Tanz um Mitternacht
Mann, der sich zur Ruhe zwang. Wenn er ihr helfen wollte, durfte er nicht die Nerven verlieren. Schließlich drehte sich der Baron mit ihr um und stieg vorsichtig tiefer hinab. Obwohl Rand seinen Freund und Kammerdiener durch ein dichtes Gebüsch nicht sah, spürte er seine Nähe. Die anderen schauten schweigend zu, fasziniert und entsetzt zugleich, und beteten stumm für die junge Frau.
Nur einer fehlte - Max von Schnell. Ein seltsamer Zufall
- wenn es einer war. Aber daran zweifelte Rand, und diese Erkenntnis missfiel ihm. Das hatte für sie alle nichts Gutes zu bedeuten.
Trotzdem wartete er, bis Talmadge und Cait die tiefste Stelle des Weges erreichten, nach der er einigermaßen eben dahinführte. Doch die Gefahr war noch nicht gebannt. Wenn die beiden die kurze senkrechte Klippe hinabkletterten, konnten sie zwanzig Fuß hinabfallen und sich Arme oder Beine brechen. Zu seiner Erleichterung geschah nichts dergleichen, und wenig später sah er sie im Wald verschwinden.
Sofort zerrte er die Pistole aus seinem Ranzen, ergriff die Muskete und stürmte hinterher. Ebenfalls bewaffnet, blieb Percy ihm auf den Fersen.
»Ich komme mit!«, rief der Professor und nahm die dritte Position ein, gefolgt von Sir Monty, der eine Muskete schwang. Auch Geoffrey schloss sich an.
Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt. Graue Wolken umhüllten den Berg, ein paar Regentropfen schwebten herab. Als Rand die gefährliche Stelle in der Mitte erreichte, hatten sich auch die Träger und die eingeborenen Frauen auf den Weg gemacht.
Bedachtsam stieg er zu dem schmalen Felsvorsprung hinab und beobachtete mit einem angstvollen Gefühl die Pro-
Zession, die langsam hinter ihm herankam. Wieder einmal warnte ihn sein Instinkt, und er schaute sich nach dem Deutschen um.
Hinter einem Granitblock oberhalb der Klippenwand entdeckte er ihn - zu spät. Im nächsten Moment prasselten Steine herab, und er fluchte erbost. Die Muskete an der Schulter, feuerte er. Die Bleikugel bohrte sich in Max von Schnells Brust, der taumelnd zurücksank. Sogar aus der Ferne erkannte Rand die verblüffte Miene des tödlich getroffenen Mannes, bevor er aus seinem Blickfeld verschwand.
Aber von Schnell hatte seine Aufgabe erfüllt und eine Steinlawine losgetreten. Immer größere Felsbrocken rollten den Hang herab. Hinter sich hörte Rand das Angstgeschrei der Träger und fürchtete, einige würden das Gleichgewicht verlieren und in die Tiefe stürzen.
Jetzt gab es nur eine einzige Rettung - er musste unter den Felsvorsprung gelangen, der ihn vor dem tödlichen steinernen Regen schützen würde. Zum Glück sah er einen flachen Felsen, sprang hinab und landete auf den Fußballen, die Knie gebeugt. Sekunden später stand Percy an seiner Seite, und sie pressten sich unterhalb der Felskante an den Hang, während die donnernde Steinlawine auf dem Geröll aufschlug.
Ganz in der Nähe hörte Rand einen wilden Fluch und erkannte Geoffrey St. Anthonys Stimme. Inständig hoffte er, auch der Professor und Sir Monty wären in Sicherheit.
Als der Felsregen endlich verebbte, spähten Rand und Percy unter der Kante hervor und stellten fest, dass Geoffrey stöhnend seinen Arm umklammerte, der verletzt war. Zwei Träger waren von schweren Granitblöcken erschlagen worden, aber die Frauen hatten sich retten können. Der Professor und Sir Monty hatten bei dem kühnen Sprung nur kleine Schürfwunden erlitten.
Nun war allerdings der Weg oberhalb des Felsvorsprungs teilweise von Steinen blockiert.
»Geoffreys Arm muss behandelt werden«, erklärte Rand, zu Sir Monty gewandt. »Und einige Träger sind verwundet. Können Sie sich drum kümmern?«
»Natürlich.«
»Sie müssen nach oben klettern, über die Steine hinweg und den Weg zurückgehen. Schaffen Sie das?«
»Mit meiner Hilfe«, versprach der Professor.
»Gut. Inzwischen werde ich Cait folgen.«
Beschwörend legte der besorgte Vater eine Hand auf Rands Arm. »Seien Sie vorsichtig, mein Sohn, und bringen Sie mein Mädchen wohlbehalten zurück.«
»Darauf dürfen Sie sich verlassen«, entgegnete Rand und drückte beruhigend die Finger des alten Mannes.
»Treffen wir uns im Hauptlager«, schlug Sir Monty vor, und Rand nickte. Dann hob er die Pistole auf, die ihm beim Sprung in die Tiefe aus der Hand geglitten war, überprüfte die Ladung und steckte die Waffe in seinen Hosenbund. Aufmunternd winkte er den beiden Männern zu, bevor er mit Percy zum Weg hinaufkletterte.
Vermutlich hatte Talmadge bis in alle Einzelheiten
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