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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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schäumte vor Wut, und ihr war sofort klar, was Nick im Sinn gehabt hatte. Sie hatte zuvor schon von diesen dubiosen Methoden gehört – Bauunternehmer, die einen irreparablen
Verfall an Treppen »entdecken«, wenn sie diese mit Vorschlaghämmern untersuchen, oder aufgrund geringer Beschädigungen an historischen Fassaden erklären, dass nur ein Abriss in Frage kommen kann.
    Jetzt reicht es mir!, dachte Katie. Anstatt sich schlecht zu fühlen, stürmte sie beschwingt ins Büro zurück.
     
    Jos Haus war ordentlicher und aufgeräumter als je zuvor. Doch als Katie am Abend die Kinder bei ihr abholte, lag ein Hauch von Chaos in der Luft. Ross hatte sie nicht angerufen und ihr mitgeteilt, wo er war, und sie wiederum war zu stolz, um ihn anzurufen und zu fragen, was er an seinem freien Tag unternommen hatte.
    Gleich zu Beginn bemerkte sie, dass im Wohnzimmer der Fernseher lief, was ihr in Jos Haus noch nie aufgefallen war. Die Mädchen kreischten in der Küche, doch Katie konnte nicht sagen, was genau sie schrien. Bei ihr zu Hause bedeutete dieses hohe, schrille Geschrei im Allgemeinen, dass die Kinder mit Nachdruck nach Süßigkeiten verlangten.
    Als sie die Küche betrat, merkte Katie, dass sie mit ihrer Einschätzung vollkommen richtiggelegen hatte.
    »Jetzt gibt es keine Gummibärchen mehr!«, rief Jo, als Molly und Hannah zu hysterischen, fast bettelnden Gesten übergingen. »Molly, ich verspreche dir, dass du keine mehr bekommen würdest, selbst wenn ich noch Gummibärchen hätte! Sieh mal«, erklärte sie dann, nachdem sie Katie entdeckt hatte. »Hannahs Mummy wird mir recht geben. Es stimmt doch, dass einem die Haare ausfallen, wenn man vor dem Abendbrot zu viele Süßigkeiten isst, nicht wahr?«
    Und ich dachte, Jo würde keine Gruselgeschichten erzählen!, dachte Katie. Gott sei Dank bin ich nicht die Einzige, die im Notfall zu solchen Mitteln greift!
    »Das stimmt«, nickte sie ernst. »Dabei hatte ich eigentlich vor, am Wochenende mit gewissen kleinen Mädchen neue
Haargummis und -spangen kaufen zu gehen. Aber wieso sollte ich das tun, wenn ihr zwei keine Haare mehr habt, in die man Spangen und Haarbänder hineinstecken könnte?«
    Hannah und Molly sahen sie entsetzt an und rannten dann schreiend ins Wohnzimmer.
    »Vielen Dank!«, erklärte Jo erleichtert. Sobald die Mädchen die Küche verlassen hatten, zeigte sich in ihrem Gesicht wieder die Erschöpfung. Katie fiel auf, dass Jo ihr relativ normales Aussehen allein einem guten Abdeckstift zu verdanken hatte. »Ich hatte mir zwar eigentlich hoch und heilig geschworen, niemals diese fürchterlichen Lügen rund um Süßigkeiten zu erzählen, wie meine Mutter es getan hat, aber sie haben den ganzen Nachmittag nicht lockergelassen. Ich war kurz davor, Amok zu laufen und ihnen dieses Schlafmittel zu verabreichen, das Leigh Sinton ihrer Tochter letzten Sommer gegeben hat.«
    »Wie bitte?«, fragte Katie ungläubig und setzte Kaffeewasser auf, bevor Jo sich gezwungen fühlte, sie zu bewirten. »Da habe ich wohl etwas verpasst.«
    Wahrscheinlich hatte ihr Ross davon berichtet, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Sie wusste ja nicht einmal mehr mit Bestimmtheit, wer Leigh Sintons Kind war. Ich verpasse einfach zu viel, dachte sie grimmig. Kein Wunder, dass Ross glaubt, mir sei das alles gleichgültig.
    »Delphis Mum. Sie hatte keine Lust, während der ganzen Fahrt in die Bretagne ›Ich sehe was, was du nicht siehst‹ zu spielen, deswegen hat sie sie außer Gefecht gesetzt, bevor sie auf die Autobahn auffuhr. Alle haben total entsetzt getan, aber bei Boots um die Ecke war das Zeug, das sie ihr verabreicht hat, innerhalb weniger Tage ausverkauft.« Jo warf Katie einen müden, abgekämpften Blick zu. »Die skandalöse Welt der Knirpse unter fünf Jahren! Unterhaltungstechnisch müssen wir schon sehen, wo wir bleiben.«

    »Das ist weitaus spannender als mein Tag im Büro.« Katie sank auf einen Küchenstuhl. »Ich hatte einen ziemlich destruktiven Wortwechsel mit meinem Chef wegen dieses Städtebauförderungsprojekts, bevor ich dann gemerkt habe, dass sie die ganze Sache sabotieren wollen. Daraufhin habe ich dann bei der nationalen Denkmalschutzbehörde angerufen und darum gebeten, das Gebäude, um das es bei dem Städtebauprojekt hauptsächlich geht, auf die Liste der denkmalgeschützten Gebäude zu setzen. Wenn mein Boss das mitbekommt, wird er durchdrehen und mich wahrscheinlich sofort feuern.« Sie beobachtete, wie Jo Kaffee in zwei

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