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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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ließ sie den linken Fuß nach hinten folgen und trat zur Seite, bis sie die Füße wieder schloss, indem sie den rechten Fuß langsam wieder an den linken heranzog. »Im Grunde genommen kann man sich die Schrittfolge wie ein umgekehrtes C vorstellen. Und noch einmal.«
    Sie wiederholte die Schrittfolge, dieses Mal folgte ihr Katie und ahmte die schwingende Bewegung ihrer Hüften nach.
    »Lassen Sie Ihre Füße gleiten«, riet ihr Angelica. »Langsamer, verführerischer. Und noch einmal.«
    Sie wiederholten und wiederholten die Schritte, bis Katie sicher war, dass sie die Abfolge beherrschte. Es war nicht besonders schwer, und da Angelica nur sie allein unterrichtete, fühlte sich Katie auch längst nicht so verlegen und gehemmt wie sonst.
    »Fabelhaft – ich glaube, Sie haben es verstanden. Jetzt üben wir die Haltung.« Angelica legte den Arm um Katie, nahm
ihre Hand und hielt strengen Augenkontakt, als sie vor Katie in die Ausgangsposition ging. »Das ist nun leider der kleine Nachteil, wenn Sie mit einer Lehrerin Tanzen lernen«, lachte sie. »Es gibt keine feste Haltung und keine starren Figuren, da es sich bei diesem Tango eher um einen Improvisationstanz handelt. Sie sind dadurch sehr viel näher an Ihrem Partner und bewegen sich viel enger an seinem Körper. Dieser verstärkte Körperkontakt ist nötig, um auf die Schritte des Partners schnell reagieren zu können.«
    »Aha?«, staunte Katie. »Und dabei kommt man nicht zu Fall?«
    Angelica musste lachen. »Nein. Der Tanz lebt von dieser beliebigen Schrittkombination. Wichtig ist allerdings, dass Sie Ihren Körper immer aufrecht halten. Lassen Sie uns nun die Schritte gemeinsam probieren …«
    Dann legten sie los; Katie tanzte ihre Rückwärtsschritte und zählte dabei die langsamen und kurzen Schrittabfolgen mit. Beide drehten sich, bis Angelica eine andere Richtung einschlug und der Tanz weiterging. Bald schon erinnerte sich Katie daran, die Füße eng am Boden zu lassen. Als Angelica Katie nach hinten beugen wollte, merkte Katie, wie sie sich auf die Beugung einließ.
    Es fühlte sich an, als würde sie ihren eigenen Tanz tanzen und nicht etwa Anweisungen folgen. Dieses Gefühl hatte sie bei allen anderen Tänzen bisher noch nicht gehabt. Ein freudiger Schauer lief ihr über den Rücken.
    Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, bemerkte sie, dass Angelica sie mit einem strahlenden Lächeln betrachtete.
    »Sehr gut!«, lobte sie. »Wirklich schön! Ich denke, es wird langsam Zeit für ein wenig Musik, nicht wahr?«
    Angelica ging zu ihrem CD-Player hinüber. Katie warf einen Blick auf die Uhr. Schon halb eins. Sie brauchte mindestens fünf Minuten, um ins Büro zurückzukehren, und die Mittagspause war bereits vorbei.

    Doch sobald der charakteristische Staccatorhythmus des Tangos mit seinen traurigen Akkordeonklängen ertönte, verspürte Katie plötzlich eine unbändige Sehnsucht, alles miteinander verschmelzen zu lassen. Sie ließ ihre Füße schon die Salida tanzen, bevor Angelica überhaupt wieder zurückgekehrt war.
    Diese sagte nichts, sondern ergriff Katies Hand und begann, sich zu bewegen; erst einen, dann zwei Durchgänge des Grundschritts.
    Katie blickte auf und musste ununterbrochen lächeln. »Das fühlt sich wirklich leicht an«, erklärte sie.
    »Nein, der Tanz ist nicht leicht. Sie haben einfach nur Ihren Tanz gefunden.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich. Und jetzt hören Sie schon auf, auf die Jagd nach Komplimenten zu gehen! Beim Tango Argentino übernimmt der Mann nicht alle Entscheidungen. An dieser Stelle könnte er Sie allerdings in eine neue Figur führen.« Angelica zwang Katie dazu, ihre Füße zu überkreuzen. »Sie können jedoch selbst entscheiden, wie viele dieser Schritte Sie machen wollen. Jetzt eine doppelte Rechts-links-Drehung aus der Hüfte, bei der Sie die Knie zusammenhalten, sodass Sie sich drehen. Ja, schön. Jetzt andersherum. Der Weg der Füße beschreibt eine Acht, deswegen heißt die Figur ›Ocho‹.«
    Katie folgte Angelicas Anweisungen, doch es brauchte ein paar Durchgänge, bis sie die Schritte beherrschte. Als es so weit war, konnte sie nicht mehr aufhören zu tanzen. Es fühlte sich unglaublich an!
    »Ist das richtig so?«, fragte sie, aber sobald sie die Frage gestellt hatte, merkte Katie, dass ihr die Antwort im Grunde egal war. Sie genoss es in vollen Zügen, den Tango Argentino zu tanzen.
    »Sie haben eindeutig Ihren Tanz gefunden«, erklärte Angelica stolz. »Ich wusste, dass es so kommen

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