Tanz, Pueppchen, Tanz
vielleicht nicht, aber Amanda glaubt, sie wissen zu müssen.
Mallins, A.; Mallins, Harold; Mallins, L ….
Sie nimmt das Telefon und wählt die erste Nummer, während sie sich fragt, was sie zu Mallins, A. sagen wird.
»Sie haben die Nummer von Alan und Marcy gewählt«, beginnt der Ansagetext. »Wir sind entweder arbeiten, mit dem Hund spazieren oder essen …«
Amanda legt auf und wählt die zweite Nummer.
»Dies ist der Anschluss des Hauses Mallins. Wir können Ihren Anruf zur Zeit leider nicht entgegennehmen, aber wenn Sie nach dem Ton Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und eine detaillierte Nachricht hinterlassen, werden wir so bald wie möglich zurückrufen.«
»Und wie detailliert hätten Sie’s gern?«, fragt Amanda, während sie auf die Gabel drückt und die Nummer von Mallins, L. wählt.
»Hallo«, antwortet eine junge Männerstimme nach dem dritten Klingeln.
»Hallo, mein Name ist Amanda Travis, und ich …«
»Ha, ha. Reingelegt«, unterbricht die Stimme sie. »Hier ist Lenny Mallins, und dies ist eine Bandansage. Wenn Sie nichts Besseres zu tun haben, hinterlassen Sie nach dem Piepton Ihren Namen und Ihre Nummer.«
Vielleicht spricht doch einiges für die Ermordung wildfremder Menschen, entscheidet Amanda, wählt die Nummer des vierten Namens und hört sich die vierte Ansage an, diese zunächst in Englisch und dann in gebrochenem Französisch. Einen Moment lang fragt sie sich, was all die Mallins machen und ob sie möglicherweise alle bei einem großen Familientreffen sind. Vielleicht eine Totenwache für Mallins, John, denkt sie und ruft die fünfte Nummer auf der Liste an: Mallins, R.
»Hallo«, sagt eine Frau, die sofort abnimmt.
Amanda schweigt ein paar Sekunden, weil sie befürchtet, wieder von rüdem Gelächter unterbrochen zu werden. Ha, ha. Reingelegt.
»Hallo«, sagt die Frau noch einmal und dann: »Ach, leck mich.«
Danach ist die Leitung tot. Sofort wählt Amanda die Nummer noch einmal, und wieder wird sofort abgenommen.
»Haben Sie irgendein Problem?«, sagt die Frau als Begrüßung.
»Mrs. Mallins?«
»Miss«, verbessert die Frau sie.
»Ich heiße Amanda Travis.«
»Ja?«
»Ich rufe wegen John Mallins an, dem Mann, der …«
»Mannomannomann.«
»Verzeihung?«
»Ich hab mich schon gefragt, wann ihr Deppen endlich anruft.«
»Ach wirklich?«
»Ihr habt ja lange genug gebraucht.«
»Ja, stimmt«, gibt Amanda zu, weil sie denkt, dass das wahrscheinlich der einfachste und beste Weg ist. »Ich habe mich gefragt, ob ich vielleicht vorbeikommen und mit Ihnen reden könnte.«
»Klar. Aber Sie müssen sich beeilen. Ich fliege morgen auf die Bahamas und muss noch packen.«
»Sie verlassen die Stadt?«
»Nur für eine Woche. Hey, ich hab diesen Urlaub vor einem halben Jahr gebucht und sag ihn jetzt nicht ab, bloß weil ihr endlich aufgewacht seid. Wenn Sie mit mir reden wollen, seien Sie in einer halben Stunde hier.« Zum zweiten Mal in ebenso vielen Minuten bleibt Amanda mit einer toten Leitung alleine zurück.
Das Taxi setzt Amanda vor einem hohen Backsteingebäude ab, das buchstäblich nicht von all den anderen hohen Backsteingebäuden in der Umgebung zu unterscheiden ist. »Willkommen in Yonge & Eglinton«, verkündet der Taxifahrer, als würde er für einen Job als Touristenführer vorsprechen. »Sie wissen ja, wie man diesen Teil der Stadt nennt, oder? Jung & Singleton«, beantwortet er seine eigene Frage kichernd, als Amanda schweigt.
Amanda bezahlt, steigt aus, guckt auf die Uhr und stellt fest, dass ihr bis zur Ablauf der Frist noch fünf Minuten bleiben. Ziemlich gut, denkt sie, zieht die schwere Glastür zum Hausflur auf und überfliegt auf der Suche nach Mallins, R., die lange Liste der Bewohner an der Wand zu ihrer Linken.
Fünf Minuten hat sie gebraucht, um sich anzuziehen, weitere fünf für ihre Frisur und das Make-up, vier Minuten, in denen sie vor dem Telefon gestanden und mit sich gerungen hat, ob sie Ben anrufen soll, eine Minute, um seine Nummer zu wählen – Hier ist Ben Myers. Ich bin im Moment nicht zu Hause, aber wenn Sie nach dem Ton eine Nachricht und Ihre Nummer hinterlassen –, eine weitere Minute, um einen Schwall von Kraftausdrücken loszuwerden, zum größten Teil höchst unschmeichelhafte Schmähungen einer gewissen Jennifer, und fünf Minuten, um das Essen hinunterzuschlingen, das just in dem Moment gebracht wurde, als sie aufbrechen wollte. {Mein Gott, was ist denn hier passiert? Ich schicke sofort jemandem vom Zimmerpersonal
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