Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Ihres Mannes waren.«
    Hayleys Augen spiegeln ihre Konzentration wider. »Wir sind zum CN-Tower gefahren und dann im Museum gewesen. Spenser wollte die Dinosaurier sehen.«
    »Und dann sind Sie ins Hotel zurückgekehrt?«
    »Ja.«
    »Hat die Polizei Ihnen erzählt, dass meine … Gwen Price zum Zeitpunkt Ihrer Rückkehr in der Lobby Tee getrunken hat?«
    »Nein. Woher wissen Sie das? Hat Sie Ihnen das erzählt?«
    »Nein. Meine Mandantin ist leider zu aufgewühlt, um irgendetwas zu sagen.«
    Hayley Mallins erschaudert, und ihr Atem geht abgerissen und stoßweise.
    Amanda fragt sich, ob sie irgendeinen Anfall hat. »Alles in Ordnung, Mrs. Mallins? Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    »Mir geht es gut«, sagt Hayley, obwohl das offensichtlich nicht der Fall ist. »Worauf genau wollen Sie hinaus?«
    Amanda lässt sich ein paar Sekunden Zeit, um ihre Antwort zu formulieren. »Laut Angaben einer Augenzeugin, die sich jetzt erst gemeldet hat, hat Gwen Price in der Bar in der Lobby Tee getrunken und gesehen, wie Sie und Ihre Familie zurückgekommen sind. Sie war plötzlich sehr aufgeregt. Am nächsten Morgen ist sie wiedergekommen und hat den ganzen Tag in der Lobby gewartet, bis sie Ihren Mann gesehen hat. Daraufhin hat sie eine Pistole aus der Handtasche gezogen, ist auf ihn zugegangen und hat ihn erschossen.«
    »Nun, da haben Sie Ihre Antwort«, sagt Hayley, springt auf und beginnt, zwischen Sessel und Tür auf und ab zu laufen. »Sie muss ihn mit irgendjemandem verwechselt haben.«
    Ist das möglich, fragt Amanda sich. Ist es denkbar, dass ihre Mutter so verwirrt war, dass sie John Mallins für einen anderen Mann gehalten hat? Nein, beantwortet sie ihre eigene Frage. Ihre Mutter ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht verwirrt.
    »Sie hat nichts zu Ihnen gesagt?«, fragt Hayley. »Darüber, warum sie es getan hat?«
    »Nichts.«
    Hayley schüttelt den Kopf. »Ist das dann alles? Weil ich mich wirklich wieder um meine Kinder kümmern sollte.«
    Sie wirft einen Blick zu der geschlossenen Schlafzimmertür.
    »Wie kommen sie damit zurecht?«, fragt Amanda, um noch ein wenig Zeit herauszuschinden.
    »Ganz gut, nehme ich an. Wir stehen natürlich alle noch unter Schock.«
    »Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann …«
    »Wenn wir einfach nach Hause fahren könnten …«
    »Es sollte nicht mehr lange dauern.«
    »Ich verstehe nicht, wozu eine Obduktion überhaupt notwendig ist.« Hayley Mallins verschränkt die Arme vor der Brust, vergräbt ihre zitternden Hände in den Achselhöhlen und wippt auf den Fersen auf und ab. »Es ist offensichtlich, wie mein Mann gestorben ist. Wozu braucht man da eine Obduktion?«
    »Ich bin sicher, das ist nur eine Routinesache.«
    »Nun, ich finde es barbarisch. Reicht es nicht, dass mein Mann erschossen wurde? Muss man ihn auch noch aufschneiden?« Ein tiefes Schluchzen entrinnt ihrer Kehle. Amanda steht rasch auf, geht auf Hayley Mallins zu und nimmt die kleinere Frau in die Arme. »Es tut mir sehr Leid für Ihren Verlust«, sagt sie. Sie wissen ja gar nicht, wie sehr, denkt sie.
    Hayley ruht sich ein paar Sekunden lang an ihrer Schulter aus, und ihre klagenden Schluchzer versickern in der schwarzen Wolle von Amandas Mantel. Amanda schnappt vereinzelte Laute auf, aber erst als sie das Zimmer verlassen hat und vor dem Fahrstuhl steht, fügen sich diese Laute zu Worten, deren Bedeutung sie versteht. »Lieber Gott, was soll nur aus uns werden?«

15
    Amanda schwirrt der Kopf, als sie mit knurrendem Magen die Tür ihres Hotelzimmers öffnet, zum Schreibtisch schießt, den Mantel auszieht, aufs Bett wirft und nach dem Telefon greift. »Ich muss was zu essen haben«, erklärt sie dem leeren Raum und wählt die Nummer des Zimmerservice, während sie ihre Stiefel abstreift und durch die ledergebundene Speisekarte blättert.
    »Guten Abend, Miss Travis«, antwortet eine Stimme.
    »Was können wir heute Abend für Sie tun?«
    »Ich nehme das Steak New York, medium, dazu eine gebackene Kartoffel mit allem drum und dran und einen Caesar-Salat mit einer extra Portion Dressing.«
    »Etwas zu trinken?«
    Was soll’s? »Ein Glas Rotwein.«
    »Wir versuchen, Ihnen die Bestellung in einer halben Stunde zu bringen.«
    Amanda legt auf und marschiert ins Bad, wo sie heißes Wasser in die Wanne laufen lässt. Sie hat eine halbe Stunde, Zeit genug, sich einmal ordentlich durchweichen zu lassen. Während sie sich auszieht, fragt sie sich, ob sie Ben anrufen und ihm von ihrer Aktion erzählen sollte. »Er wird nicht

Weitere Kostenlose Bücher