Tanz mit mir - Roman
immer das Gefühl gibst, du seist die Einzige, die in der Lage ist, über mein Leben zu entscheiden, und dennoch bist du nicht bereit, es einfach mal zu versuchen, die -«
»Ruhe jetzt, alle beide!«, brüllte Peter und sah sie verzweifelt an. »Entschuldigung, tut mir leid. Wie wäre es, wenn wir uns alle jetzt wieder etwas beruhigen würden?«
Katie schüttelte frustriert den Kopf. Ihr Haar schaukelte und legte sich danach wieder zu dem honigblonden Bobschnitt, der pünktlich alle sechs Wochen geschnitten wurde – aber nur, weil sich der Friseursalon direkt neben dem Stadtratsgebäude befand. Konnte Ross denn nicht sehen, wie sehr sie sich bemühte? Einmal ganz davon abgesehen, wie schwer es gewesen war, im Büro früher Schluss zu machen, hatte es sie eine Menge Energie gekostet, einen Babysitter zu finden.
Dabei war sie sich nicht einmal sicher, ob sie Gemma Roberts die Kinder mehr als zwei Stunden lang anvertrauen konnte.
Peter rieb sich den Bart. Er war der Typ Therapeut mit Bart und Kuschelpulli, freundlichen Augen, Bierplauze und einem warmen Lächeln, das die Preisgabe von peinlichen Familiengeschichten ein wenig erleichterte. »Als Beobachter fällt mir auf, Katie, dass sich die Ihrer Meinung nach einzigen positiven Aspekte in Ihrer Ehe allein auf Ihr Haus beziehen. Finden Sie das fair? Dass es Ihr Haus ist, das Sie glücklich macht?«
Sie holte tief Luft. Es war wohl am besten, ehrlich zu sein und die Streitereien am Morgen und das eisige Schweigen nachts zu erwähnen. Vielleicht war Peter tatsächlich in der Lage, auf der Stelle zu entscheiden, dass es für alle das Beste sei, den Schaden zu begrenzen und sich zu trennen. Das würde ihnen allen eine Menge Zeit und Tränen ersparen. Vielleicht sollte man die Ehe einfach begraben, wie Ross schon sagte, um ein schmerzhaftes Auseinandergehen zu vermeiden.
Doch sobald Katie sich auch nur vorstellte, wie Ross auszog, wie ihre Familie auseinanderbrach, ihre Träume von einem perfekten Leben wie Seifenblasen zerplatzten und sich die letzten sieben gemeinsamen Jahre als Zeitverschwendung herausstellen würden, wurde ihr das Herz bleischwer.
»Ja«, antwortete sie bissig. »Mein Haus macht mich glücklich. Ich habe das Gefühl, dass ich alle Rechnungen bezahle, für Disziplin sorge und so viele Stunden arbeite und doch keinerlei Spaß habe …«
Peter ging schnell dazwischen. »Und was denken Sie über Ihr Haus, Ross?«
»Es ist unser Zuhause«, antwortete er. »Dort ziehen wir unsere Kinder groß.«
»Sie sind also ein häuslicherer Typ als Katie?«
»Nein«, mischte sich Katie ein. »Nein, nein, nein! So ist es nun auch wieder nicht! Ich bin schon gerne zu Hause – ich habe nur einfach kaum noch die Gelegenheit dazu!«
Peter spielte mit seiner Brille. Katie hatte schon längst bemerkt, dass er jedes Mal an etwas herumspielte, bevor er ganz beiläufig eine niederschmetternde Bemerkung fallen ließ. Katie machte sich innerlich auf das Schlimmste gefasst.
Ich mag die Person nicht, die ich geworden bin, dachte sie plötzlich. Ross ebenfalls nicht. Aber hatte ich eine Wahl? Einer von uns musste arbeiten gehen, um Geld zu verdienen – und hätten wir von Ross’ Einkommen leben müssen, hätten wir niemals …
Sie schob den Gedanken an diese Vorstellung beiseite. Ross’ Einkommen wäre nicht nur zu gering gewesen; hinzu kam außerdem noch, dass seine Antriebslosigkeit von Tag zu Tag abstoßender wurde und er immer mehr aus den Augen zu verlieren schien, wie viel Kinder heute kosteten. Er übernahm den lustigen, spielerischen Teil, während ihr der brüllende, ermüdende Teil der Elternrolle zufiel. All dies machte sie zu einer Person, die sie so nicht kannte.
»Eine Ehe lässt sich nicht an einer Skala von eins bis zehn bemessen«, erklärte Peter sanft. »Ich bin nicht hier, um Ihnen Punkte dafür zu verleihen, wer hier der bessere Ehepartner ist.«
»Was haben Sie dann vor?«, fragte Katie. Sie fühlte sich ertappt, ein Gefühl, das sie in letzter Zeit öfters hatte, ganz gleich, was sie tat.
Peter lächelte. »Ich werde Ihnen dabei helfen, Ihre Probleme auszudiskutieren, Sie zum Zuhören ermuntern. Das wird Ihnen hoffentlich dabei helfen, Ihre Probleme zu lösen.«
»Und wie lange wird das ungefähr dauern?«
Er zuckte mit den Schultern. »So lange, wie es eben dauert. Das ist nicht mal eben auf die Schnelle zu erreichen. Normalerweise werden sechs Sitzungen empfohlen, um einiges genauer unter die Lupe zu nehmen, aber vielleicht dauert es auch
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