wurde ausgeschaltet, es folgte ein ärgerliches Zerren an einer metallenen Kette und schließlich schloss ihnen ein Mann in einer losen Baumwollhose auf. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er sie zornig. »Es gibt Leute, die um diese Zeit in ihren Betten liegen, wecken Sie ja nicht noch die Kinder auf.«
»Entschuldigen Sie die Störung, Mr Steeple«, bat Eve den Mann, der, wie sie wusste, Lilys Schwager war. »Ich bin Lieutenant Dallas, und das ist Detective Peabody. Wir müssen mit Ihrer Frau sprechen.«
»Andy?« Eine Frau mit kurzen, vom Schlaf zerzausten Locken streckte ihren Kopf durch eine Tür. »Was ist los?«
»Die Polizei. Hören Sie, wir haben den Drogendeal, den wir beobachtet haben, und die Junkies, die am helllichten Tag hier auf der Straße rumlungern, ordnungsgemäß gemeldet. Wir haben unsere Bürgerpflicht getan,
und ich weiß es ganz sicher nicht zu schätzen, wenn man uns deshalb mitten in der Nacht belästigt.«
»Wir sind nicht von der Drogenfahndung, Mr Steeple. Carleen Steeple?«, wandte sie sich an die Frau.
Die Frau kam in den Flur und band sich den Gürtel ihres Morgenmantels zu. »Ja.«
»Sie sind die Schwester von Lily Napier?«
»Ja.« Ein erstes Anzeichen von Furcht flackerte in ihren Augen auf. »Ist etwas passiert?«
»Es
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