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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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entspannt und auf den Lippen tatsächlich die Andeutung eines Lächelns. »Was zum Teufel gibt es da zu grinsen?«
    Was den eigentlichen Angriff betrifft, bleiben die Zeitungen ärgerlich vage, und die Polizei will sich auf keinerlei Spekulation über das Tatmotiv einlassen. » Zu diesem Zeitpunkt weiß ich nicht mehr als Sie « , wird ein gewisser Detective Billingsly zitiert.
    »Wer sind Sie, John Mallins?« Amanda überfliegt die Artikel auf der Suche nach relevanten Informationen, findet jedoch nur Details, die sie bereits kennt. John Mallins … 47 Jahre alt … ein Geschäftsmann aus England … auf Urlaub mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Toronto … Sie hält inne und betrachtet wieder das Foto des Mannes. »Wer macht denn im Februar Urlaub in Toronto?«, sagt sie laut, ein Echo von Jerrod Sugars Frage im Flugzeug. »Sie sind hergekommen, um irgendjemanden zu treffen, oder etwa nicht?« Meine Mutter?
    Es klopft. »Zimmerservice«, verkündet eine Stimme, bevor Amanda fragen kann, wer dort ist.
    »Das ging aber schnell«, erklärt Amanda dem jungen Mann dankbar und führt ihn in die Mitte des Zimmers. In seiner braunen Uniform wirkt er klein und schmächtig, seine blasse Haut ist von Akne vernarbt. Er sieht aus, als wäre er noch keine zwanzig. »Sie können es dorthin stellen«, sagt Amanda und weist auf das Fußende des Bettes.
    Der Kellner baut unbeholfen das Tablett auf, streicht das weiße Tischtuch glatt, hebt zu ihrer Begutachtung nacheinander die Deckel von der Möhrensuppe und dem Hühnchen. »Geröstetes Hühnchen mit Spargel und einer Ofenkartoffel mit Butter, Crème fraîche, Bacon und Schnittlauch.«
    »Riecht wunderbar.« Sie unterschreibt die Rechnung und setzt ein großzügiges Trinkgeld hinzu. »Vielen Dank.«
    Er rührt sich nicht vom Fleck, sodass Amanda sich fragt, ob es vielleicht doch zu wenig war. Dann folgt sie seinem Blick zu dem Bett, wo die ausgeschnittenen Artikel wie Quadrate einer Flickendecke über den Überwurf verteilt sind. »Schreckliche Geschichte«, bemerkt sie. »Hatten Sie damals Dienst?«
    »Ich war im Hotel, ja. Aber nicht in der Halle. Ich habe nichts gesehen.«
    »Aber Sie haben bestimmt eine Menge gehört.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Ein bisschen was.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Wir sollen nicht darüber sprechen.« Der junge Mann tritt verlegen von einem Bein auf das andere und mustert die Ausschnitte argwöhnisch. »Sind Sie eine Reporterin?«
    »Eine Reporterin? Gott, nein. Ich war bloß neugierig.«
    Amanda beugt sich vor, um an ihrer Möhrensuppe zu schnuppern, wobei sie es zulässt, dass sich die Vorderseite des Bademantels ein wenig öffnet. »Ist seine Familie noch hier?«
    Die Augen des Jungen kleben an ihren halb entblößten Brüsten. »Ja«, murmelt er abgelenkt. »Ich habe den Kindern sogar gerade ein paar Hamburger gebracht.«
    »Sie wohnen doch nicht auf dieser Etage, oder?« Sie versucht die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, aber ein leichtes Stocken droht sie zu verraten. »Ich meine, der Gedanke, auf derselben Etage zu wohnen wie irgendein armer Typ, der erschossen wurde, wäre mir unheimlich.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind im 24. Stock auf der anderen Seite des Hotels.«
    Amanda rafft lächelnd ihren Bademantel.
    »Das hätte ich Ihnen wahrscheinlich nicht erzählen dürfen.«
    »Was hätten Sie mir nicht erzählen dürfen?« Amanda lächelt, und der Kellner nickt dankbar, bevor er sich rückwärts aus dem Zimmer zurückzieht. »Auf der anderen Seite des Hotels«, wiederholt Amanda, als sie sich aufs Bett sinken lässt und die Haube von ihrer Möhrensuppe nimmt, während sie sich fragt, was sie mit dieser Information anzufangen gedenkt. Wenn überhaupt etwas. »24. Stock.«

9
    Sie hat überraschend gut geschlafen, nachdem sie bereits während des letzten Drittels des Eishockeyspiels eingedöst und erst durch ein Klopfen an der Tür wieder wach geworden ist, als der Zimmerservice ihr Frühstück bringt. Sie wirft sich ihren Bademantel über und stolpert benommen zur Tür, während der Schlaf sich an ihren Hals und ihre Schultern klammert wie ein übermäßig bedürftiger Liebhaber. Sie erinnert sich vage daran, am Abend zuvor die Frühstückskarte ausgefüllt und von außen an ihre Tür gehängt zu haben, als sie den kleinen Servierwagen in den Flur geschoben hat, aber sie weiß nicht mehr, was sie angekreuzt hat. »Riecht gut«, stellt sie fest, als der Duft von wunderbarem kanadischen Bacon sie

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