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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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verstehen würde; man musste Schwiegermüttern zeigen, wer die Hosen anhatte. Doch Irene fand kein Ende. Lauren musste sich schon sehr zurückhalten, um weiterhin zu lächeln und zu nicken. »Mums Erstklässler könnten doch meine Zwerge sein!«
    »Schon, aber willst du wirklich, dass sich deine Mutter als die böse Stiefmutter verkleiden muss?«
    Lauren blinzelte. Darauf wollte Irene also hinaus. »Ich habe eigentlich nicht vorgehabt, dass sich die Gäste ebenfalls verkleiden sollten. Aber wenn du meinst, es sei eine gute Idee …«
    »Oooh!« Irene suchte nach ihrem dicken Notizbuch, in dem schon hunderte Post-it-Zettelchen klebten und herausgerissene Seiten aus Brautmagazinen gesammelt waren. »Äpfel! Ich denke, wenn du dich für das Schneewittchen-Thema entscheidest, könnte man Desserts mit Äpfeln anbieten …«
    »Und beim Aschenputtel-Thema könnte ich einen Hochzeitskuchen bestellen, der sich wie im Film erst rosa und dann blau und schließlich wieder rosa färbt«, erklärte Lauren strahlend. »Irene, dürfte ich mir bitte noch eine Tasse Kaffee machen? Ich befürchte, dass Mum sich verspätet.«

    »Lass mich das machen!«, unterbach Irene sie und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Lauren erinnerte sich leider zu spät, dass sie beim letzten Mal, als sie bei Irene Kaffee hatte kochen wollen, versehentlich den Griff einer Designerkaffeedose abgebrochen hatte. »Latte Macchiato oder Cappuccino?«
    »Was schneller geht«, antwortete Lauren und errötete bei der Erinnerung. »Pulverkaffee wäre auch in Ordnung.«
    »Bohnenkaffee ist ebenso einfach, wenn man nur die richtige Maschine besitzt.« Irene strich mit den Fingern über ihre neueste Errungenschaft und trommelte stolz mit den hellrosa lackierten Fingernägeln auf dem glänzenden Chrom des Gerätes herum.
    »Wolltest du nicht weniger Latte Macchiatos trinken? Was ist mit dem Entgiftungsplan, den wir neulich besprochen haben?«
    »Die Hochzeit wird frühestens im Juni stattfinden, und jetzt haben wir gerade einmal September!«
    »Du kannst nicht früh genug damit beginnen!«, rief Irene, als die Maschine zischte und gluckste. »Du wirst dir diese Fotos schließlich bis ans Ende deines Ehelebens ansehen – und du willst dir dabei bestimmt nicht wünschen, ein paar Monate früher mit der Weizen- und Milchdiät begonnen zu haben!«
    »Na ja …« Laurens Magen zuckte zusammen bei der Vorstellung, eine Hungerattacke so lange nicht mehr bei McDo nald’s bekämpfen zu dürfen, bis sie verheiratet war. Doch sie stählte sich mit neuem Mut. »Sagtest du nicht, du hättest in einem der Magazine eine neue Diät gefunden?«
    »Ich werde dir die Seiten heraussuchen.« Irene goss Kaffee in ein Glas und setzte es vor Lauren auf die Theke. Der Cappuccino war mit einer dicken weißen Schicht Milchschaum bedeckt und duftete köstlich.
    Ich werde nächste Woche damit aufhören, dachte Lauren. »Oh, wunderbar. Trinkst du auch einen?«

    »Ich bleibe lieber bei meinem Pfefferminztee«, erwiderte Irene und lächelte sie vorwurfsvoll an.
    Das Problem war, dachte Lauren, dass Irene keine böse Schwiegermutter war. Sie meinte es einfach nur gut und war insgesamt ziemlich modisch und stilvoll für eine Dame in den Fünfzigern. Außerdem scheute sie keinerlei Aufwand, was die Hochzeit anging. Irene hatte einfach nur sehr viel Zeit zur Verfügung, um sich über alles Gedanken zu machen. Seit Chris’ Vater gestorben war und mit der Lebensversicherung das Haus abbezahlt worden war, musste sie nicht mehr arbeiten, wenn man einmal von den drei Tagen in der Woche absah, an denen sie morgens im karitativen Secondhandshop an der High Street aushalf.
    »Du hast also Christopher noch nicht darüber informiert, dass er Reiten lernen soll?«, fragte Irene und nahm ihren Stift zur Hand. »Er sollte allmählich wirklich mit dem Reitunterricht beginnen, wenn du willst, dass er zur Hochzeitsfeier angeritten kommt, um dich wachzuküssen.«
    »Ähm …« Lauren hatte bisher noch keine Idee gehabt, wie sie Chris diese Sache schonend beibringen sollte. Chris dachte – hoffte – nämlich immer noch, dass sie eine ganz normale kirchliche Hochzeit haben und anschließend im Hotel essen gehen würden. Seine Vorstellung davon, schön feiern zu gehen, bestand nämlich darin, mit seinen Kumpels in den Pub zu gehen, dann beim »Peking Tiger« einem All-you-caneat-Gelage zu frönen und anschließend noch ins »Diamond« zu gehen, den Club am anderen Ende der High Street. Für Chris war damit die

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