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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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mit nur einem Wort gesagt, dass sie ihren Vater vermisste, weil dem einfach nicht so war, und Pauline hatte niemals Jerry erwähnt oder die Frau, die er nach seiner Scheidung von Angelica und deren Rückkehr nach England geheiratet hatte. Ebenso wenig hatte sie jemals die langen Monate angesprochen, in denen Angelica den Kontakt zu allen hatte abreißen lassen – Angelica hatte nie über diese Einsamkeit reden wollen. Ihre Mum wusste nur allzu gut, was sie sagen sollte und was besser nicht – eine Fähigkeit, die sie in ihrer mehr als vierzigjährigen Ehe mit Cyril erlernt hatte.
    Nur ein einziges Mal, als die Schmerzmittel sie aufgeputscht hatten, waren alle Bedenken vergessen, und so war ihr die Bemerkung herausgerutscht.

    »Jetzt kümmerst du dich um mich, wie ich mich damals um deine kleine Rosie gekümmert habe«, hatte sie gescherzt. Schmerzvoll hatte Angelica das Gesicht verzogen, dann jedoch versucht, ihr professionelles, breites Lächeln aufzusetzen, hinter dem sie normalerweise wunde Füße und Rückenschmerzen verbarg. Ihre Mutter hatte jedoch das Zittern ihrer Hände bemerkt und ihren Schmerz gespürt.
    »Oh, tut mir leid, Liebes!«, hatte sie sich zerknirscht entschuldigt. »Es tut mir wirklich leid.«
    »Mir auch«, hatte Angelica geantwortet, die mit einem Mal wieder Angela war, die schlichte, gewöhnliche Angela, die sich hinter keinem aufgesetzten Lächeln verstecken konnte.
    Danach hatten sie noch lange zusammengesessen, sich an den Händen gehalten und geschwiegen, dabei jedoch jeder für sich an Paulines kaltes, leeres Haus gedacht, meilenweit entfernt von den selbstbewussten Straßen in Islington mit den Antikläden und den vielen Straßencafés.
    Das war es, was sie am Tanzen so geschätzt hatte, dachte Angelica und riss sich von ihren Gedanken an die Vergangenheit los. Das Tanzen ermöglichte eine Flucht vor dem Alltagsleben, doch dann nahm es so viel Platz ein, dass kaum noch Luft für irgendetwas anderes blieb. Schließlich schwappte die Tanzwelt in das wirkliche Leben hinüber und fraß es auf wie eine gierige Raupe.
    Sie schlug den Kragen des marienkäferfarbenen Mantels höher und setzte ihren Weg fort. Die Absätze klapperten rasch über den Bürgersteig, während die Schlaftabletten in der Handtasche raschelten.

10

    In Peters spartanisch möbliertem Sprechzimmer im Gemeindezentrum hatte Katie so viel Zeit wie möglich damit überbrückt, ihre Tasche, das Taschentuchpäckchen darin sowie das Notizbuch umzuräumen, das Glas Wasser zu verschieben und mit dem Stuhl hin- und herzurutschen. Auf diese Art und Weise hatte sie den Moment des Schreckens gute sechs Minuten lang herausgezögert, doch Ross hatte die große Wanduhr genau im Blick. Genau wie Peter, der erpicht darauf war, die Sitzung endlich zu beginnen. Er hatte die geduldige Miene eines Mannes, der schon so viele Erwachsene in seiner Sprechstunde gesehen hatte, die sich verzweifelt bemüht hatten, Zeit zu schinden. Aber auch heute gedachte er, diesem Versuch nicht mit Nachsicht zu begegnen.
    »So.« Er lächelte geduldig, und die Wärme dieses Lächelns spiegelte sich in seinem Blick – ganz im Gegensatz zu Katies aufgesetztem Lächeln, hinter dem sie ihre Nervosität verbergen wollte. Ihr fiel auf, dass sich Ross keinerlei Mühe gab, irgendetwas vorzuspielen. »Sollen wir anfangen? Ich möchte gern erfahren, wie Sie sich kennengelernt haben. Wer möchte beginnen?«
    Ross sah mit seinem Hundeblick zu ihr herüber in der Erwartung, dass sie den Anfang machen würde. Wie immer , dachte Katie. Kann er denn nicht wenigstens einmal von sich aus eine Sache in die Hand nehmen?
    Die Verärgerung stand wohl deutlich in ihr Gesicht geschrieben,
denn Peter wandte sich Ross zu. »Warum machen Sie nicht den Anfang? Mir ist nämlich aufgefallen, dass Sie es bei Diskussionen offenbar gern Katie überlassen, die Initiative zu ergreifen. Das ist keine gute Angewohnheit, wenn Sie in Ihrer Partnerschaft eine gesunde Balance aufrechterhalten wollen. Warum drehen wir das Ganze also nicht einfach einmal um? Machen Sie bitte den Anfang.«
    Sehr gut, dachte Katie und konnte den Worten des Therapeuten direkt mal vorbehaltlos zustimmen. Jetzt bin also nicht immer nur ich hier die Böse.
    Ross räusperte sich, seine Nervosität war ihm deutlich anzumerken. »Okay. Ich habe Katie zum ersten Mal in einer Kneipe namens ›The Horse‹ in der Nähe meiner Arbeit gesehen. Dort fand gerade ein Quizabend statt, und sie war mit ein paar Freundinnen dort.«
    »Es

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