Tanz, Pueppchen, Tanz
durch den Kopf: Was hat ihr Mann in Toronto gemacht? Ist er nur gekommen, um meine Mutter zu treffen? Welche Verbindung besteht zwischen den beiden? Können Sie mir irgendetwas sagen, mir irgendeine vernünftige Erklärung für diesen Wahnsinn geben? »Mrs. Mallins«, sagt sie leise, der Name kaum mehr als ein Flüstern.
Die Frau wendet sich ihr zu. »Verzeihung. Haben Sie etwas gesagt?«
Der Fahrstuhl hält im Erdgeschoss, die Tür geht auf, und der Mann mit dem Koffer drängt als Erster hinaus. »Tut mir Leid, wenn ich Sie behellige«, setzt Amanda an, die mit der Frau zurückbleibt.
»Daddy!«, ruft das kleine Mädchen und stürzt sich in die Arme ihres in der Lobby wartenden Vaters.
»Daddy!«, ruft Tyler noch lauter und drängt gegen die Beine des Mannes.
»Ja?« Die Frau in dem Fahrstuhl sieht Amanda erwartungsvoll an, die sich mittlerweile ziemlich albern vorkommt.
»Tut mir Leid. Ich habe mich geirrt. Ich habe Sie mit jemandem verwechselt.«
»Was hast du denn noch so lange gemacht?«, fragt der Mann und führt seine Familie zum Ausgang.
»Tyler musste noch mal, und dann meinte Candace, sie hätte Bauchschmerzen.«
»Jetzt ist es wieder gut«, versichert Candace ihrem Vater und stemmt sich gegen die Drehtür. »Mommy, Tyler schubst mich.«
Amanda sieht ihnen nach und beobachtet, wie sie in ein wartendes Taxi steigen. Was ist bloß los mit dir, fragt sie sich ungeduldig. Will sie in den nächsten zwei Tagen jede Frau mit zwei Kindern für Mrs. Mallins halten? Es ist ganz und gar untypisch für sie, solche absurden voreiligen Schlüsse zu ziehen. Sie muss sich zusammenreißen.
Am Sitzbereich links neben dem Eingang bleibt sie stehen und starrt mehrere Minuten lang auf die leeren Sessel. Hier hat ihre Mutter mit einer Pistole in der Handtasche gesessen und darauf gewartet, einen Mann zu töten. Amanda lässt sich auf einen der Sessel sinken, lehnt sich zurück und versucht, sich vorzustellen, wie ihre Mutter genau wie sie die Arme auf die Lehnen gestützt und die Beine genauso nachlässig übereinander geschlagen hat. Was hat sie gedacht, als sie wartend hier gesessen hat? Hat sie die Fahrstühle oder den Eingang im Blick behalten? Kehrte John Mallins von einer Sightseeing-Tour ins Hotel zurück, oder war er auf dem Weg hinaus? War seine Familie bei ihm? Ist ihre Mutter so herzlos gewesen, ihn vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder zu erschießen?
Amanda springt auf und erschreckt damit eine Frau, die sich auf einem Sofa in der Nähe niedergelassen hat. Das ist doch albern. Du machst dich selbst verrückt. Die Zeitungen haben kein Wort davon geschrieben, dass Mallins vor den Augen seiner Familie ermordet worden ist. Obwohl, ja, ihre Mutter ist in der Tat so herzlos. Amanda lacht laut. Die Frau auf dem Sofa steht auf und flüchtet an die Bar.
Amanda atmet tief durch, um sich zu beruhigen, bevor sie zur Rezeption geht. Eine attraktive junge Frau mit dunkler olivfarbener Haut und einem leichten indischen Akzent begrüßt sie lächelnd. »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragt sie und streicht unbewusst ihr kinnlanges Haar hinter ihr linkes Ohr.
»Ich habe eine Frage zu Ihren Suiten«, hört Amanda sich sagen und fragt sich, was sie jetzt wieder tut. »Können Sie mir einige Informationen geben?«
»Selbstverständlich. Wir haben dreihundertachtzig Gästezimmer in diesem Hotel, und fast die Hälfte sind Suiten.«
Die Hotelangestellte schiebt einen weißen Zettel über den Tresen. »Das ist unsere Preisliste.«
Amanda überfliegt die Preise pro Nacht und stellt fest, dass man die Wahl hat zwischen Moderate Queen, Superior, Deluxe, Premium King, Four Seasons Executive und einer Suite mit zwei Schlafzimmern. »Die Suite mit den zwei Schlafzimmern«, sagt sie und registriert, dass sie siebenhundertneunundfünfzig Dollar pro Nacht kostet.
»Wir haben zwei verschiedene Typen«, erklärt die Angestellte ihr. »Eine mit einem Doppelbett in jedem Zimmer, und eine mit einem Doppelbett in einem, und einem Doppelstockbett in dem anderen Zimmer.«
Amandas Puls schlägt schneller. »An der bin ich interessiert.« So viele Suiten dieser Art kann es gewiss nicht geben.
»Im nächsten Monat kommen Freunde nach Toronto. Ich habe Ihnen versprochen, einige Informationen zu sammeln.«
»Vielleicht hilft Ihnen das weiter.« Die junge Frau präsentiert eine kleine Broschüre. »Darin steht ein wenig über das Hotel und …«
»Hat man aus der Suite mit den zwei Schlafzimmern eine schöne Aussicht?«
»Oh ja.
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