Tanz, Pueppchen, Tanz
kommt der Gedanke, dass das eine Ausrede ist und er den Abend vielmehr die ganze Zeit vorgeplant hat. Der Wein und das prasselnde Feuer sind alle Teil seines Masterplans, sie zu verführen. Bei dieser Hoffnung ertappt sie sich zumindest, als er die Flasche entkorkt, während sie aus der Küche Gläser holt. Es war ein langer, anstrengender Tag voller unangenehmer Überraschungen. Sie könnte zwei kräftige und zärtliche Hände gebrauchen, die sie in den Arm nehmen, zärtlich genug, um angenehme Erinnerungen zu wecken, kräftig genug, um die unangenehmen in Schach zu halten. Sie senkt den Kopf, hebt den Blick und lächelt schüchtern. Weißt du noch, wie gut wir zusammenpassten, sagt das Lächeln.
Er gießt beide Gläser voll, hebt seins zu einem stummen Prosit und lächelt zurück. Ich weiß es noch, sagt das Lächeln.
Vierzig Minuten später sitzen sie an ein Sofa gelehnt auf dem Wohnzimmerteppich vor dem Kamin, verschlingen eine große Pizza mit extra knusprigem dünnen Boden und einer Doppelportion Käse und Tomaten und leeren die Reste der zweiten Flasche Wein. »Das ist schön«, sagt sie und genießt das angenehme Prickeln, der sich in ihrem Nacken eingenistet hat. »Genau das habe ich gebraucht.«
»Es war ein langer Tag.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Deine Mutter …«
»Lass uns nicht über meine Mutter reden.«
»Okay«, stimmt Ben ihr zu.
»Auch nicht über Hayley Mallins, Rodney Turek oder sonst einen dieser albernen Leute.«
»Klingt gut.«
»Und auch nicht über Jennifer.«
Ben stößt zur Besiegelung dieser Vereinbarung mit Amanda an. Jennifer ist vorübergehend entlassen.
Ihre Blicke treffen sich und verharren. Sie kichert, obwohl sie weiß, dass sie nicht ganz so angeheitert ist, wie sie vorgibt, und fragt sich, ob Ben auch so tut. Leicht angetrunken zu sein eröffnet ihnen eine größere Bandbreite von Möglichkeiten. Sie können Sachen zueinander sagen, die normalerweise tabu wären. Sie können Dinge tun, die man sonst vielleicht als unklug beurteilen würde. Sie können unsichtbare Linien überschreiten und kichernd wieder einen Schritt zurücktreten. Sie können die Vorsicht in den böigen Wind schreiben und der Versuchung nachgeben, die sie anzieht wie ein Magnet, seit sie aus dem Flugzeug gestiegen ist. Sie können wilden und leidenschaftlichen Sex vor einem romantischen Kaminfeuer haben, am nächsten Morgen sagen, es war der Wein, sich von ihren jeweiligen Fantasien verabschieden und ihr Leben weiterleben. »Und worüber sollen wir dann reden?«, fragt sie und gibt ihm drei Minuten, bis er sie küsst.
»Warum reden wir nicht über dich?«
»Oh, nicht über die. Sie ist so langweilig.«
»Sie ist alles Mögliche«, verbessert Ben sie, »aber ganz sicher nicht langweilig.«
»Das liegt nur daran, dass du sie nicht so gut kennst.«
»Das liegt nur daran, dass sie nie lange genug bleibt.«
»Du solltest dich glücklich schätzen.«
Ben starrt in sein Glas. »Hast du je daran gedacht, hierher zurückzukommen?«
Die Frage erwischt sie unvorbereitet. Amanda spürt, wie sich ihr Rücken unwillkürlich wölbt wie der einer buckelnden Katze, die plötzlich in höchster Alarmbereitschaft ist.
»Warum sollte ich?«
»Weil es dein Zuhause ist.«
»Das war es nicht sehr lange.«
»Du hättest Gelegenheit, deine Mutter kennen zu lernen«, schlägt er vor.
»Warum sollte ich, kann ich nur wiederholen.«
»Weil sie deine Mutter ist.«
»Wir reden nicht über meine Mutter, schon vergessen?«
Amanda trinkt ihr Glas leer und greift nach der Flasche.
»Tut mir Leid. Hatte ich vergessen.«
Ihre Finger streichen über seinen Handrücken, und er macht keine Anstalten, seine Hand wegzuziehen. Zwei Minuten, denkt sie.
»Was sollte ich hier überhaupt machen?«, fragt sie.
»Das Gleiche, was du in Florida machst.«
»Nur, dass ich hier andauernd frieren würde.«
»Nur im Winter.«
»Der beschissene sechs Monate dauert.«
»Drei«, korrigiert er sie und hält sein Glas zum Nachfüllen hin.
»Nur laut Kalender.«
»Ich dachte, du magst den Wechsel der Jahreszeiten«, sagt er.
Sie nickt und stellt sich das erste wundersame Sprießen der Knospen im Frühling vor. »Ich habe in Kanada keine Berechtigung, mich als Anwältin niederzulassen«, erinnert sie ihn, während die Knospen platzen und das Bild wie Pollen verweht, während sie den restlichen Wein in der Flasche auf die beiden Gläser verteilt.
»Du hast mehr abgekriegt als ich«, bemerkt er.
»Hab ich nicht.«
»Hast du
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