Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
deutlich übertrieben, aber wen interessierte das im Augenblick?
»Mehr kann es unmöglich gewesen sein. Als ich eben Ihren Bericht gelesen habe, kam mir ein Gedanke. Sie stehen jetzt seit ungefähr elf Jahren unter meinem Kommando, oder, Lieutenant?«
»Ja, Sir.«
»Das ist eine lange Zeit, und trotz dieser langen Zeit und Ihres Ranges scheinen Sie es nicht für nötig - oder auch nur für angeraten - zu halten, mich darüber zu informieren, dass Sie nicht nur total erledigt sind, sondern obendrein um acht ein wichtiges Gespräch mit einer Zeugin haben, als ich Sie angewiesen habe, sich um neun bei mir zu melden.«
Er schien eine ehrliche Antwort zu erwarten, und so dachte sie kurz darüber nach. »Nein, Sir.«
Er rieb sich die Nase. »Habe ich es mir doch gedacht. Haben Sie schon eins von den Dingern gegessen?« Er zeigte auf die Bagels.
»Nein, Sir, aber sie kommen frisch aus einem Automaten. Das heißt, sie sind so frisch, wie es hier auf der Wache möglich ist.«
»Essen Sie eins.«
»Wie bitte?«
»Sie sollen essen, Dallas. Bitte tun Sie mir den Gefallen, ja? Sie sehen entsetzlich aus.«
Sie nahm einen der süßen Kringel in die Hand. »So fühle ich mich auch.«
»Ich habe mit dem Bürgermeister gesprochen und für halb zehn ein Treffen mit ihm und mit Chief Tibble ausgemacht. Sie werden natürlich ebenfalls erwartet.«
»Im Büro des Bürgermeisters oder bei Chief Tibble, Sir?«
»Im Büro des Bürgermeisters. Aber ich werde die beiden Männer darüber informieren, dass Sie aufgrund Ihrer Ermittlungen leider verhindert sind.«
Sie antwortete nichts, doch ihr Gesichtsausdruck zauberte ein leises Lächeln auf Commander Whitneys vorher so ernstes Gesicht. »Sagen Sie mir, was Ihnen gerade durch den Kopf gegangen ist. Ungeschönt. Das ist ein Befehl.«
»Eigentlich habe ich gar nichts Richtiges gedacht. Ich habe Ihnen gedanklich die Füße geküsst, sonst nichts.«
Lachend brach er einen Bagel in der Mitte durch und biss gut gelaunt hinein. »Sie werden was verpassen. Es wird sicher lustig, denn immerhin haben Sie eigenmächtig einen öffentlichen Park gesperrt.«
»Ich musste den Tat- und Fundort sichern, bis die Spurensicherung dort fertig ist.«
»Der Bürgermeister wird entgegnen, dass der Täter den Berichten nach kaum Spuren hinterlassen hat, weshalb durch Ihr eigenmächtiges Vorgehen nicht nur sinnlos Einsatzkräfte und öffentliche Gelder vergeudet werden, sondern obendrein den Bürgern von New York der rechtmäßige Zugang zu einem öffentlichen Gelände vorenthalten wird.«
Auch wenn sie sicher nicht das Zeug zur Politikerin hatte, hatte sie sich die Konsequenzen ihres Handelns bereits ähnlich ausgemalt. »Es geht vor allem um das Timing. Höchstwahrscheinlich war er noch im Park, als die ersten Beamten dort erschienen sind. Er muss noch
ihr Blut an den Kleidern gehabt haben. Wenn es für ihn derart knapp war, hatte er bestimmt nicht mehr die Zeit, um sich zu säubern, bevor er abgehauen ist. Wir haben bereits erste Blutspuren gefunden. Vom Tatort Richtung Fundort und von dort nach Osten. Wenn wir diesen Spuren folgen, wenn wir ermitteln können, wohin er -«
»Glauben Sie, nur weil ich seit Jahren hinter einem Schreibtisch sitze, wüsste ich nicht mehr, wie diese Dinge laufen? Alles, was Sie finden, könnte wichtig sein, auch wenn der Bürgermeister das möglicherweise nicht versteht, wird Tibble es begreifen. Wir werden also dafür sorgen, dass er Sie auch weiter Ihre Arbeit machen lässt.«
»Danke, Sir.«
»Wie wollen Sie weiter vorgehen?«
»Ich will die Abteilung für elektronische Ermittlungen mit einbeziehen. Ich habe bereits eine Liste von allein lebenden Männern mit Wohnungen aus der Umgebung der von den Kundinnen besuchten Handarbeitsgeschäfte und in der Nähe einiger vor allem von Männern besuchter Fitness-Studios erstellt. Ich muss die Liste noch genauer durchgehen, aber vielleicht finden wir ja ein paar Namen, die nicht nur mit einer Wohnung, sondern auch mit den Handarbeitsgeschäften und einem der Fitness-Studios in Verbindung stehen. Einer dieser Namen ist dann der Name unseres Kerls. Feeney kriegt das sicher deutlich schneller hin als ich, und vor allem bin ich, wenn er die Computerarbeit übernimmt, für andere Sachen frei.«
»Dann fangen Sie am besten sofort an.«
Sie trat mit ihm zusammen in den Flur und kehrte dann in ihr eigenes Büro zurück.
Feeney zu briefen war das reinste Kinderspiel. Schließlich war er schon seit Jahren mit ihrer Art zu
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