Tanz mit mir - Roman
dunkel war. Lauren war also noch bei Chris.
Die Arme, dachte sie mitleidig und wünschte sich inständig, ihrer Tochter den Schmerz abnehmen zu können.
»Nein, ich bin hier der Narr«, erklärte Frank plötzlich. »Ich habe mich wie ein Idiot verhalten. Es ist meine Schuld, dass ich Lauren das Geld einfach geschenkt habe, ohne es vorher mit dir zu besprechen. Ich hatte absolut kein Recht, so etwas zu tun. Stattdessen hätte ich wissen sollen, dass du eine derart hohe Geldsumme nicht einfach auf der Bank liegen lässt. Na ja, dann muss sie uns das Geld eben wieder zurückgeben.«
»Frank! Das kann sie nicht!«
Er drehte sich zu ihr um. »Sie muss es, Liebes. Was sollen wir sonst tun?«
Bridget rieb sich die Stirn.
»Ich nehme an, dass sie und Chris sich dafür entscheiden werden, die Hochzeit abzusagen. Sie redet gerade mit ihm. Er ist …« Sie hielt inne, da sie nicht wusste, wie viel sie sagen
durfte. »Sie weiß nicht, ob sie schon bereit ist für eine Ehe. Es wäre gemein, ihr nun auch noch das Haus wegzunehmen. Vielleicht können wir es auch als Kapitalanlage nutzen, wer weiß.«
»Meinst du?« Frank machte ein schuldbewusstes Gesicht. Alle Geldsorgen waren mit einem Schlag vergessen, als vor seinem inneren Auge eine todunglückliche Lauren auftauchte. Mit Schaudern dachte er daran, was er ihr gesagt hatte, ohne zu wissen, was sie vor ihm verheimlichte. »Ist das der Grund für ihr Verhalten heute Abend? Oh, ich bin so ein alter Narr!«
Bridget nahm seine Hand. »Du würdest ihr nie absichtlich wehtun, und das weiß Lauren auch.«
»Dennoch komme ich mir vor, wie … Oh Gott!« Frank schüttelte den Kopf, als könne er so das Gefühlschaos durchbrechen und die richtigen Worte finden. Doch es half nichts. Er sah immer nur Lauren, die sich an seiner Schulter ausweinte, und er konnte nichts daran ändern. »Ich bin so dumm, gefühllos und unsensibel!«
»Komm her«, forderte ihn Bridget auf, als sie die Tränen in seinen Augen sah. Über der Handbremse zog sie ihn an sich und umarmte ihn. »Ich bin diejenige, die eigentlich weinen sollte, weil ich Geheimnisse vor dir hatte.«
»Warum hast du mir denn nichts davon erzählt, Bridget?«, fragte er. »Ich hätte dich weder angebrüllt, noch hätte ich dich aus dem Haus geworfen!«
»Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Außerdem wollte ich nicht, dass du nach vierzig Jahren Ehe plötzlich schlecht von mir denkst!« Bridget schluckte. »Man sollte meinen, in unserem Alter sei man über solche Albernheiten hinweg!«
Frank lehnte sich ein wenig zurück, damit Bridget sehen konnte, wie ernst es ihm war. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie Frank das letzte Mal hatte weinen sehen. Ihm waren
nicht einmal die Tränen gekommen, als die Kinder zur Welt gekommen waren oder als sein Dad gestorben war. Er hatte nicht einmal geweint, als England beim Cricket-Länderkampf gegen Australien gewonnen hatte. Jetzt allerdings kullerten ihm silberne Tränen über die Wangen, die im fahlen orangefarbenen Straßenlicht glitzerten und die markanten, ein wenig faltigen Züge eines Gesichts hervorhoben, das sie genauso gut kannte wie ihr eigenes. Eigentlich sogar noch besser.
Vielleicht hat Frank nun Falten bekommen, aber es sind immer noch die gleichen sanften Augen, die mich in unserem Englischkurs kurz vor der mittleren Reife angestrahlt haben. Ob er wohl immer noch das junge Mädchen in ihr sah, wenn er sie anschaute? Trotz der Brillengläser und der Krähenfüße?
Frank schaute ihr in die Augen. »Ich könnte dich niemals weniger lieben, ganz gleich, was du tust, Bridget. Du und ich, wir sind ein Team. Wir werden die Schulden begleichen und Lauren helfen. Und von nun an gibt es keine Geheimnisse mehr, einverstanden? Nie wieder.«
Dann zog er sie an sich und umarmte sie. Sie küssten einander wie Teenager – wenn auch wie Teenager mit kaputten Hüften und Gleitsichtgläsern – und waren froh über die Wärme und den vertrauten Geruch des jeweils anderen.
Ganz so einfach würde sich alles sicherlich nicht einrenken lassen, befürchtete Bridget. Aber für den Augenblick wollte sie nur aus Franks Mund hören, dass alles wieder in Ordnung kommen würde, und seine Arme um sich spüren, die ihr verziehen und versicherten, dass sie alles gemeinsam durchstehen würden.
32
Am nächsten Morgen hatte sich Ross wieder schick gekleidet, um seinen »freien Tag« zu genießen. Er trug eine dunkle Jeans, ein T-Shirt sowie darüber den Kaschmirpullover, den Katie ihm zu
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