Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
ins Wohnzimmer zurück, und nachdem das kleine Mädchen wieder eingeschlafen war, gesellte sich auch Peabody wieder dazu. Carleens Augen waren feucht, doch sie riss sich so gut es ging zusammen, stellte Eve anerkennend fest.
»Ich weiß, wie schwer das alles für Sie ist«, fing sie die Vernehmung an. »Wir fassen uns deshalb so kurz wie möglich und dann lassen wir Sie wieder allein.«
»Kann ich meine Schwester sehen?«
»Zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Tut mir leid. Ihre Schwester hat in O’Hara’s Grillrestaurant gearbeitet?«
»Ja. Seit fast fünf Jahren. Es hat ihr dort gefallen. Die Leute dort sind freundlich, es war in der Nähe ihrer Wohnung, und sie hat gutes Trinkgeld kassiert. Sie hat gerne abends gearbeitet, denn dadurch hatte sie die Nachmittage frei.«
»Hatte sie eine feste Beziehung?«
»Nein. Sie ist ab und zu mit irgendwelchen Männern ausgegangen, aber seit ihrer Scheidung war sie ein wenig scheu.«
»Und der Exmann?«
»Rip? Er hat wieder geheiratet und lebt inzwischen in Vermont. Ich glaube, dass er für sie die große Liebe war, nur sie eben leider nicht für ihn. Sie haben sich einfach auseinandergelebt. Es war eine furchtbar traurige Geschichte, aber wirklich hässlich war sie nicht.«
»Denken Sie ja nicht, er hätte irgendwas damit zu
tun«, erklärte Steeple Eve erbost. »Das war einer von diesen irren Junkies, wenn Sie versuchen, diese Sache ihrem Exmann anzuhängen, vergeuden Sie nur Ihre Zeit. Auch wenn er ein Trottel ist, weil er Lily sausen lassen hat, ist er ein anständiger Kerl, während das Schwein, das das getan hat -«
»Andy.« Leise schluchzend umklammerte Carleen seine Hand. »Nicht. Bitte reg dich nicht auf.«
»Tut mir leid. Tut mir leid. Aber wer auch immer das getan hat, läuft jetzt fröhlich durch die Gegend, und wir sitzen einfach hier herum. Als Nächstes wird sie wissen wollen, wo ich zum Tatzeitpunkt war und anderes ähnlich schwachsinniges Zeug. Oh, verdammt.« Er ließ den Kopf zwischen die Hände sinken. »Verdammt.«
»Je eher wir Antworten auf unsere Fragen haben, umso eher können wir Sie in Ruhe lassen. Wissen Sie, ob Lily von irgendjemandem belästigt worden ist?«
»Nein.« Während Carleen sprach, strich sie ihrem Mann über das Haar. »Sicher haben hin und wieder irgendwelche Typen im O’Hara’s versucht, mit ihr zu flirten, oder irgendwelche harmlosen Scherze ihr gegenüber gemacht, aber das war auch schon alles. Sie ist ein zurückhaltender Mensch. Lily ist eher zurückhaltend, aber, wie gesagt, es hat ihr dort gefallen. Die Leute dort sind nett. Wir gehen ab und zu dort essen. Sie hat in ihrem ganzen Leben keinem Menschen jemals wehgetan. Ich muss es unseren Eltern sagen. Sie leben inzwischen in South Carolina. Auf einem Hausboot. Sie … wie soll ich ihnen sagen, dass Lily nicht mehr lebt? Und wie bringen wir es Kiki bei?«
»Darüber denken wir am besten später nach«, sagte Steeple, bevor Eve etwas erwidern konnte, und blickte wieder auf. Anscheinend hatte er inzwischen seine Fassung zurückerlangt. »Am besten machen wir einen Schritt nach dem anderen, Schatz. War es wie bei der
anderen Frau?«, fragte er plötzlich Eve. »Ich habe es in den Nachrichten gesehen. Ich habe Sie in den Nachrichten gesehen. War es wie bei der anderen Frau?«
»Wir schließen es nicht aus.«
»Sie wurde -«
Eve sah es in seinen Augen. Verstümmelt. Doch er sprach das Wort nicht aus, sondern zog stattdessen seine Frau noch enger an seine Brust. »Diese andere Frau wurde im Central Park ermordet.«
»Ja. Mrs Steeple, hat Lily gerne Handarbeiten angefertigt?«
»Handarbeiten? Lily?« Ein unsicheres Lächeln umspielte Carleens Mund. »Nein. Sie hat nicht gern das Heimchen am Herd gespielt, wie sie es formuliert hat. Was eins der Probleme zwischen ihr und Rip gewesen ist. Er wollte eine Frau, die ihn umsorgt, doch der Typ war Lily einfach nicht.«
»Drüben in der Küche liegen Sets und Kissen, die selbst gemacht aussehen.«
»Und auf Kikis Bett liegt eine wunderschöne Decke«, fügte Peabody hinzu.
»Das habe alles ich gemacht. Als ich unseren Sohn Drew erwartete, habe ich, nein, haben wir beschlossen«, verbesserte sie sich und griff nach der Hand von ihrem Mann, »dass ich mich eine Zeit lang ausschließlich um die Kinder kümmere. Ich wollte bei ihnen zu Hause bleiben und sie selbst erziehen, aber schon nach kurzer Zeit fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich brauchte irgendwas zu tun, deshalb habe ich es mit Nähen, mit Sticken und mit Makramee
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