Tanz mit mir - Roman
insgeheim, dass Gregs beruflicher Erfolg nichts war, worüber sich Jo grämen musste. Immerhin unterstützte er sie bei allem, ging regelmäßig Tennis spielen und trug ordentliche, saubere Hemden mit Manschettenknöpfen und einer Krawatte, die er am Abend verführerisch lockern konnte. Katie würde ihm dafür gerne ein paar Abende verzeihen, an denen er später nach Hause kam.
»Wenn nur einer von euch beiden arbeitet, wird er niemals freiwillig darauf verzichten können, die Karriereleiter hinaufzuklettern«, erklärte Katie. »Und zwar nicht, weil er keine Zeit mit euch dreien verbringen will, sondern, weil er sicherstellen will, dass ihr im nächsten Frühjahr wieder nach Disneyland fliegen könnt. Ihr macht immer die schönsten Urlaube!«
»Ich weiß, ich weiß«, seufzte Jo. »Ich habe eigentlich keinen Grund, mich zu beklagen. Aber wir waren beim Tanzkurs. Ja, wir kommen nächste Woche mit.«
»Du musst etwas Schickes tragen, um dich in die ›richtige Stimmung zu versetzen‹«, erwiderte Katie. »Und du kannst dich schon mal auf ein paar sehr persönliche Bemerkungen über die Größe deiner Füße gefasst machen.«
»Meinst du wirklich?« Jo verzog argwöhnisch das Gesicht. »Aber ich glaube kaum, dass ich etwas anderes als Umstandsklamotten im Schrank habe. Ich muss unbedingt neue Kleidung kaufen gehen! Willst du mitkommen? Wie wäre es mit morgen?«
»Ich kann nicht«, antwortete Katie und verzog betrübt den Mund. »Ich habe Hannah versprochen, dass ich mit ihr zu diesem Indoor-Spielplatz gehe, der morgen in Stratton eröffnet. Ich habe es ihr fest versprochen.«
Katie gab Hannah eine Menge Versprechen, um damit wieder wettzumachen, dass sie an spontanen Aktionen nicht
teilnehmen konnte. Diese Versprechen auch einzuhalten, erforderte sehr viel Zeit und Kraft, doch Katie war fest entschlossen.
»Sonntag denn?«
»Jo, ich glaube, ich habe leider keine Zeit«, seufzte Katie bedauernd. »Wie ich schon sagte: Die Arbeit nimmt mich im Moment ziemlich in Beschlag. Ich muss am Wochenende noch jede Menge Papierkram und den Wocheneinkauf erledigen – dabei habe ich doch ohnehin schon nur so wenig Zeit für die Kinder.«
Jo dachte angestrengt nach. »Hmmm. Wie wäre es denn, wenn wir am Sonntagmorgen alle in das große Einkaufszentrum fahren. Ross könnte dann den Wocheneinkauf übernehmen – und ich weiß , dass Hannah Supermärkte über alles liebt -, während wir beide kurz ins Outletcenter flitzen? Anschließend könnten wir Milchshakes trinken gehen, damit Ross mal ein oder zwei Stunden für sich sein kann? Los, komm schon – wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Du kannst Geburtstagsgeschenke für Hannah und Ross sowie etwas zum Anziehen für dich kaufen und dir dann gleichzeitig mit mir eine Überraschung für die beiden ausdenken!« Jo grinste breit. »Das ist echtes ›Multitasking‹!«
Katie setzte ihr Weinglas ab und kniff die Augen zu. Die Geburtstagsüberraschung: Ein Ausflug in die Center Parks während der Herbstferien, damit Hannah schwimmen gehen konnte und Ross … irgendetwas tun konnte, wobei er nicht auf die Kinder aufpassen musste. Radwandern. Vielleicht aber auch nur Faulenzen. Diese Idee war ihr heute im Kopf herumgegangen. »Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.«
Hannah und Ross hatten am gleichen Tag Geburtstag – am 24. Oktober -, was ihre »Daddy und sein kleines Mädchen«-Verbindung nur noch stärker machte. Außerdem hatte dies zur Folge, dass sie und Ross an diesem Tag seit Hannahs Geburt
nicht mehr miteinander ausgegangen waren und romantisch zu Abend gegessen hatten. Dieses Jahr jedoch plante Katie, die Kinder bei Jo und Greg zu lassen, damit sie und Ross ein wenig Zeit allein miteinander verbringen konnten. Das einzige Problem dabei war, den betreffenden Tage frei zu halten, da Ross die meisten Absprachen und Termine regelte. Bisher hatten jedoch die viele Arbeit und ihr Unmut das Vorhaben ans Ende ihrer To-do-Liste gerückt.
Um ehrlich zu sein, war es Katie im Augenblick viel wichtiger, Hannah zu zeigen, dass sie mit Mummy genauso viel Spaß haben konnte wie mit Daddy, als Daddy zu beweisen, dass er mit ihr immer noch Spaß haben konnte. Du musst es einfach versuchen, sagte sie sich. Erst wenn du aufgibst, weißt du, dass es vorbei ist.
Als sie aufschaute, erblickte sie Jos mitfühlende Miene, die keinerlei Anzeichen von Missbilligung erkennen ließ. Dennoch fühlte sich Katie schuldig.
»Du hast ganz schön viel zu tun im Moment, nicht
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