Tanz, Pueppchen, Tanz
Kautionsanhörung in einem Satz zu hören.«
»Das glaube ich.«
»Aber da werde ich wohl kaum noch hier sein.«
Er zuckt mit den Schultern, die sich dieses Mal jedoch kaum bewegen.
»Meinst du, dass man sie auf Kaution freilässt?«
»Ich denke, sie hätte eine bessere Chance, wenn du hier bleiben und für sie bürgen würdest.«
»Das ist ein Witz, oder?« Will er wirklich, dass sie für ihre Mutter aussagt?
»Im Gegenteil, ich meine es vollkommen ernst.«
»Du forderst mich auf, einen Meineid zu schwören?«
»Das wird wohl kaum notwendig sein.«
»Jedenfalls nicht, wenn ich nicht mehr da bin.«
»Sie ist deine Mutter, Amanda«, erinnert er sie erneut.
»Wenn man mich als Leumundszeugen für meine Mutter aufruft, wird sie hinterher auf der Stelle gehängt.«
Er schüttelt den Kopf. »In diesem Land wird niemand mehr gehängt, Amanda.«
»Dann führen sie es wieder ein, glaub mir.«
»Wirst du wenigstens darüber nachdenken?«
»Ich werde bestenfalls darüber nachdenken.«
Er seufzt, und sie schweigen wieder, wenngleich die Spannung zwischen ihnen verflogen ist.
»Und erzählst du mir nun von deinem Abendessen gestern?«, fragt Amanda, als das Metro Convention Center in Sicht kommt. Sie denkt an Jerrod Sugar und fragt sich flüchtig, was er gerade macht.
»Nein, ich erzähle dir nicht von meinem Abendessen.«
»Du bist ein Spielverderber. Erzählst du mir wenigstens, was es zu essen gab?«
Ben lacht unwillkürlich. »Ich erzähle dir bestenfalls, was es gab.«
Amanda lächelt und spürt, wie sich ihre Nacken- und Schultermuskeln langsam entspannen. »Okay, lass hören.«
»Also, lass mich überlegen. Als Vorspeise gab es einen Endiviensalat mit Birnen, gefolgt von einer Lammrippe mit kleinen Röstkartoffeln und Spargel.«
»Spargel hatte ich auch. Und Hähnchen.«
»Wirklich? Wo warst du denn?«
»Zimmerservice.«
»Ah, mein Lieblingsrestaurant. War es gut?«
»Köstlich. Was gab’s zum Nachtisch?«
»Schokoladenkuchen und Kaffee. Und bei dir?«
»Ich habe den Nachtisch ausgelassen und bin früh schlafen gegangen. Wann bist du ins Bett gegangen?«
»Gegen Mitternacht.«
»Bei dir oder bei ihr?«
»Amanda …«
»Ich versuche nur, höfliche Konversation zu machen.«
»Hm-hm.«
»Wo wohnst du überhaupt?«
»Ich habe eine Wohnung in Harborside. Mit Blick aufs Wasser.«
»Hör auf. Das kann nicht sein.«
»Fenster vom Boden bis zur Decke in jedem Zimmer.«
»Das glaube ich nicht. Klingt genau wie meine Wohnung in Florida.«
»Und das überrascht dich?«
»Nun, du musst zugeben, dass es irgendwie merkwürdig ist.«
»Was?«
»Wie viel wir gemeinsam haben.«
»Das hatten wir immer«, stellt er schlicht fest. »Hast du mich nicht deswegen verlassen?«
Er knallt ihr die rhetorische Frage an den Kopf, während er auf den Gardiner Expressway auffährt, Richtung Westen zur 401. Wovon zum Teufel redest du, will sie ihn anschreien.
»Und wie heißt deine Freundin?«, fragt sie stattdessen.
Er zögert. »Jennifer.«
»Warum heißen sie bloß immer Jennifer?«, fragt sie und denkt an Seans neue Frau.
»Was?«
»Und was genau läuft zwischen dir und dieser Jennifer?«, fragt sie, nachdem sie sich rasch wieder gefangen hat.
»Das genau geht dich nichts an.«
»Ach, komm schon. Erzähl’s mir.«
»Es gibt nichts zu erzählen. Wir sind erst seit ein paar Monaten zusammen.«
»Das ist lange genug, um es zu wissen.«
»Und was ist mit dir?«, fragt Ben, der plötzlich einen Gang hochschaltet und in die Offensive geht, wie es jeder Anwalt, der etwas taugt, tun würde.
»Gibt es seit deiner jüngsten Scheidung irgendjemand Besonderen?«
»Autsch. Woher weißt du das überhaupt?«
Er zieht kurz die Schultern hoch. »Das ist kein großes Geheimnis. Ich habe jemand getroffen, der dich in Florida getroffen hat. Ich glaube, es war Keith Halpern.«
»Ach ja. Der gute alte Keith.« Als sie zum ersten Mal mit Keith Halpern geschlafen hat, war sie sechzehn. Das letzte Mal war vor zwei Jahren, nachdem sie im Palm Beach Grill mit dem inzwischen erfolgreichen Aktienbroker buchstäblich zusammengeprallt war. Er wäre auf Urlaub in Florida, erklärte er. Seine Frau besuchte für ein paar Tage ihre Eltern in Boca, vielleicht könnten sie zusammen etwas trinken gehen? Ihre Scheidung war gerade rechtskräftig; sie fühlte sich mehr als nur ein bisschen verwundbar, wahrscheinlich hat sie ihm mehr erzählt, als er wissen musste. Und offensichtlich hat er dieses Wissen allzu gerne mit seinem
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