Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
schlafen«, meinte Max von Schnell. »Sie haben scharfe Augen, Beldon. Vielleicht können Sie sich auf dieser Reise doch noch nützlich machen.«
    Darauf gab Rand keine Antwort. Offensichtlich mochte der Deutsche ihn nicht, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Dass der Duke seine Frau ständig im Auge behielt, schien den Führer enorm zu stören.
    Rand wickelte sich in seine Decke. Aber er fand keinen Schlaf. Wann immer er die Augen schloss, sah er den grünen Schlangenkopf über Caitlins Gesicht hängen.
    Am Ufer eines Sturzbachs, der ins Meer mündete, stiegen sie bergauf. Der Weg über die zerklüfteten Felsen wurde immer steiler. Manchmal mussten sie tiefe Schluchten durchqueren, die in dunklen Schatten lagen. Aus dem Wasser sprühte Gischt, bespritzte die Kleidung und die Felsen. Nass und glitschig boten sie den Füßen nur unsicheren Halt. Immer wieder führte der Pfad an senkrechten Klippen vorbei, an seltsam geformten Nadeln aus vulkanischem Gestein, von Wind und Wetter gemeißelt.
    Bei jedem Schritt spürte Cait die Nähe ihres Mannes, der ihr beharrlich folgte. Wider Willen fühlte sie sich sicher und geborgen. Letzte Nacht hatte er ihr das Leben gerettet. Deshalb stand sie in seiner Schuld, und das missfiel ihr.
    Während sie an diesem Abend ihr Lager aufschlugen, ignorierte sie ihre schmerzenden Muskeln und die bleierne Müdigkeit und schaute sich nach ihm um.
    »Er ist zur Jagd gegangen«, erklärte ihr Vater, den sie nach Rand gefragt hatte. »Allzu weit hat er sich sicher nicht entfernt.« Sie ging an einem Eingeborenen vorbei, der mehrere erlegte Vögel ins Lager trug.
    Wenig später fand sie Rand. Er saß auf einem Felsen und
    reinigte seine Muskete. Als er ihre Schritte hörte, legte er die Waffe beiseite und stand auf. »Hast du mich gesucht?«
    Sie nickte und fuhr mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. »Gestern Nacht hast du mich vor der Schlange bewahrt. Dafür wollte ich dir danken...«
    »Nicht nötig. Da ich dein Ehemann bin, ist es meine Pflicht, dich zu schützen.«
    Ihr Ehemann... Früher war sie stolz darauf gewesen, ihn so zu nennen. Jetzt nicht mehr. Wann immer sie ihn sah, musste sie an den Tag denken, wo er sie verlassen hatte. Um sich in London mit seiner Geliebten zu amüsieren... »Ehemänner haben viele Pflichten, Rand. Daran warst du nicht interessiert.«
    »Weil ich keine Ahnung hatte...«
    »Und jetzt erkennst du alle deine Pflichten?«
    »Ja«, antwortete er ohne Zögern.
    Unbehaglich räusperte sie sich und wich seinem durchdringenden Blick aus. Warum brachte er sie mit einem einzigen entschiedenen Wort aus der Fassung? »Jedenfalls - ich wollte dir danken und mich revanchieren.«
    »Revanchieren? Wie denn?«
    »Mit Informationen.«
    Erstaunt hob er die Brauen. »Was meinst du?«
    »Die Beweise, die du suchst. Nach meiner Rückkehr auf die Insel machte mir dein Verdacht gegen den Baron Sorgen, und ich hatte Angst um meinen Vater. Diesem Mann habe ich nie über den Weg getraut. Aber mein Vater schätzt ihn sehr. Ich wollte herausfinden, ob Talmadge wirklich der Schurke ist, für den du ihn hältst. Deshalb habe ich ihn aufmerksam beobachtet.«
    »Und?«
    »Eins Abends sah ich ihn in seinem Zelt sitzen, wo er die Rechnungsbücher studierte. Das tat er sehr oft. Aber in je-ner Nacht fiel mir etwas auf. Im Licht der Öllampe sah ich den Schatten, den er auf die Segeltuchplane warf. Er wühlte in einem Koffer, und ich fragte mich, was er darin verwahrt. Während er mit deinem Kammerdiener nach Dakar fuhr, ging ich in sein Zelt und schaute mich um...«
    »Das hättest du nicht tun dürfen!«, unterbrach er sie bestürzt. »Der Mann könnte gefährlich sein. Und ich will nicht...«
    »Möchtest du nicht wissen, was ich gefunden habe?«
    »Doch, natürlich.«
    »Seine privaten Rechnungsbücher. Darin steht, wie viel Geld er aus dem Fonds für die Expedition abgezweigt hat. Also hattest du Recht. Falls du nach Santo Amaro gekommen bist, um ihn des Betrugs zu überführen...«
    »Seinetwegen bin ich nicht hier. Meine Rache ist mir nicht mehr wichtig - wenn sie bedeuten würde, dass ich dich verliere.«
    In ihren Augen spiegelte sich heißer Zorn wider, vermischt mit schmerzhaften, hässlichen Erinnerungen an seinen Treuebruch. »Schon vor Monaten hast du mich verloren, Rand. An jenem Tag, wo du in Hannah Reeses Bett zurückgekehrt bist.« Als sie sich abwenden wollte, ergriff er ihren Arm.
    »Ich war ein Narr, Cait. Das wusste ich schon, bevor du mich im Chatelaine’s ertappt hast.

Weitere Kostenlose Bücher