Tanz mit mir - Roman
wir aufgehört, einander zu lieben?«, hörte sie sich dann sagen.
» Wir haben aufgehört?« Ross’ Gesicht ließ eine schmerzliche Enttäuschung erkennen. »Ich habe nicht aufgehört«, erklärte er verbissen. »Aber vielen Dank für die Erinnerung daran, wie du dich fühlst.«
»Ross!« Katie wollte seinen Arm packen, doch Ross stürmte schon mit großen Schritten auf den Parkplatz hinaus.
2
Lauren Armstrong hatte zum letzten Mal Netball gespielt, als sie vor über vier Jahren die Schule verlassen hatte, doch in ihrer Vorstellung war sie immer noch Verteidigerin – und würde es auch immer bleiben.
»Bleib einfach da stehen, Lauren«, hatte ihr Mrs. Hathaway immer von der Seitenlinie aus zugerufen. »Bleib stehen, streck deine langen Arme aus, und versuch ja keine Tricks!«
Lauren brauchte keine Tricks auszuprobieren, da sie seit ihrem vierzehnten Lebensjahr knapp 1,80 Meter groß war und damit die meisten anderen um gute zehn Zentimeter überragte. Sie war sogar fast zwanzig Zentimeter größer als ihre Mutter und etwa zweieinhalb Zentimeter größer als Mr. Huddart, der Direktor. Mrs. Hathaway wollte einfach nicht, dass Lauren irgendwelche Tricks versuchte, weil dabei jedes Mal etwas umfiel. Der Torpfosten, der Angreifer der gegnerischen Mannschaft, manchmal sogar Lauren selbst. Da jedoch Lauren ihr Bestes gab, blockte sie mehr Korbwürfe ab, als sie andere Spieler umrempelte, und wurde daher fast immer ins Team gewählt, was ihr zweifelndes Selbstwertgefühl fürs Leben stärken sollte.
Lauren war mittlerweile zweiundzwanzig Jahre alt und arbeitete als Reception Manager/Lead IT Administrator in der Longhampton Park Praxis. In einem recht späten Moment der Erkenntnis war ihr kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag aufgefallen, dass sie eigentlich für ihre schlaksigen
Beine dankbar sein konnte, insbesondere in Verbindung mit ihrem langen blonden Haar. Doch leider gehörte ihre Ungeschicklichkeit nicht nur einer Entwicklungsphase ihrer Jugend an. Andauernd fielen irgendwelche Gegenstände um. Genau das war der Grund, warum sie einige Monate vor dem großen Tag, an dem sie Mrs. Christopher Alan Markham werden würde, fest entschlossen war, die Braut zu werden, von der sie schon von klein auf geträumt hatte.
An ihrem Hochzeitstag, so hatte sich Lauren »Big Bird« Armstrong vorgenommen, würde sie wie eine Prinzessin aus den Disney-Filmen aussehen: hinreißend schön, elegant, anmutig und hundertprozentig nicht schlaksig.
Dies war jedoch nicht so einfach, wie sie gedacht hatte. Lauren war stets frohen Mutes und ein wahres Organisationstalent bei der Arbeit. Zu Hause stürzte sie sich mit Feuereifer auf die Organisation der Hochzeit. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie dabei jemanden zur Seite haben würde, der noch felsenfester entschlossen war als sie selbst, die Hochzeit in ein romantisches Märchen zu verwandeln. Die Rede war nicht etwa von ihrer Mutter, Bridget, die Freude daran hatte, Lauren wie gewohnt freie Hand zu lassen, sondern von Irene »Nenn mich ruhig Mum!« Markham, ihrer zukünftigen Schwiegermutter.
Oder, wie Lauren sie in ihren Hochzeitsnotizen nannte, die SMIS (Schwiegermutter in spe); Lauren war die BIS (Braut in spe), Bridget die MdB (Mutter der Braut) und so weiter.
Lauren saß an Irenes marmornem Küchentresen und hatte einen Stapel Magazine vor sich liegen, die Irene der Reihe nach durchblätterte auf der Suche nach einem gläsernen Schuh, der auf der Spitze der Hochzeitstorte ruhen sollte und über den sie gerade diskutiert hatten.
Verstohlen warf Lauren einen Blick auf die Uhr. Eigentlich sollten sie auf ihre Mutter warten, die nachkommen wollte, sobald die Schule zu Ende war. Doch es war fast ein Ding der
Unmöglichkeit, Irene aufzuhalten, wenn sie einmal in Fahrt war. Fast so, dachte Lauren, als würde sie sich nicht mich, sondern sich selbst in diesen Kleidern vorstellen.
»Wenn du dich für das Dornröschen-Thema entscheiden solltest, dann brauchst du eine Kutsche und ein bezauberndes, ausladendes Kleid. Außerdem musst du dann beim Empfang zu ›Once Upon A Time‹ einen Walzer tanzen.« Irene nickte Lauren vielsagend zu. »Während du beim Schneeweißchen-Thema zugegebenermaßen ein sehr viel aparteres Kleid brauchtest mit einem Korsett und einem Überrock, wie du schon sagtest. Aber dann wird sich jeder fragen, wo wohl die Zwerge geblieben sind.«
»Es ist meine Hochzeit«, erwiderte Lauren und hoffte, dass sie den scherzhaften Ton ihrer Antwort
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