Tanz um Mitternacht
Außerdem hast du mich auf die Gefahren hingewiesen, die hier überall lauern.«
»Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen.«
»Das weiß ich. Aber nicht so gut wie ich - schon gar nicht hier draußen. Deshalb bleibe ich hinter dir. Daran musst du dich gewöhnen.«
»Wieso interessiert es dich, was aus mir wird? Früher war’s dir egal.«
Mit sanften Fingern berührte er ihr Kinn. »Da irrst du dich, Cait. Es hat mir immer viel bedeutet. Doch das wollte ich nicht gestehen - nicht einmal mir selbst.«
Prüfend schaute sie ihn an, wie so oft in letzter Zeit. Dann wandte sie sich ab und ging weiter.
Abends schlugen sie ihr Lager am Fuß einer steilen Felswand voller Geröll auf. Ein dunkelgrauer Himmel kündigte ein tropisches Gewitter an. Aber es regnete nicht. Nachdem sie luftgetrocknetes Wildfleisch und harte Biskuits gegessen hatten, wickelten sie sich in ihre Decken und versuchten einzuschlafen.
Rand hatte einen Schlafplatz in Caits Nähe gewählt. Obwohl sie ihn erbost anstarrte, protestierte sie nicht und kehrte ihm den Rücken. Da er noch nicht müde war, saß er etwas länger am Feuer, das zu glühenden Kohlen herabgebrannt war, lauschte dem Kreischen der Fledermäuse und dem Summen der Insekten. Immer wieder schaute er zu Cait hinüber.
Voller Wehmut dachte er an gemeinsame Erlebnisse, den Tag in River Willows, die Trauer um das Baby, den Liebesakt auf der Insel, im Teich unter dem Wasserfall. Und er erinnerte sich an die heiteren Stunden an Bord des Schiffs, auf der Reise nach England, an das Gefühl, Caits Bett zu teilen, die Form ihrer Brüste. Und wie wundervoll es gewesen war, in ihr zu versinken... bei diesem Gedanken erfasste ihn ein qualvolles Verlangen.
Er begehrte sie, so wie eh und je. Aber nun wollte er viel mehr.
Plötzlich hörte er, wie sie sich bewegte. Obwohl sie sich schlafend stellte, war sie wach. Das wusste er. Und dann sah er einen dünnen, geschuppten grünen Körper von einem Ast herabgleiten, zu ihrem Gesicht. Am schaufelförmigen Kopf erkannte er die Giftschlange. Eiskalte Angst nahm ihm den Atem.
»Rühr dich nicht, Cait!«, flüsterte er. Verwirrt fuhr sie zu ihm herum. »Um Himmels willen, tu wenigstens ein einziges Mal, was ich sage!« Als sie erstarrte, spürte er, dass sie die Gefahr erkannte, vielleicht am Klang seiner Stimme. Langsam und vorsichtig zog er ein schmales Messer aus der Lederscheide an seinem Gürtel und rückte zu ihr. »Schon gut!«, versuchte er sie zu beruhigen. »Sei still - und beweg dich nicht.«
Unwillkürlich erschauerte sie, und die Schlange hob den Kopf. Aus dem Maul glitt eine gespaltene Zunge, ein grausiges Zischen ertönte. Im Schein der schwelenden Kohlen schimmerten lange Zähne. Blitzschnell stach Rand zu. Mit der anderen Hand schob er Cait aus der Gefahrenzone.
Der Schlangenkopf, vom Körper getrennt, fiel zu Boden, und Cait schlang ihre Arme um Rands Hals. »O Gott - beinahe hätte mich die Bestie gebissen!«
»Jetzt kann dir nichts mehr zustoßen, Liebes«, beteuerte er, hielt sie fest und spürte, wie heftig sie zitterte. »Die Schlange ist tot, und du hast nichts mehr zu befürchten.« Immer noch verängstigt, schmiegte sie sich an ihn, und er schloss für in paar Sekunden die Augen. O Gott, wie wunderbar sie sich anfühlte... So wollte er sie bis an sein Lebensende festhalten und beschützen. Mühsam schluckte er. Verdammt, die Schlange war ihr viel zu nahe gekommen.
Caits angstvolle Stimme hatte die anderen geweckt. Als der Professor und Geoffrey herbeirannten, dicht gefolgt von Talmadge, Sir Monty und Max von Schnell, wurde ihr bewusst, dass sie Rands Hals umschlang. Verlegen ließ sie ihn los.
»Was zum Teufel, Caitlin...« Der Professor entdeckte die Schlange. Entsetzt rang er nach Atem. »Um Himmels willen, eine grüne Makimbo!«
»So wird sie von den Eingeborenen genannt«, erklärte Sir Monty. »Ihr Gift wirkt tödlich.«
Erleichtert wandte sich Donovan Harmon zu Rand. »Gott sei Dank, dass Sie in der Nähe waren, Sir...«
Rand nickte wortlos. Inzwischen hatte er dem Allmächtigen schon mehrmals gedankt.
»Vielleicht sollte Cait neben mir schlafen«, schlug St. Anthony vor und warf ihm einen feindseligen Blick zu. »Ich kann genauso gut für sie sorgen wie Beldon.«
»Nein, sie bleibt hier«, entschied Rand.
Ausnahmsweise protestierte sie nicht, und er nahm an, dass sie immer noch unter Schock stand, nachdem sie dem Tod nur knapp entronnen war.
»Da die Gefahr gebannt ist, sollten wir alle wieder
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