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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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doch.«
    Amanda trinkt rasch einen Schluck. »So. Jetzt ist es gleich.«
    Er lacht. »Dann gehst du noch mal für ein Jahr zur Uni und machst die Zulassung.«
    »Zur Uni?« Sie trinkt einen weiteren Schluck Wein.
    »Weiß nicht, ob mir das wilde Studentenleben noch bekommen würde.«
    Eine Minute.
    »Wir könnten zusammen eine Kanzlei eröffnen«, sagt er mit einem Lachen, als wüsste er, wie lächerlich der Vorschlag ist. »Es gibt weiß Gott genug zwielichtige Typen«, fügt er hinzu, um der Möglichkeit Raum zu lassen, dass er den Vorschlag nicht für ganz so weit hergeholt hält, wie er klingt.
    »Das ist weiß Gott wahr«, sagt Amanda, beide Deutungen meidend, und starrt auf die leere Pizzaschachtel zwischen ihnen. »Was ist mit der Pizza passiert?«
    »Ich nehme an, die haben wir gegessen.«
    »So schnell?«
    Ben leert seinen Wein, stellt sein Glas auf den Boden und beugt sich zu ihr. »Es gibt noch einen Grund für dich zurückzukommen«, sagt er leise.
    Dreißig Sekunden, denkt Amanda und kippt den restlichen Wein in einem Schluck herunter. Das ist es, denkt sie. Und keinen Augenblick zu früh. Ihr Herz rast so, dass sie einen Herzinfarkt fürchtet. »Und welcher wäre das?« Sie greift an ihm vorbei, um ihr leeres Glas neben seines zu stellen, wobei sie darauf achtet, dass ihre Brüste seinen Arm streifen, und blickt erwartungsvoll in seine Augen. Wird auch langsam Zeit, denkt sie, bewegt sich auf ihn zu. Zehn Sekunden … neun … acht …
    »Nun, da ist zum Beispiel das Haus«, sagt er unvermittelt geschäftsmäßig, lehnt sich wieder an das Sofa und starrt ins Feuer. »Wenn deine Mutter ins Gefängnis kommt, was zunehmend wahrscheinlicher wird, musst du es wohl verkaufen.«
    »Was?«
    »Ich sagte …«
    »Ich habe gehört, was du gesagt hast.« Amanda zieht sich wütend zurück. »Ich dachte, wir wollten nicht über meine Mutter reden.«
    »Du hast Recht. Tut mir Leid.«
    »Von wegen. Was geht hier ab?«
    »Wovon redest du?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede. Du hast mich ganz bewusst auflaufen lassen.«
    »Inwiefern auflaufen lassen?«
    »Stell dich nicht dumm. Das hast du mit Absicht gemacht.«
    »Was habe ich mit Absicht gemacht?«
    »Als Revanche für die Sachen, die ich im Auto zu dir gesagt habe, oder?«
    »Es tut mir Leid, aber ich kann mich nur mühsam so weit zurückerinnern.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, beharrt er.
    »Ja, also ich gehe jetzt ins Bett.« Sie rappelt sich unsicher auf die Füße. Ist es möglich, dass sie sich geirrt und Ben wirklich keinen Ahnung hat, warum sie so wütend ist? Dass sie sich von ihren Fantasien und ihrem Ego hat überlisten lassen? Nein, entscheidet Amanda, als sie das gerissene Lächeln hinter seiner scheinbaren Verwunderung sieht. Er weiß genau, was los ist.
    Du bist Anwalt und kein Therapeut, hat sie ihm im Auto erklärt. Und du bist ganz bestimmt nicht mehr mein Mann.
    Da hast du vollkommen Recht.
    Amanda stürmt in den Flur, bleibt stehen und kehrt noch einmal ins Wohnzimmer zurück, wobei ihre Wut mit jedem Schritt wächst. »Übrigens hast du dich geirrt.«
    »Geirrt? Inwiefern?«
    »Du bist nicht als Anwalt der größere Drecksack.« Sie macht auf dem Absatz kehrt und rennt die Treppe hinauf.
    »Du findest sicher selbst zur Tür«, ruft sie von oben. »Mistkerl«, fügt sie noch erstickt hinzu, bevor sie die Zimmertür hinter sich zuknallt und sich aufs Bett und das Kopfkissen fallen lässt, das ihr Schluchzen dämmt, damit ihm nicht auch noch die Befriedigung ihrer Tränen vergönnt ist. Wie lange hat er darauf gewartet, mich zu demütigen, fragt sie sich. Seit heute Nachmittag? Seit ihrer Rückkehr nach Toronto? Seit sie ihn verlassen hat?
    Sie hört, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wird, und geht zum Fenster. Ben versucht, den Autoschlüssel in das Schloss der weißen Corvette zu stecken. »Du bist zu betrunken, um noch zu fahren, Arschloch«, murmelt sie, kehrt in ihr Bett zurück und hofft, dass er von der Polizei angehalten wird und wegen Trunkenheit am Steuer ins Gefängnis kommt. Oder noch besser, vielleicht fährt er ja gegen einen Baum … »Nein«, sagt sie und zieht ihren stummen Fluch eilig zurück. »Ich will nicht, dass du von der Polizei angehalten wirst. Ich will nicht, dass du dir etwas tust. Ich will nicht, dass dir irgendwas Schlimmes passiert. Jemals. Hörst du mich? Ich nehme es zurück. Ich nehme es zurück.« Sie geht wieder ans Fenster, doch der Wagen ist bereits

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