Tanz um Mitternacht
so dumm gewesen? Ohne an die Konsequenzen zu denken, hatte er sich erneut mit Hannah eingelassen und seine Ehe aufs Spiel gesetzt. Aber wie Nick Warring betont hatte - alle Menschen begingen Fehler. Und wenn mein Fehler auch einer Katastrophe gleichkommt, dachte Rand, er soll Caits und mein eigenes Leben nicht zerstören.
Irgendwie würde er ihr Vertrauen zurückgewinnen - und dann nie mehr missbrauchen.
Natürlich durfte er nichts überstürzen. Stattdessen musste er langsam und geduldig vorgehen. Das würde ihm schwer fallen, da die Geduld nicht zu seinen Tugenden zählte. Trotzdem zweifelte er nicht an seinem Erfolg.
In den nächsten beiden Wochen erkannte er, wie schwierig es war, seinen Plan durchzuführen. Geflissentlich wich er seiner Frau aus und sah sie nur bei den Mahlzeiten, oder wenn sie einander zufällig begegneten.
Einmal traf er sie auf dem Weg, der vom Lager in den Dschungel führte. Sie blieb abrupt stehen und musterte ihn i durch dichte rotgoldene Wimpern.
Als er ihre Gedanken erriet, unterdrückte er ein Lächeln und sprach aus, welche Vermutung sie ihm anzumerken glaubte. »Bist du mir etwa gefolgt, Cait?«
»Großer Gott, warum sollte ich?«
»Immerhin bist du meine Frau«, entgegnete er und zuckte die Achseln. »Falls du was von mir willst - auch du hast eheliche Rechte.«
Dunkle Röte stieg in ihre Wangen. »Wenn du dir einbildest, daran wäre ich interessiert...«
»Das würde ich mir wünschen.«
Eine Zeit lang schwieg Cait, dann erklärte sie: »Ich muss ins Lager zurück. Sei so freundlich und lass mich vorbei.«
Er rührte sich nicht. Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er an einem großen Felsblock.
Seufzend strich sie eine seidige Locke aus ihrer Stirn. »Vor einigen Monaten wollte ich sehr viel von dir, Rand. Viel mehr als eine körperliche Beziehung... Nun, das gehört der Vergangenheit an.«
Sie versuchte an ihm vorbeizugehen, und er hielt ihren Arm behutsam fest. »Vielleicht beginnt es wieder von vorn. Was immer du verlangst, ich will’s dir geben.«
»Wenn du von Geld redest - es bedeutet mir nichts.«
»Nein, ich meine etwas, das aus meinem Herzen kommt und mehr wert ist als alles andere auf der Welt. Leider hat’s ziemlich lange gedauert, bis es mir bewusst wurde.«
Darauf gab sie keine Antwort. Aber er sah die widersprüchlichen Emotionen, die ihr Gesicht widerspiegelte. Dann riss sie sich los und ergriff die Flucht.
Einige Tage später kehrten Percy und Talmadge aus Dakar zurück, mit Vorräten, Ausrüstungsgegenständen und Trägern. Rand hatte sich gefragt, ob der Baron die Gelegenheit nutzen würde, einen Teil des Schatzes einzupacken, abzureisen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Aus diesem Grund hatte er Percy an Bord der Moroto geschickt. Offenbar konnte Talmadge der Versuchung, noch größere Reichtümer zu entwenden, nicht widerstehen.
Hinter den beiden Männern ging ein großer blonder Deutscher namens Max von Schnell an Land. Zu seinem buschigen Schnurrbart, der sich an den Enden aufwärts bog, passte seine prahlerische Haltung. Rand konnte ihn von Anfang an nicht ausstehen.
»Mir gefällt er auch nicht«, erklärte Percy, als sie vor ihrem kleinen Lagerfeuer in der Nähe ihrer Zelte saßen. »Die besten Führer sind Franzosen. Unglücklicherweise stand keiner zur Verfügung, und von den anderen kennt dieser Deutsche die Insel am besten. Vor einiger Zeit hat er hier mit seiner eingeborenen Frau gelebt, bis sie starb. Er behauptet, jeder Dschungelpfad auf Santo Amaro sei ihm vertraut, jeder Fels und jeder Canyon, und er würde uns den sichersten Weg auf den Berg zeigen.«
Wie Rand zugeben musste, wirkte von Schnell kompetent und verlässlich, ein hartgesottener Experte. Aber der Duke beobachtete voller Unbehagen, wie der Mann die Frauen anstarrte. Sogar Maruba, die für einen angemessenen Preis zu gewissen Dienstleistungen bereit war, schien den blonden
Deutschen zu fürchten. Von ähnlichen Gefühlen bewegt, mied auch Caitlin seine Nähe, was ihren Ehemann erleichtert aufatmen ließ.
Drei Tage nach Percys und Talmadges Rückkehr wurden die Vorräte und die Ausrüstung eingepackt, die Träger luden alles auf ihre Schultern, und die Truppe brach auf. Während sie im Gänsemarsch den dichten tropischen Wald durchquerten, blieb Rand stets hinter Cait. Schließlich drehte sie sich um. »Was soll das? Haben wir nicht vereinbart, du würdest mich in Ruhe lassen?«
»In diesem Dschungel bin ich oft genug zur Jagd gegangen, Cait.
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