Tanz mit mir - Roman
Flughafenanhänger einer kürzlichen Reise baumelten.
Für Katie hatte das nichts Aufregendes oder Weltenbummlerisches mehr an sich; sie empfand es nur noch als großtuerisch. Wahrscheinlich stammte das Etikett lediglich von einem Flug nach Glasgow.
Sie blickte zu Jo hinüber, ob mit ihr alles in Ordnung war, und stellte erleichtert fest, dass ihr heftiger Ausbruch genauso schnell wieder vorüber war, wie er gekommen war. Sie ließ wieder die Schultern kraftlos hängen, und das Haar fiel ihr wirr ins Gesicht. Sie mussten früh losgefahren sein, da sie jetzt schon hier waren. Wahrscheinlich hatte Jo am Morgen keine Zeit gehabt, ihre Locken zu bändigen, sondern stattdessen alle vier Kinder fertig gemacht. Instinktiv umrundete Katie den Tisch und stellte sich neben sie.
Auch Greg musterte Jo, jedoch keineswegs so mitfühlend wie Katie. Dann sah er zu Katie hinüber und hob ironisch eine Augenbraue. Ihr war klar, dass er sie auf diese Art und Weise dazu auffordern wollte, über das nachzudenken, was er gesagt hatte.
»Sag Bescheid, wenn ich vergessen haben sollte, irgendetwas in die Müllsäcke zu packen«, raunzte sie ihn an.
Greg wollte antworten, doch Katies grimmiger Blick ließ ihn verstummen, sodass er schließlich ohne ein weiteres Wort die Küche verließ.
»Es tut mir leid«, flüsterte Jo, ohne aufzuschauen. »Ich … Es tut mir wirklich leid!«
»Vergiss es einfach«, erwiderte Katie und nahm sie in den Arm.
»Ich weiß, dass er eine Freundin hat – ich habe es schon seit Langem vermutet.« Jo biss sich auf die Lippe. »Du bist genau sein Typ, weißt du – erfolgreich, ehrgeizig.« Es folgte ein schmerzlicher Moment der Stille. »Dünn.«
Katie zuckte zusammen. Noch nie zuvor hatte Jo auch nur angedeutet, dass sie tatsächlich ein Problem mit ihrer Figur hatte. Katie packte sie am Arm und musterte sie von oben bis unten. »Mach dich nicht lächerlich! Du siehst hinreißend aus, und das weißt du auch. Bitte sag, dass du nicht ernsthaft geglaubt hast, dass ich jemals etwas mit Greg anfangen würde!«
Jo seufzte. »Nein. Eigentlich nicht. Es tut mir leid. Ich glaube, ich wollte einfach nur eine Erklärung haben … irgendetwas Konkretes, worüber ich mich aufregen kann, anstatt dieses …« Sie machte eine verzweifelte Geste. »Dieses … Chaos .«
»Ich weiß, was du meinst«, antwortete Katie leise und nahm Jo wieder in den Arm.
Sie hörten, wie Greg ein Stockwerk höher umherstampfte, Schränke öffnete und mit den Türen knallte.
»Wir sind früher losgefahren, weil Hannah und Jack dich so vermisst haben«, erklärte Jo. »Wir alle haben dich vermisst.«
Katie wusste nicht, was sie sagen sollte. Deswegen sagte sie gar nichts, sondern drückte sie nur noch fester an sich.
»Wir sollten wohl besser zu Ross rausgehen und ihm kurz
erzählen, was passiert ist«, überlegte Jo plötzlich und löste sich aus Katies Umarmung. »Er fragt sich bestimmt schon, was los ist.«
Ross saß im Auto und sang zusammen mit Hannah und Molly die Titelmelodie der Kinderserie Big Cook Little Cook , während Jack und Rowan das ein oder andere Wort brabbelten. Katie erkannte sofort, dass die CD des BBC-Kinderkanals CBeebies lief, die ihr innerhalb kürzester Zeit dermaßen auf die Nerven gegangen war, dass sie schließlich vor den Kindern so getan hatte, als würde sie in ihrem Auto nicht funktionieren. Die Lieder klangen immer noch gruselig, aber dennoch fand Katie, dass sie noch nie etwas Süßeres gesehen hatte: Ross hatte ebenso wie Hannah und Molly das Haar zu zwei kleinen Zöpfchen gebunden, und auf der Rücksitzbank türmten sich Gebilde, die die Kinder aus Strohhalmen und Kiefernzapfen gebastelt hatten.
»Mummy! Mummy!« Sobald Hannah und Jack sie erblickten, strahlten ihre Gesichter vor Freude. Katie befürchtete, ihr Herz würde zerspringen, so leidenschaftlich und groß war das Bedürfnis, die beiden in ihre Arme zu schließen.
»Hallo! Hallo!«, weinte sie und beugte sich hinunter ins Auto, um sie zu umarmen. »Hallo, Molly! Hallo, Rowan!«
Molly war ein wenig überrascht, von Hannahs Mummy umarmt zu werden, die sich für gewöhnlich nicht zu solchen dramatischen Gefühlsausbrüchen hinreißen ließ.
»Mummy, du weinst ja!«, stellte Hannah verwundert fest.
»Das sind Freudentränen!« Katie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Freudentränen, weil ich meine süßen Kinder wiedersehe!«
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Ross leise.
»Ja!« Jo bemühte sich vor den Kindern um eine
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