Tanz mit mir - Roman
Abendessen. Es war Ross’ Aufgabe gewesen, im Haus herumzulaufen und alles aufzuräumen, während sie das Abendessen zubereitete. Obwohl das Wohnzimmer immer noch einem
Schuttabladeplatz glich, hatte er es immerhin geschafft, ein Tischtuch auf den Tisch zu zaubern und Kerzen darauf anzuzünden. Der Effekt war beeindruckend; die Gläser glänzten elegant, und die Gesichter der Anwesenden wirkten weniger erschöpft.
»Soll ich noch etwas nachschenken, Katie?« Greg balancierte die Flasche über ihrem Glas. Es war ein »guter Tropfen« aus irgendeinem Weinclub, bei dem er Mitglied war. Er hatte ihr alles lang und breit erklärt, während Ross und Jo sich darüber unterhalten hatten, wie man Schokoladenflecken wieder aus Autositzen herausbekam.
»Ähm, nur ein wenig«, antwortete Katie. Nach zwei Gläsern fühlte sie sich entspannt, doch wenn sie mehr trank, wurde sie schnell rührselig. Und wer weiß, welche Auswirkung dies derzeit haben würde.
»Entschuldigung, Jo, aber du fährst heute, oder?«, sagte er, während er Jos halb leeres Glas übersprang.
»Können wir uns nicht ein Taxi bestellen?«, murmelte Jo.
Greg schien ihre Bemerkung nicht gehört zu haben, da er sich wieder Katie widmete.
»Katie, ich wollte dich schon länger etwas fragen«, erklärte er. »Ich habe mich mit unserem Personalchef darüber unterhalten, nächstes Jahr einen Volontär ins Büro zu holen – wir scheinen eine recht hohe Fluktuation bei den Zeitarbeitskräften zu haben. Ihr beschäftigt doch auch Volontäre in eurer Behörde, oder irre ich mich?«
»Ja, doch.« Sie lehnte sich ein wenig in ihrem Stuhl zurück und war dankbar für Gregs Aufmerksamkeit. »Aber du musst das Auswahlverfahren richtig abstimmen – ich hatte in diesem Jahr einige Probleme mit meinen Volontären …«
Greg brummte interessiert, lockerte seine Krawatte und entblößte dabei ein Stück seines braun gebrannten Halses unter dem blauen Hemd, als er sich vom Tisch abstieß und auf seinem Stuhl nach hinten rutschte. »Tatsächlich? Inwiefern?«
Katie riss sich vom Anblick des Halses los. »Oh, es ist schon erstaunlich, wie schnell sie sich in das Bürowesen einfügen können – insbesondere, wenn sie gerissen sind. Mein Volontär hat einen Pakt mit meinem Chef geschlossen, und ich bin ziemlich sicher, dass er ihm eine Kopie unserer gesamten E-Mail-Korrespondenz zukommen lässt, nur um mich beim kleinsten Fehler sofort ans Messer liefern zu können …«
»So eine miese kleine Ratte!«, schimpfte Greg und blinzelte dann. »Hast du Beweise dafür?«
Sie bemerkte, dass Ross’ Aufmerksamkeit nachließ – wie immer, wenn sie und Greg sich über berufliche Dinge unterhielten. Jo machte ein verschwörerisches Gesicht und beugte sich vor, um sich leise mit Ross zu unterhalten. Sofort leuchteten Ross’ Augen auf.
Ich wünschte, er würde mich einmal so ansehen, dachte Katie. Ich wünschte, er würde mich als jemanden ansehen, mit dem er plaudern kann. Ist es mein Fehler, dass es nicht so ist?
»Katie?«, hakte Greg nach.
»Oh. Ich behalte Scott im Auge. Er weiß nicht, dass die Überwachungskamera auf einen Punkt in der Nähe seines Schreibtischs gerichtet ist, deswegen weiß ich über seine langen Mittagspausen sehr genau Bescheid …«
»Hast du schon gehört, dass sich Leigh Sinton bei Mrs. Hodge über die Snacks zwischendurch beschwert hat?«, flüsterte Jo, und Katie hörte, wie Ross darüber lachen musste. Es klang fröhlich und ungewohnt und hatte so gar nichts mit dem nervösen Gekicher gemein, das Ross beim Tanzen ausstieß.
»Tatsächlich?«
»Angeblich soll sie in ihrem Büro richtig wütend geworden sein, da sie für den Knusperkuchen, den sie letzte Woche gebacken haben, zu billige Schokolade benutzt haben. Töchterchen Delphi reagiert angeblich allergisch auf die Billigmarken der Supermärkte.«
Ross musste wieder lachen. »Ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die mir erzählt hat, dass sie ihren Prosciutto nur bei Aldi kauft.«
»Das ist der einzig wahre Discounter«, stimmte Jo mit unbewegter Miene zu.
»Aber nicht an einem Angebotstag«, fügte Ross hinzu, worauf hin Jo in schallendes Gelächter ausbrach – dies war offensichtlich ein Insiderwitz zwischen den beiden.
Du meine Güte, er klingt wie ein Mädchen, dachte Katie verärgert.
Aber immerhin unterhielt er sich. Bis jetzt war er auffallend still gewesen; er hatte während der Unterhaltung darüber, welchem Bauunternehmer in Longhampton man noch vertrauen konnte, beharrlich
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