Tanz, Pueppchen, Tanz
will sagen, es wird Zeit reinzugehen.«
Von innen findet Amanda das Metro West Detention Center sogar noch deprimierender als von außen. »Das Innere hält, was die Verpackung verspricht«, murmelt sie, als sie durch eine erste Reihe von Türen gehen und dann warten, um weiter vorgelassen zu werden.
Der Wärter, der von dickem Glas geschützt jenseits einer zweiten Reihe von Türen sitzt, lässt sich Zeit, bis er den Summer betätigt. Es folgt die übliche Routine von Metalldetektoren und Ausweiskontrolle, dem Ausbreiten des Inhalts von Handtaschen und Aktenkoffern, bei dem persönliche Dinge betastet und beäugt werden. »Unterschreiben Sie hier«, weist ein Beamter sie an und schiebt ein Klemmbrett über einen niedrigen Tisch, während er Amanda argwöhnisch betrachtet.
Amanda starrt ihn trotzig an, als wollte sie ihn herausfordern, eine Ähnlichkeit mit ihrer Mutter zu entdecken. In Wirklichkeit ist sie eine interessante Mischung aus beiden Elternteilen, ohne einem wirklich ähnlich zu sehen. Sie hat den vollen Mund ihrer Mutter und das energische Kinn ihres Vaters, und aus den sanften braunen Augen ihres Vaters schaut einem der grimmige Blicke ihrer Mutter entgegen.
»Hier entlang«, sagt der Beamte und führt sie durch trostlose Korridore, die den Gestank von abgestandenem menschlichem Fleisch verströmen, einen so unangenehmen und durchdringenden Geruch, dass nicht einmal das strenge Aroma des Desinfektionsmittels ihn überdecken kann.
»Kommst du oft hierher?«, fragt Amanda Ben flüsternd, als der Wärter sie in einen kleinen fensterlosen Raum führt.
»Zu oft«, antwortet er, weil er eine ernste Frage vermutet, wo sie nur versucht hat, einen Scherz zu machen.
»Die Gefangene wird in Kürze hier sein«, sagt der Wärter und will gehen.
»Meinen Sie, wir könnten einen weiteren Stuhl bekommen?«, fragt Ben.
»Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
Amanda lauscht den sich entfernenden Schritten des Wärters auf dem Korridor. Sie streicht über die Lehne eines der beiden unbequem aussehenden, grauen Plastikstühle, die auf beiden Seiten eines kleinen rechteckigen Holztischs stehen. »Glaubst du, dass alle Gefängnisse denselben Ausstatter haben?«
»Knast ’R Us«, frotzelt Ben.
Amanda läuft zwischen dem Tisch und der Wand auf und ab. Sie streicht sich ihre Haare aus dem Gesicht und knöpft ihren Mantel auf und wieder zu.
»Warum setzt du dich nicht?«, fragt Ben.
Amanda schüttelt den Kopf. Sie muss stehen, wenn sie ihre Mutter sieht. Sie strafft unbewusst die Schultern und richtet sich gerade auf, weil sie weiß, dass es nicht lange dauern wird, bis ihre Mutter sie zurechtgestutzt haben wird.
»Alles in Ordnung?«
Amanda spürt, wie ihr Mund trocken und ihr Atem schwer wird. Sie unterdrückt den Impuls, in Tränen auszubrechen und schreiend aus dem Raum zu rennen. »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
»Du kannst es.«
»Und was ist, wenn ich es nicht will? «
»Manchmal müssen wir Dinge tun, die wir lieber nicht tun würden.«
»Seit wann bist du so verdammt erwachsen geworden?«, faucht Amanda ihn an und blickt dann schuldbewusst zu Boden.
Seit du mich verlassen hast, hört sie ihn sagen, obwohl er schweigt.
Sie sieht seine Stiefel näher kommen, spürt seinen warmen Atem und sein kurzes Zögern, bevor er sie in die Arme nimmt und an sich drückt.
»Es ist okay«, flüstert er. »Alles wird gut.«
»Ich fühl mich aber nicht so.« Obwohl das nicht ganz stimmt, stellt sie fest, als ihr Körper sich genüsslich in der vertrauten Umarmung entspannt. Wir haben immer so perfekt zueinander gepasst, denkt sie, und schmiegt ihre Wange an die Schulter seiner Lederjacke.
Hast du mich nicht deswegen verlassen, hört sie ihn fragen.
»Sie kann dir nicht mehr wehtun, Mandy«, sagt Ben leise.
Abrupt löst sie sich aus seinen kräftigen Armen. »Nenn mich nicht Mandy.«
Er tritt eilig ein paar Schritte zur Seite, zieht den Reißverschluss seiner Jacke herunter und hängt sie über die Lehne des Stuhls, bevor er seinen Aktenkoffer aufklappt und darin herumkramt. »Tut mir Leid.«
»Ich kann Spitznamen nun mal nicht ausstehen.«
»Ich weiß. Tut mir Leid. Es wird nicht wieder vorkommen.«
»Ich wollte dich nicht anblaffen.«
Er sagt nichts weiter, aber das muss er auch gar nicht. Seine starre Haltung ist beredt genug.
»Tut mir Leid«, murmelt sie kleinlaut.
»Kein Problem.« Er schenkt ihr sein bestes Anwaltslächeln. Das hier ist rein geschäftlich, sagt sein Lächeln.
Amanda
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