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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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als sie schon gedacht hatte, dass die Überraschungen vorbei waren, die das Leben für sie bereitgehalten hatte.
    Die Kinder in der Schule hatten natürlich gedacht, sie sei mindestens dreiundachtzig Jahre alt, selbst als sie in Wirklichkeit erst neunundzwanzig war. Jedes Jahr aufs Neue die Erstklässler zu unterrichten, half ihr dabei zu vergessen, wie schnell die Zeit verflog, und obwohl sie vom Alter her Großmutter sein konnte, wohnten Billy und David doch so weit entfernt, dass sie nicht tagein, tagaus an ihr Alter erinnert
wurde wie etwa die vielen Omas, die ihre Rosies und Harrys von der Schule abholen kamen. Frank und sie waren immer noch so verrückt aufeinander wie vor fast vierzig Jahren, obwohl sie sich ein wenig zusammenreißen mussten, nachdem Lauren jetzt wieder zu Hause eingezogen war und jedes Mal etwas von »seelischen Qualen« kreischte, wenn sie beide ein wenig miteinander schmusten.
    Doch als sie Lauren nun in ihrem eleganten weißen Brautkleid erblickt und in ihr die Frau gesehen hatte, die gerade eine eigene Familie gründen wollte, war ihr mit einem Schlag klar geworden, wie schnell die Zeit vergangen war. Wie schnell sie vergangen war . Die erschreckende Erkenntnis schnürte ihr den Hals zu.
    Laurens zuversichtliches Lächeln gefror, und die klobigen, nur wenig damenhaften Spitzen ihrer Biker Boots lugten unter dem silbernen Saum des Kleides hervor. »Mum?«, fragte sie besorgt. »Sag doch etwas! Sehe ich gut aus?«
    Bridget starrte Lauren an, und der kurze Anflug von Trauer verschwand so schnell, wie er gekommen war, als sich ihr Herz mit Liebe füllte – genau wie in jenem Moment, als sie das außergewöhnliche Bündel im Krankenhaus zum ersten Mal in die Arme gelegt bekam. »Sei nicht albern! Mir fehlen bloß die Worte. Du siehst aus wie …«
    »Sie sieht aus wie eine Prinzessin «, ergänzte die Verkäuferin und nickte Lauren vielsagend zu. »Wenn ich nur ein Pfund von jeder Mum bekommen würde, die beim Anblick ihrer Tochter im Brautkleid zu Tränen gerührt ist, hätte ich genügend Geld für meinen besonderen Tag zusammen …«
    Bridget versuchte, bei der Erwähnung des »besonderen Tages« nicht das Gesicht zu verziehen.
    »Na ja, Mum, du hast ja noch genügend Zeit, dich an den Anblick zu gewöhnen«, erwiderte Lauren gut gelaunt. »Dies ist erst Kleid Numero eins. Yvette, macht es dir etwas aus, wenn meine Mutter kurz ein Foto macht?«

    Lauren schien mit allen Brautkleidverkäuferinnen des Landes per Du zu sein, dachte Bridget und riss sich zusammen.
    »Kein Problem. Soll ich das Korsett noch ein wenig enger schnüren?«, fragte Yvette und griff nach den silbernen Bändern. »Ich habe es im Rücken mit Nadeln zusammengesteckt. Wenn du dein eigenes Kleid bestellst, schneidern sie dir das Korsett in deiner Größe.«
    »Ich möchte gern vor der Hochzeit noch ein wenig abnehmen«, erklärte Lauren und blickte kurz zu ihrer Mutter hinüber.
    »Ich habe dir doch schon hundert Mal gesagt, dass du das nicht brauchst, Lauren …«
    »Ach ja, wenn ich nur ein weiteres Pfund von jeder Braut bekommen hätte, die das gesagt hat, könnte ich auf Barbados Flitterwochen machen!« Yvette zerrte kräftig am Korsett. »Man verliert im Vorfeld ohnehin mehrere Kilo.«
    »Mum? Könntest du ein Foto schießen?«
    Dankbar für die Ablenkung, kramte Bridget in ihrer gro ßen Handtasche zwischen schmuddeligen Taschentücherpäckchen, ihrem Handy, einem Apfel, einem Textmarker, einem Satinmuster, das Lauren als Stoff für das Brautkleid sehr gefallen hatte, und einer Socke herum, bis sie Laurens Digitalkamera sowie ihr Notizbuch fand.
    »Lass uns ganz methodisch vorgehen«, meinte sie und schlug eine neue Seite auf. Irene war schließlich nicht die Einzige, die Notizen machen konnte.
    Nicht, dass sie sich mit Irene messen wollte, erinnerte sie sich.
    »Wie lautet der Name des Kleides?«
    »Wie heißt das Kleid, Yvette?«, fragte Lauren und richtete das Kristalldiadem in ihrem hochgesteckten Haar, während sie sich in dem großen Spiegel von allen Seiten betrachtete.
    Sie hat wunderbare Schultern, dachte Bridget. Sie weiß gar nicht, wie bezaubernd sie ist. Andererseits: Welches
zwanzigjährige Mädchen weiß das schon? Wusste ich es damals?
    »Es heißt ›Margarita‹ und ist von Chanelle l’Amour. Das Mieder kostet 1250 Pfund, der Rock 795 Pfund. Das liegt an den handgefertigten Stickereien und den vielen anderen Details.«
    »Das ist kein schlechter Preis, Mum«, erklärte Lauren, als Bridgets Hand zu

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