Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hoch.) Zum Glück wartete vor dem Eingang des Hotels eine Schlange von Taxis, und der Fahrer versicherte ihr, dass er sie im Handumdrehen zum gewünschten Ziel bringen könnte.
    »Ben bringt mich um«, sagt sie, während sie die Nummer der Wohnung drückt.
    »Kommen Sie hoch«, meldet sich eine Stimme knackend über Lautsprecher. »Apartment 1710.«
    Der Türöffner summt, und Amanda schreitet durch die alte, karg möblierte Lobby zu den Aufzügen. Sie wartet, so kommt es ihr vor, eine Ewigkeit, bis sich eine der Fahrstuhltüren öffnet, worauf es eine weitere Ewigkeit dauert, bis der klapprige alte Lift im 17. Stockwerk hält. Sie hat die gesetzte Frist von einer halben Stunde jetzt um eine Minute überschritten und fragt sich, ob Mallins, R. ihr trotzdem die Tür öffnen wird.
    Ich hab mich schon gefragt, wann ihr Deppen endlich anruft.
    Was soll das bedeuten?
    Hey, ich hab diesen Urlaub vor einem halben Jahr gebucht und sag ihn jetzt nicht ab, bloß weil ihr endlich aufgewacht seid.
    Aufgewacht?
    »Was zum Teufel mache ich hier?«, flüstert Amanda mit zusammengepressten Lippen. »Ben bringt mich um.« Vorausgesetzt R. Mallins kommt ihm nicht zuvor, denkt sie und hätte beinahe laut gelacht.
    Die Tür geht auf. Auf der Schwelle steht, die Hände in die Hüften gestemmt, eine kleine rundliche Frau mittleren Alters mit lockigem braunen Haar, einer flachen Nase mit winzigen Sommersprossen und einem einnehmenden Lächeln. »Sind Sie allein?«, fragt sie und streckt den Kopf in den Flur.
    Amanda überlegt, einen unten wartenden Partner zu erfinden, aber ein Blick in die klaren braunen Augen der Frau sagt ihr, dass Lügen keine gute Idee wäre. »Ja«, antwortet sie also wahrheitsgemäß. »Ich bin allein.«
    »Ich nehme an, die Sache hat immer noch keine hohe Priorität.« Die Frau trägt ein orangefarbenes Sweatshirt und eine ausgebleichte Jeans. Sie bittet Amanda in die kleine, ganz in Blau- und Grüntönen möblierte Wohnung. »Schön zu sehen, dass sich manche Dinge nie ändern. Lassen Sie mich Ihnen den Mantel abnehmen. Ihre Stiefel können Sie anbehalten, wenn Sie wollen.«
    Amanda streift sich die Stiefel an einem vor der Tür liegenden Reststück des blauen Teppichs ab, zieht ihren Mantel aus und sieht zu, wie Miss Mallins ihn in die schmale Nische hängt, die als Garderobe fungiert. »Ich weiß nicht genau, ob ich das alles verstehe.« Sie blickt zu dem langen Fenster, das die Nordwand des Wohnzimmers beherrscht, sieht die Lichter in den Wohnungen auf der anderen Straßenseite und stellt sich vor, wie Menschen es sich vor ihren Kaminen gemütlich machen oder ihre Lieblingssendung im Fernsehen gucken.
    »Nun, was können Sie schon wissen?«, sagt R. Mallins achselzuckend. »Sie waren ja noch ein Kind, als der ganze Scheiß passiert ist.«
    Amanda hält unwillkürlich die Luft an. »Als welcher … Scheiß … passiert ist?«
    Die Frau schüttelt lachend den Kopf. »Was ist bloß los mit euch? Redet ihr nie miteinander? Ich meine, ich weiß, dass Polizisten ein ziemlich paranoider Haufen sind, aber …«
    »Ich bin nicht von der Polizei«, erklärt Amanda der sichtlich überraschten Frau.
    »Oh.«
    »Tut mir Leid, falls ich diesen Eindruck erweckt habe.«
    Die Frau verschränkt die Arme vor ihrer ausladenden Brust. »Wer genau sind Sie dann, zum Teufel noch mal?«
    »Mein Name ist Amanda Travis.«
    »Ja, das sagten Sie schon am Telefon. Aber Sie sind nicht von der Polizei?«
    »Nein, ich gehöre zu dem Team von Anwälten, die Gwen Price verteidigt, die Frau …«
    »… die des Mordes an John Mallins angeklagt ist.«
    »Ja.«
    »Also, das ist wirklich klasse.« R. Mallins lächelt sichtlich zufrieden, weist auf das grün-blau gestreifte Sofa, das rechts auf dem hellen Parkett steht, und zieht sich einen dunkelblauen Stuhl heran. »Bitte setzen Sie sich. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Amanda denkt an das Glas Rotwein, das sie unangerührt auf dem Tisch in ihrem Hotelzimmer hat stehen lassen, und hofft, dass das Zimmermädchen es nicht abräumt. »Vielleicht ein Wasser.«
    »Sollen Sie kriegen«, sagt die Frau glucksend und ist mit einem halben Dutzend Schritten in der leicht schmuddeligen Küche. Sie lässt den Hahn laufen, nimmt ein Glas aus dem Schrank über dem Waschbecken und füllt es mit Wasser.
    Amanda bemerkt, dass bei einem der weißen Schränke der Griff abgefallen und durch einen knallroten Knauf wie eine Clownsnase ersetzt worden ist. Miss Mallins kommt ins Wohnzimmer, hält ihr mit

Weitere Kostenlose Bücher