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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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würde!«

    »Meinen Sie?«
    »Ganz sicher!« Angelica blickte sie an. »Der Tango ist kein Tanz für Mauerblümchen. Die Frau muss stark und entschlossen sein in ihren Bewegungen – genauso stark wie der Mann. Außerdem gibt es für diesen Tanz nicht so viele Regeln wie bei den Standardtänzen, sodass es den Tänzern selbst überlassen ist, was sie tun. Idealerweise sollten Sie beim Tanzen des Tango Argentino vergessen, dass sich noch andere Leute im Raum aufhalten. Der Hauptaspekt ist die Verführung Ihres Tanzpartners – die Zuschauer müssen spüren, wie es zwischen Ihnen funkt.«
    Gerade noch hatte Katie Mut geschöpft, doch nach Angelicas Worten war sie mit einem Mal vollkommen ernüchtert.
    »Ich sehe es ehrlich gesagt noch nicht, wie es zwischen Ross und mir funken soll«, erwiderte sie.
    »Katie, ich will Ihnen einmal etwas sagen«, erklärte Angelica. »Sie müssen endlich damit aufhören, sich Gedanken darüber zu machen, wie gut Sie sind. Stattdessen sollten Sie die Dinge genießen, wie sie sind. Genießen Sie das Gefühl, sich zu bewegen, das schmeichelnde Gefühl, dass ein Mann darauf wartet, mit Ihnen zu tanzen. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr Verstand immer alles kontrollieren will.« Sie warf Katie einen bohrenden Blick zu. »Ross ist als Tänzer zurzeit noch besser als Sie, da er nicht so streng mit sich ins Gericht geht. Ich verspreche Ihnen, dass alles besser wird, wenn Sie damit aufhören, sich immer gleich zu beurteilen.«
    Katie wollte schon protestieren. Dann hielt sie jedoch plötzlich inne, als ihr einfiel, dass Angelica anhand ihrer beider steifen Haltung bis in Ross’ und Katies kaltes, einsames Schlafzimmer schauen konnte.
    »Alles«, wiederholte Angelica nachdrücklich.
    Katie errötete und starrte betreten auf ihre Fußspitzen.
    Schnell fuhr Angelica fort, um Katie nicht in Verlegenheit zu bringen. »Wenn Sie einmal das Tangofieber gepackt hat,
lässt es sie nicht mehr los. Der Tango gehört zu den wenigen Tänzen, die die Macht über einen ergreifen können. Jedenfalls, als ich …« Sie hielt inne.
    »Als Sie … was?«, fragte Katie.
    Angelica lächelte sie traurig an. »Als ich Tango gelernt habe, haben mein Tanzpartner und ich uns monatelang nicht mehr mit Walzer oder Foxtrott beschäftigt. Unser Tanzlehrer war vielleicht aufgebracht! Wir haben einen Tango nach dem anderen getanzt. Wir haben neue Figuren gelernt und uns andere ausgedacht, bis uns der Tanz in Fleisch und Blut übergegangen ist. Es war, als hätten wir noch einmal ganz von vorn angefangen, tanzen zu lernen. Ich habe den Tango geliebt.«
    »War er Ihr Tanzpartner oder auch Ihr... Lebensgefährte?«, fragte Katie.
    »Beides.« Angelica wischte eine unsichtbare Fluse von ihrem Rock. Katie bemerkte, wie Angelicas Gesicht mit einem Mal sanft erleuchtete. »Sein Name war Tony Canero. Gemeinsam waren wir einfach unschlagbar – zumindest auf der Tanzfläche. Wir haben so ziemlich jeden Wettbewerb gewonnen, an dem wir teilgenommen haben. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so tanzte wie er, weder damals noch heute. Er hat in mir etwas zum Vorschein gebracht, dessen Existenz ich bis dahin gar nicht kannte. Großartige Partner können so etwas.«
    »War er Ihr Ehemann?«
    »Nein.« Sie schnalzte mit der Zunge. Ihr Blick ließ erahnen, wie verletzt sie immer noch war. »Nein, wir haben nicht geheiratet. Ich glaube, dass es einfacher ist, mit dem Ehemann tanzen zu lernen, als den Tanzpartner zu heiraten. Wir haben zusammen überall auf der Welt getanzt, an jedem nur möglichen Wettbewerb teilgenommen und unendlich viel Zeit miteinander verbracht. Aber irgendwann hat es sich zugespitzt, und dann war alles zu Ende. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.«

    »Sie sind nicht mit ihm in Verbindung geblieben?«, fragte Katie neugierig. Wie konnte man mit einem Menschen so viel erreichen, so viele Dinge erleben und ihn dann so einfach aus seinem Leben verschwinden lassen?
    »Wir sind nicht unbedingt in Freundschaft auseinandergegangen«, erwiderte Angelica. »Er hat sich mit einer Jüngeren aus dem Staub gemacht. Kurz bevor wir an einer nationalen Meisterschaft teilnehmen wollten. Das Timing war nicht das allerbeste …«
    »Mistkerl!«, schnaubte Katie und schaute Angelica mitfühlend an.
    Angelica wollte etwas erwidern, überlegte es sich dann jedoch anders. Als sie Katie anschaute, ließ ihre Offenheit ihren Blick noch durchdringender wirken. »Ich wollte gerade eine flapsige Bemerkung machen, doch wenn ich ehrlich

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