Tanz mit mir - Roman
großen Wohnblock hochzuziehen – aber wenn die Memorial Hall bis dahin auf die Denkmalschutzliste gesetzt worden ist …«
»Hörst du eigentlich auch einmal auf, über die Arbeit nachzudenken?«, fragte Ross. »Ich meine das wirklich ernst!«
»Dabei geht es doch gar nicht nur um die Arbeit!« Katie zog den Mantel aus. Wie sollte sie ihm denn sagen: »Wenn ich die Halle retten kann, kann ich vielleicht auch einen Weg finden, unsere Ehe zu retten?« Außerdem wollte sie lieber nicht fragen, warum er heute Abend vor all den jungen Müttern nicht über den Job seiner Frau reden wollte?
»Ich selbst kann nicht viel tun«, drängte sie weiter. »Da sind sehr viel Politik und Geld im Spiel. Wenn aber genügend Leute aus der Stadt, die die Memorial Hall nutzen, für Wirbel sorgen -«
»Ich werde es ansprechen«, erwiderte Ross knapp. »Ich habe kein Abendessen gemacht. Was ist denn, Hannah?«
Hannah klammerte sich an sein Bein und blickte ihn mit ihrem treuen Hundeblick an. »Wann kommst du denn zurück?«
»Später.«
»Wann später?«
»Nachdem du schon lange im Bett liegst, Madam!«
Ross warf Katie einen Blick zu, die daraufhin in die Hände klatschte. »Okay, Hannah – wer will … ein Eis haben?«
Hannah ließ den Blick zwischen ihnen beiden hin- und herwandern, langsam und bedächtig. Dann schob sie ihre Unterlippe vor. »Ich nicht!«, rief sie und lief weg.
Katie versuchte alles, um Hannah mit Hilfe der Muffin-Dose aufzuheitern, doch sie blieb den gesamten Montagabend lang schlecht gelaunt und versuchte, die Schlafenszeit mit jedem nur möglichen Trick so weit wie möglich hinauszuzögern. Hannah kam ganz eindeutig nach ihrer Mutter, dachte Katie grimmig.
Ross kehrte gegen halb elf nach Hause zurück, und wie aufs Stichwort kam Hannah die Treppe herunter und bestand darauf, von ihm wieder nach oben gebracht zu werden.
Katie wollte ihren Ohren kaum trauen. »Ja, Mummy hat dich lieb. Und ich habe Mummy lieb. Und Mummy hat mich lieb«, erklärte Ross, als er Hannah ins Bett verfrachtete. Immerhin klang er überzeugender als vielmehr sie selbst, das musste Katie ihm lassen.
Als Hannah am folgenden Morgen nicht um halb sieben aus dem Bett sprang, wie sie es für gewöhnlich immer tat, machte sich Katie auf den Weg zu ihr, um sie aufzuwecken. Katie hatte ein schlechtes Gewissen, da sie neben ihrer Sorge gleichzeitig auch einen Anflug von Erleichterung verspürte, als Hannah über Hals- und Bauchschmerzen jammerte.
»Es geht ihr nicht gut«, rief sie Ross zu, der in der Küche stand. »Das könnte auch der Grund sein, warum sie in den letzten Tagen so anhänglich war.«
»Vielleicht«, erwiderte Ross zurückhaltend.
Viel mehr sagte er nicht. Er hatte aufgehört, über Dinge zu reden, die nicht direkt die Kinder oder das Haus betrafen.
»Vielleicht hat sie sich etwas eingefangen, als ihr in den Center Parcs wart?«
»Es ist nur eine Erkältung«, erwiderte Ross. »Jo hat gestern Abend erzählt, dass Molly Schnupfen hat. Ich warte mal ab, wie es ihr nach dem Frühstück geht, und wenn es ihr dann immer noch schlecht geht, dann werde ich sie zu Hause behalten.« Während er die Wäsche sortierte, schaute er kurz zu ihr auf. Laut der neuen Hausarbeitsliste war er dafür zuständig, die Wäsche zu machen, während Katie sie bügeln musste.
Katie blieb an der Tür stehen. »Jo war gestern Abend auch dort? Wie geht es ihr?«
»Gut«, antwortete Ross. »Sie versucht, irgendwie damit klarzukommen. Sie steht immer noch unter Schock. Du kommst zu spät zur Arbeit.«
Ich sollte Jo besser anrufen, dachte Katie. Aber was könnte ich ihr schon sagen? Offenbar hatten Ross und sie nun ihren eigenen kleinen Club gegründet – und es erschien Katie unmöglich, mit Jo zu reden, ohne zu wissen, was Ross ihr erzählt hatte.
»Ich rufe sie später mal an«, erklärte sie, bevor sie erneut innehielt.
Doch Ross war an keinem weiteren Gespräch interessiert, sondern belud die Waschmaschine.
Schweigend drehte sich Katie um und verließ die Küche.
»Wo ist denn Ross diese Woche?«, erkundigte sich Bridget freundlich, als Katie und sie im Vorraum die Straßenschuhe gegen die Tanzschuhe tauschten.
»Oh, er passt auf die Kinder auf – Hannah hat sich eine Grippe eingefangen, die wohl gerade im Umlauf ist«, erwiderte Katie. Diese Ausrede hatte sie im Auto auf dem Weg hierher einstudiert. Tanzen war eigentlich das Letzte, wonach ihr heute Abend der Sinn stand. Andererseits war jedoch die Vorstellung geradezu
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