Tanz mit mir - Roman
»Wann soll man denn sonst eine Schleppe tragen? Das Kleid könnte durchaus mein Traumkleid werden.«
Bridget beobachtete, wie der Diamant an Laurens Verlobungsring – er war sehr viel größer als ihr eigener bescheidener Saphir – in der Sonne glänzte, als sie die Kellnerin herbeiwinkte. Seitdem Lauren mit ihrer Braut-Barbie-Hochzeit gespielt hatte, hatten Frank und sie Geld für Laurens Hochzeit beiseitegelegt, doch trotz dieser Ersparnisse war Bridget nicht sicher, ob der Betrag ausreichen würde. Ganz sicher nicht, wenn Lauren weiterhin ihre Ideen aus dem Hello! -Magazin bezog.
Hauptsächlich war Irene schuld daran, dachte Bridget, als Lauren die Bestellung abgab. Sie war diejenige, die Lauren diesen dummen Floh von einer Traumhochzeit wie im Fernsehen ins Ohr gesetzt hatte. Lauren war ein vernünftiges Mädchen mit einer anständigen Arbeit. Sie würde ihre Bedenken schon verstehen, wenn sie erst einmal über den ersten Begeisterungssturm hinweg war und realistisch über alles nachdachte.
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, ermahnte sich Bridget, als Lauren ihr satiniertes wei ßes Notizbuch hervorholte.
»Lauren, Schatz«, fing sie zögernd an. »Ich wollte mich schon die ganze Zeit über einmal mit dir unterhalten … über die Hochzeit.«
Lauren schaute von ihrer Liste auf, in der sie Ideen für kleine
Geschenke für die Hochzeitsgäste aufgelistet hatte. »Mum, sag’s nicht – du hast deiner Klasse versprochen, dass sie kommen darf. Das ist völlig okay für mich. Vielleicht kannst du sie ja dazu überreden, wie beim Sommerkonzert einen Tanz mit diesen langen, bunten Bändern aufzuführen.«
»Nun, eigentlich wollte ich mit dir etwas anderes besprechen. Es geht um …«
Laurens Handy, das vor ihr auf dem Tisch lag, klingelte plötzlich. Ihr Blick wanderte zum Telefon, und sie hatte es sogleich in der Hand.
»Mum, darf ich kurz rangehen?«, fragte sie, als sie den Anruf bereits angenommen hatte. »Chris wollte mich zurückrufen. Hallo? Oh, hallo, Irene.«
Bridget hielt den Atem an und bemühte sich, keine unfreundlichen Gedanken zu hegen.
»Mmmh«, nickte Lauren. Auf der Suche nach Worten irrten ihre Blicke im Café umher. »Ja, wir sind in der Stadt.«
Bridget wusste, dass Lauren weder flunkern noch lügen konnte, was eine ihrer liebenswertesten Eigenschaften war. Ihr war ebenso klar, welche Frage Irene gleich am anderen Ende der Leitung stellen würde.
»Ähm, mit Mum …«, erklärte Lauren gerade und richtete den Blick auf ihre Mutter. »Ja, wir sind sozusagen auf Brautkleidmission …«
Bridget schüttelte energisch den Kopf und versuchte, Lauren wortlos mitzuteilen, dass dies ein Mutter-Tochter-Tag war. Als Lauren begriff, verzog sie das Gesicht.
»Wir essen gerade zu Mittag …« Ihr Tonfall veränderte sich und entspannte sich merklich, nachdem sie offenbar das heikle Thema Brautkleid hinter sich gelassen hatte. »Ja, im Café gegenüber vom Busbahnhof, warst du schon einmal hier?« Lauren sah ihre Mutter an und verdrehte die Augen. »Du bist wo? Hier …? Oh, ja, ich kann dich sehen«, erklärte Lauren ausdruckslos, als eine große Person in einem Burberry-Regenmantel
ihnen von draußen durch das Fenster zuwinkte.
»Ähm, klar können wir noch auf eine Tasse Kaffee bleiben«, antwortete Lauren und beendete das Gespräch. »Tut mir leid«, klagte sie, »aber was hätte ich denn sonst sagen sollen? Sie stand draußen! «
»Schon gut«, entgegnete Bridget und setzte eine fröhliche Begrüßungsmiene auf, wie bei jedem Elternabend, den sie abhalten musste.
Lauren erhob sich, als sich Irene einen Weg durch die Stühle bahnte. Bridget verspürte eine engstirnige Enttäuschung, als hätte man es sich bei einer leckeren Tasse Tee und einem schönen Film auf dem Sofa gemütlich gemacht, und dann ruft der Sohn aus Neuseeland an, um einen Plausch zu halten.
»Hallo, Ladys«, rief Irene und sorgte mit ihrem Schirm, dem Mantel und den Einkaufstüten für einigen Wirbel. »Ich war gerade in der Gegend und dachte mir, ich springe mal kurz bei Bridal Path herein und sehe mal, ob sie dort Brautkleider haben, die Lauren stehen könnten. Was für ein Zufall, euch hier zu treffen! Zwei Seelen, ein Gedanke! Ein Pfefferminztee für mich, bitte«, rief sie der Kellnerin über die Schulter hinweg zu. »Bekommt ihr noch etwas?«
»Ich hätte gern noch einen Cappuccino, bitte«, antwortete Bridget. »Aber einen starken, wenn möglich.«
»Und, ähm … einen Pfefferminztee,
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