Tanz mit mir - Roman
Weihnachten geschenkt hatte. Er hatte sich bei der Kleiderwahl eindeutig Mühe gegeben, jedoch nicht für Katie. Noch mehr setzte ihr allerdings die Tatsache zu, dass Ross eine demonstrative Leichtigkeit und gute Laune an den Tag legte, die eindeutig darauf zurückzuführen war, dass er den Tag über freihatte.
»Ich bringe Hannah zur Schule und setze Jack in der Kindertagesstätte ab«, informierte er Katie, als er Hannahs Toastbrot klein schnitt. »Jo holt sie dann später wieder ab, damit die Kinder früh genug zu dieser Lagerfeuerparty gehen können. Wenn du sie dann nach der Arbeit bei ihr abholst, kann sie ihnen noch Abendbrot machen.«
»Wir bekommen sogar Wunderkerzen!«, erklärte Hannah voller Stolz.
»Wow! Das ist ja toll!«, lobte Katie. »Wann kommst du nach Hause?«, wandte sie sich dann an Ross.
Allein nur diese Frage zu stellen fühlte sich schon sehr seltsam an.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Ross.
»Könntest du dich vielleicht festlegen? «, hakte Katie gereizt nach. »Kommst du, bevor die Kinder ins Bett gehen?«
Ross warf ihr einen sarkastischen Blick zu. Katie merkte
erst jetzt, dass er sich mit seiner Antwort für die vielen Abende revanchierte, für die sie selbst keine genaue Zeit hatte nennen können.
Katie änderte ihre Taktik und gab sich Mühe, fröhlich zu klingen. »Was hast du denn heute vor?«
»Ach, du weißt schon. Ich werde mit ein paar Leuten über Arbeit sprechen, anschließend gehen Jo und ich dann zusammen Mittag essen.« Er legte eine Scheibe Toast auf den Teller. »Hannah, möchtest du lieber Marmelade oder Gelee?«
Katie hatte das Gefühl, keine weitere Antwort zu bekommen, und ließ es betrübt dabei bewenden.
Im Büro wartete sie, bis Eddie durch die gegenüberliegenden Büros streifte und mit Nick Felix einige Scherze über das Golfspielen austauschte. Erst dann rief sie die Behörde an, die die Aufnahmeanträge für die Liste der denkmalgeschützten Gebäude bearbeitete.
»Ja, es geht um die Memorial Hall«, erklärte sie laut und beobachtete, wie Eddie die Ohren spitzte. »Ich möchte mich erkundigen, ob … Oh? Tatsächlich? Siebzehn Briefe? Ich hatte ja keine Ahnung …!«
Eddie kam in ihr Büro marschiert und starrte sie an.
»Das wirft natürlich ein vollkommen anderes Licht auf die Sache«, fuhr Katie fort und runzelte theatralisch die Stirn. »Diese Informationen muss ich erst überprüfen. Wer hat die Konzession beantragt? Wofür?«
»Wie bitte?«, flüsterte Eddie und beugte sich über ihren Schreibtisch.
»Für einen Benefizball?« Sie riss die Augenbrauen in die Höhe, als könne sie es nicht fassen. »Tatsächlich? Die historische Bedeutung … Aha.«
Offenbar war Bridget nicht untätig geblieben. Es klang, als hätte sie alle Hebel in Bewegung gesetzt – mit Ausnahme einer Live-Berichterstattung in der BBC.
Eddie verlor keine Zeit. »Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«, rief er, bevor sie den Hörer wieder aufgelegt hatte.
»Anscheinend gibt es Probleme, eine Abrissgenehmigung für die Memorial Hall zu bekommen«, erklärte Katie.
»Aber das Dach ist doch vollkommen morsch!«, explodierte Eddie.
»Anscheinend hat sich eine Art Förderkreis gebildet, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Spenden für die Memorial Hall zu sammeln«, erklärte Katie unschuldig. »Das Gebäude soll für die Nachwelt erhalten werden.«
»Ach, tatsächlich?« Er musterte sie argwöhnisch. »Und das ausgerechnet in den letzten Wochen? Welch ein Zufall.«
»Ich denke, dass die Memorial Hall öfter genutzt wird, als dem Gutachter aufgefallen ist. Wahrscheinlich wollte man schon seit Jahren ein solches Projekt auf die Beine stellen. Es ist ein wirklich bezaubernder alter Bau, Eddie, sehr romantisch. Haben Sie sich die Memorial Hall schon einmal angesehen?«
»Nein«, bellte er. »Es ist ein altes Gebäude wie jedes andere. Und insbesondere eines, das einer sehr wichtigen Neubebauung im Wege steht.«
»Die Wohngebäude können doch auch an anderen Plätzen verwirklicht werden, oder etwa nicht?«, hörte sich Katie sagen.
Eddies Gesicht zuckte. Er starrte sie überrascht an.
Ich bin so blind gewesen, dachte Katie. Jahrelang habe ich mich abgerackert, um es Idioten wie Eddie stets recht zu machen. Aber das macht man, wenn man zwanzig ist und es nicht besser weiß. »Offenbar lieben die Bürger die Memorial Hall«, fuhr sie fort. »Manchmal bedarf es einer größeren Krise, damit die Leute aktiv werden und Briefe dieser Art verfassen.«
»Aber woher
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