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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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unfähig, etwas anderes zu sagen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut.«
    Er lächelt. »Gut oder verdammt noch mal gut?«
    Sie erwidert sein Lächeln unwillkürlich. »War das Jennifer?«
    »Ja.«
    »Hat sie sich nach den Plänen für das heutige Abendessen erkundigt?«
    »Sie hat etwas gehört, von dem sie glaubte, dass es mich interessieren könnte.«
    »Und hat es dich interessiert?«
    »Offenbar hat sich eine weitere Zeugin gemeldet.«
    »Im Fall meiner Mutter?«
    »Hast du je von einer Frau namens Corinne Nash gehört?«
    »Corinne Nash?« Amanda käut den Namen stumm wider und lässt ihn über ihre Zunge gleiten, um zu sehen, ob er einen bekannten Geschmack hinterlässt. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Sie behauptet, eine Freundin deiner Mutter zu sein.«
    »Unmöglich. Meine Mutter hat keine Freundinnen.«
    »Du warst lange weg, Amanda.«
    »Manche Sachen ändern sich nie.«
    »Und andere schon. Sollen wir sie besuchen?«
    »Du weißt, wo die Frau wohnt?«
    Ben biegt in die Auffahrt auf die 401 und fädelt sich in östlicher Richtung in den fließenden Verkehr, ohne weitere Erklärungen abzugeben.
    Amanda lächelt wissend. Manchmal lohnt es sich, mit dem Feind zu schlafen, denkt sie.
     
    Das Haus in der Whitmore Avenue ist alt und erkennbar renovierungsbedürftig. Die senfgelben Backsteine könnten eine gründliche Sandstrahlung vertragen, und die Betonstufen, die zu der winzigen Veranda führen, sind zwar von Schnee geräumt, jedoch sichtlich bröckelig. In der Einfahrt parkt ein Caprice älteren Jahrgangs, der zu breit für die kleine Garage neben dem Haus ist. Holzläden mit abblätternder weißer Farbe rahmen kleine Fenster mit Blick auf die Straße. Als Türklopfer dient ein bronzener Löwenkopf, der ebenso dringend poliert werden müsste wie die Eichentür, an der er montiert ist. »Kommt dir das irgendwie bekannt vor?«, fragt Ben, als er vor dem Haus hält.
    »Nein.«
    Er schaltet den Motor ab. »Überlass mir möglichst das Reden«, ermahnt er Amanda beim Aussteigen. »Amanda …«, warnt er sie, als sie die Stufen hinaufeilt.
    »Ich sage kein Wort.« Sie hämmert gegen die Haustür.
    »Oh, das ist gut. Sie wird denken, es ist die Gestapo.«
    »Ich bin mucksmäuschenstill.«
    »Wer ist da?«
    »Mein Name ist Ben Myers«, sagt Ben, während er mit einer behandschuhten Hand Amandas Mund zuhält. »Ich bin Gwen Price’ Anwalt und wollte fragen, ob ich ein paar Minuten mit Ihnen sprechen könnte.«
    Die Tür wird sofort geöffnet, und Amanda schüttelt Bens Hand ab und betritt zögerlich das Haus, beinahe als hätte sie Angst, der Frau gegenüberzutreten.
    »Sie sind Gwens Anwalt?« Die Frau hat eine dünne, fast mädchenhafte Stimme und trägt einen konservativen langen braunen Rock und ein beiges Twinset, dazu pinkfarbene Fellpantoffeln. »Bitte, kommen Sie herein. Wie geht es Gwen?«
    »Sie hält sich ziemlich gut.«
    Der Duft frischen Kaffees steigt ihnen in die Nase, als sie den kleinen Hausflur betreten. Corinne Nash schließt die Tür. »Könnten Sie bitte Ihre Stiefel ausziehen, wenn Sie nichts dagegen hätten …«
    Sie kommen der Bitte unverzüglich nach, und Amanda nutzt die Gelegenheit, sich umzusehen. Die Zimmer im Erdgeschoss sind klein und ordentlich – ein Wohnzimmer zur Linken, ein Esszimmer zur Rechten, und eine offen stehende Tür, die in die nach hinten hinaus liegende Küche führt. Eine Holztreppe, die mit hellgrünem Teppich ausgelegt ist, führt vom Flur in den ersten Stock. Amanda schätzt, dass er drei weitere Räume beherbergt: ein großes Schlafzimmer, das nur unwesentlich geräumiger ist als die beiden kleinen, sowie ein Bad. Die Wände sind in einem blassen Grün gestrichen, das beinahe an Altenheime oder Krankenhäuser erinnert. Dafür sind die Teppiche in Wohn- und Esszimmer genauso wie die Vorhänge an den Fenstern mit Blumenmustern verziert.
    »Das ist meine Assistentin«, setzt Ben an, als Amanda ihre Stiefel ausgezogen hat und den Kopf hebt.
    »Oh mein Gott«, ruft Corinne Nash aus.
    Amanda zieht sich unwillkürlich Richtung Haustür zurück, als die Frau mit ausgestreckter Hand auf sie zukommt. Corinne Nash ist etwa ein Meter siebzig groß, mit einem gewaltigen Busen und fülligen Hüften, die ihre Kleinmädchenstimme noch unpassender erscheinen lassen, so als käme sie aus einer anderen Zimmerecke. Ihr kinnlanges Haar ist von dem gleichen Goldbraun wie ihre Augen, und sie hat volle Lippen und ein kurze, feine Nase. In ihrer Jugend ist sie wahrscheinlich eine

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