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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich über das fehlende Drama. Wissen die Götter nicht, mit wem sie es zu tun haben?
    »Tut mir Leid, dass du den weiten Weg machen musstest«, sagt ihre Mutter.
    »Mir auch«, antwortet Amanda.
    »Das war wirklich nicht nötig.«
    »Du hast einen Mann getötet, Mutter.«
    Gwen Price blickt sich in dem Raum um, obwohl es rein gar nichts zu sehen gibt. Die grauen Wände sind nackt. Kein interessanter Teppich ziert den Betonfußboden. »Dafür, dass du in Florida wohnst, bist du aber nicht besonders braun«, sagt sie, ohne Amanda anzusehen.
    Amanda blickt Ben flehend an. Was tue ich hier, fragt ihr Blick.
    Geh auf sie ein, erwidert sein Blick. Lass dich einfach treiben.
    Amanda schließt die Augen und sieht ihre Mutter auf dem Wohnzimmersofa sitzen und in das prasselnde Kaminfeuer starren, scheinbar ohne die Funken zu bemerken, die in Richtung ihrer Füße sprühen. Okay, beschließt sie und öffnet die Augen langsam wieder. Dies ist nicht die erste schwierige Zeugin, die ich befrage. Manchmal muss man hintenherum kommen und sie unverhofft überraschen. »Ich bin nicht der Typ Sonnenanbeter«, erwidert sie.
    »Ein bisschen Sonne hat noch niemandem geschadet.«
    »Mag sein.« Im Gegensatz zu drei Kugeln ins Herz.
    »Es heißt, die Sonne wäre gut für die Seele und dass Menschen, die lange Phasen ohne Sonne auskommen müssen, ernsthaft depressiv werden können.«
    »War das dein Problem?«
    »Amanda …«, ermahnt Ben sie.
    »Ich konnte nie lange in der Sonne sitzen«, fährt ihre Mutter fort. »Meine blasse Haut wäre sofort verbrannt. Aber du hast die Haut deines Vaters. Ich hätte gedacht, dass du schön gleichmäßig braun wirst.«
    Amanda starrt ihre Mutter verwundert an und denkt, dass dies wahrscheinlich das längste Gespräch ist, das sie in ihrem ganzen Leben mit der Frau geführt hat.
    »Und wer ist der Typ, den du erschossen hast, Mutter?«, fragt sie ungeduldig. So viel zur Taktik, durch die Hintertür zu kommen.
    Ihre Mutter schüttelt den Kopf. »Ich will nicht darüber reden.«
    »Was soll das heißen, du willst nicht darüber reden?«
    »Mrs. Price«, setzt Ben an, »wir können Ihnen nicht helfen, wenn Sie nicht mit uns reden.«
    »Ich möchte eure Hilfe auch gar nicht.«
    Amanda wirft frustriert die Arme in die Luft. »Warum wundert mich das bloß nicht?«
    »Ich will nicht undankbar erscheinen.«
    »Undankbar? I wo.«
    »Ich erwarte nicht, dass du es verstehst.«
    »Du willst nicht, dass ich es verstehe.«
    »Erzählen Sie uns einfach, was passiert ist.«
    »Ich habe einen Mann erschossen.«
    »So viel wissen wir auch«, sagt Amanda. »Was wir nicht wissen, ist, warum du ihn erschossen hast.«
    »Der Grund tut nichts zur Sache.«
    »Das tut er doch. Man erschießt schließlich nicht grundlos irgendwelche Leute. Selbst du hattest für deine albernen Flüche immer einen Grund. Wer ist dieser Mann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »In welcher Beziehung standest du zu ihm?«
    »In überhaupt keiner.«
    »Erwartest du, dass wir dir glauben, du hättest einen wildfremden Mann erschossen, den du noch nie in deinem Leben gesehen hattest?«
    »Ich erwarte nicht, dass ihr irgendwas glaubt.«
    »Gut, denn wir glauben dir nicht. «
    »Auch gut.«
    »Es ist nicht gut. Es gibt Zeugen, die aussagen, du hättest den ganzen Tag in der Lobby des Hotels gesessen.«
    »Das stimmt.«
    »Warum?«
    »Es ist ein sehr schönes Hotel mit einer wunderbaren Halle.«
    »Was!«
    »Amanda«, warnt Ben sie. »Beruhige dich.«
    »Willst du behaupten, du hättest in der Hotellobby gesessen, weil man dort so angenehm sitzt?«
    Ihre Mutter nickt.
    »Und du hattest zufällig eine geladene Pistole in deiner Handtasche.«
    »Die trage ich oft bei mir.«
    »Du bist oft mit einer geladenen Pistole in der Handtasche unterwegs?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Die Stadt ist gefährlich.«
    »Nicht, wenn die Leute nicht mit Pistolen rumrennen würden.«
    Ihre Mutter lächelt beinahe. »Ben, ist das wirklich notwendig?«
    »Ob es notwendig ist?«, fragt Amanda mit zunehmend schriller Stimme.
    »Ich verstehe bloß nicht, was das soll, zumal …«
    »Zumal was?«
    »Zumal ich am Dienstag auf schuldig plädieren werde.«
    »Du willst sie auf schuldig plädieren lassen?«, will Amanda von ihrem Ex-Mann wissen.
    »Ich bin schuldig«, erinnert ihre Mutter sie.
    »Nicht, wenn du geistesgestört bist.«
    »Hältst du mich für geistesgestört?«
    »Ich denke, bei dir sind mittlerweile alle Schrauben locker.«
    »Amanda …«
    »Ich versichere dir, ich bin

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