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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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Liebesabenteuer gesucht, während sie für die eine Hälfte eines professionellen Tanzpaars eingesprungen war. Ihr Tanzpartner, Nigel Taylor, war ein Freund von früher. Leicht verdientes Geld, hatte sie gedacht, ein wenig lässig-lockeres Tanzen, um die Wunden zu heilen, die die aufreibenden, zermürbenden Tanzwettbewerbe mit Tony hinterlassen hatten. Sie hatte jedoch nicht damit gerechnet, einen Gentleman der alten Schule wie Jerry kennenzulernen. Während die Rosen, die jeden Abend zu ihrer Kabine gebracht wurden, einfach nur bezaubernd waren, hatte er mit seiner entspannten, selbstlosen Führung auf der Tanzfläche ihr Herz erobert. Er hatte beileibe nicht mit seinem Talent protzen, sondern einfach nur ihre Gesellschaft genießen wollen. Als sie in New York angelegt und er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte, hatte sie ja gesagt.
    Die Hochzeitsfeier hatte ein halbes Jahr später im Garten seines riesigen Anwesens in Florida stattgefunden, und jeden Juli der folgenden sieben Jahre hatten sie zur Feier ihres Hochzeitstages eine Kreuzfahrt gemacht. Jedes Mal waren sie die
Stars auf dem Parkett gewesen, wenn sie ihren Quickstepp tanzten, und er hatte sie strahlend angelächelt, während sie sich drehten. Auf eine sehr eigene Art und Weise hatte dies Angelica mehr bedeutet als die nervenzerreißende Anspannung bei Wettbewerben mit Tony. Zumindest hatte sie sich dies immer eingeredet.
    Angelica versetzte es einen Stich, dass Pauline ihr Hochzeitsfoto einfach so in das Album geschoben hatte. Sie hatte es ihr in einem aufwendigen Etui geschickt, zusammen mit einem Stück der Hochzeitstorte und ein paar der hübschen Seidenblumen, die als Dekoration auf den Tischen gelegen hatten. Gut, sie hatte zu dieser Zeit nicht in Großbritannien gelebt, und es war ihr leider nicht möglich gewesen, kurz in der Sydney Street vorbeizuschauen und das Foto auf dem Kaminsims stehen zu sehen – doch die Hochzeit ihres einzigen Kindes verdiente doch wenigstens einen Bilderrahmen, oder etwa nicht?
    Natürlich waren Pauline und Cyril zur Hochzeit eingeladen gewesen und hatten Erste-Klasse-Tickets zugeschickt bekommen, doch sie waren nicht erschienen, was Angelica auch nicht anders vermutet hatte. Weil Jerry und seine Familie so voller Mitleid waren, hatte sie vorgeben müssen, schrecklich enttäuscht zu sein. Doch insgeheim war ihr schon vorher klar gewesen, dass Cyril nicht den weiten Flug nach Florida auf sich nehmen würde; ein angebliches Herzgeräusch wurde als Erklärung und Entschuldigung vorgeschoben.
    Angelica strich über das Foto und erinnerte sich daran, wie sich das Kleid auf ihrer Haut angefühlt hatte. Es war ein regelrechter Joan-Collins-Fummel: Ihr Blazer war aus weißem Kräuselkrepp gewesen und hatte enorme Schulterpolster sowie ein Schößchen besessen, das ihre immer noch schmale Taille hervorhob. Eigentlich hätte sie gern ein rotes Kleid gehabt, weil die Eheschließung unter freiem Himmel stattfand und sowohl sie als auch Jerry beide schon das Alter, in dem
man noch als jungfräuliche Braut heiratete, weit überschritten hatten. Doch Jerry, der alte Romantiker, hatte auf einer Hochzeit ganz in Weiß bestanden. Männer, die so gut tanzen konnten wie er, waren entweder hoffnungslose Romantiker oder Frauenhelden. Jerry hatte von beidem etwas.
    Das Hochzeitsfoto war wunderschön geworden. Jerry sah so vornehm aus in seinem Smoking! Wenn sie in ihrem Achtzigerjahre-Anzug ein wenig wie Joan Collins aussah, so hatte er definitiv eine gewisse Ähnlichkeit mit Blake Carrington mit seinem perfekt geschnittenen grauen Haar und der sonnengebräunten Haut. Cyril hätte stolz auf mich sein können, dachte sie, dass sie es zumindest zu einem gewissen Ansehen gebracht und einen Millionär geheiratet hatte.
    Angelica seufzte, als sie an ihr Leben als verheiratete Frau in Florida zurückdachte. Sie konnte sich bestens an die Songs erinnern, zu denen sie den zahlreichen Verlobten das Tanzen beigebracht hatte, und sie wusste noch immer, welche Sorte Mineralwasser Jerry gern am Swimmingpool trank – doch sie konnte es nicht mehr fühlen . Das Erlebte hatte längst keinen so starken Eindruck hinterlassen wie etwa das Herzklopfen, wenn sie vor einem Wettbewerb ihr Make-up auflegte. Sie hatte die warmen, unbekümmerten Jahre in Florida durchlebt und hatte dann, als alles zu Ende gewesen war, ihr Hab und Gut samt der Tangokleider eingelagert. Nun kam es ihr fast so vor, als hätte nicht sie, sondern jemand anderer diese Geschichte

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