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Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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noch eine Weile gedulden. Früher oder später würde er sie sicher einholen. Und wenn er sich auf Talmadge stürzte, würde sie die Gunst des Augenblicks nutzen und fliehen.
    O ja, jetzt vertraute sie ihrem Mann wieder. In seinen Händen lag ihr Leben. Zuversichtlich wischte sie die Tränen von ihren Wangen. Rand würde sie beschützen. Und wenn er es wünschte, würde sie sogar den Mut finden, ihm ihr Herz ein zweites Mal anzuvertrauen.
    Allmählich dämmerte der Abend. Die nächtlichen Geräusche des Dschungels krochen in verblassendes violettes Licht und klangen unheimlich wie nie zuvor. Auf einem Ast oberhalb des Pfads schlug eine große weiße Eule mit den Flügeln, und beinahe blieb Caits Herz stehen. Sie spürte den Blick der gelben Vogelaugen - die stumme Warnung einer Wahrsagerin? Dann kreischte ein Affe, und sie zuckte erschrocken zusammen. Eine kleine grüne Eidechse huschte über den Weg, hielt inne und zischte missbilligend, während die beiden Menschen vorbeistrebten.
    Pass auf! schienen die Tiere zu mahnen. Du bist in Gefahr!
    Daran bestand kein Zweifel. Offenbar hatte sie Talmadge unterschätzt. Nicht einmal Rand hatte das blutrünstige Monstrum erkannt, das sich hinter der aalglatten Fassade des Barons verbarg.
    Rand... Ein wilder Schmerz beengte ihre Brust. Nein, er war nicht tot. Nicht Rand - so vital, von innerer Kraft erfüllt... Ohne ihn wäre sie verloren, ihr Leben beendet.
    Der Gedanke bestürmte ihre Sinne mit der Gewalt eines
    Donnerschlags. In dieser Sekunde erkannte sie, wie sehr sie ihn liebte, leidenschaftlich und bedingungslos. Was er ihr auch angetan hatte - sie würde ihn immer lieben.
    Lieber Gott, steh ihm bei!
    Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und konzentrierte sich wieder auf den Weg, der jetzt nicht mehr so steil bergab führte. Nun begann sich das Dickicht zu lichten, und sie erkannte vertraute Büsche und Bäume. Bald würden sie das Hauptlager erreichen. An ihren Stiefelsohlen klebte Schlamm, ihr Rock und die Bluse waren zerrissen und schmutzig. Aus ihrem Zopf hatte sich das Band gelöst, zerzaust fiel das Haar auf ihre Schultern.
    Kurz nach einer Biegung, unter einer Akazie, blieb Talmadge stehen. Zunächst glaubte sie, er würde ihr eine Atempause gönnen. Und dann hörte sie Rands Stimme. Erleichtert spähte sie in die Richtung, aus der sein Ruf gedrungen war, sah die große breitschultrige Gestalt weiter vorn auf dem Pfad stehen. Von heißer Liebe überwältigt, schwankte sie, und ihr wurde fast schwindlig.
    »Lassen Sie Caitlin los!«, befahl er.
    Der Baron zerrte sie vor seine Brust. Wie Raubtierkrallen bohrten sich seine Finger in ihren Arm, und er presste den Lauf der Pistole zwischen ihre Rippen.
    »Es ist aus, Talmadge!«, stieß Rand hervor. »Ihr mörderischer Plan ist fehlgeschlagen. Wie Sie sehen, lebe ich noch. Lassen Sie meine Frau gehen. Oder ich töte Sie.«
    Bedrohlich klickte die Waffe des Barons. »Glauben Sie wirklich, Sie können mich aufhalten? Versuchen Sie’s, und Caitlin stirbt!« Langsam wich er zurück, und Rand folgte ihm, geschmeidig wie der Leopard, der ihn im Tropenwald angegriffen hatte.
    Cait warf einen Blick über die Schulter. Weiter oben am Weg, den sie soeben herabgestiegen waren, entdeckte sie eine dicke Wurzel. Vorhin waren sie darüber gestiegen. Das hatte Talmadge vielleicht vergessen.
    Während die Chance zur Flucht immer näher rückte, spannten sich Caits Muskeln an. Hoffentlich würde sich Talmadge nicht im letzten Moment umdrehen... Stattdessen richtete er seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf Rand. Offensichtlich wollte er den verhassten Duke umbringen. Neue Angst beschleunigte Caits Herzschläge.
    In wenigen Sekunden würde Talmadge über die Wurzel stolpern. Endlich prallte sein Stiefelabsatz dagegen, wie sie es erhofft hatte, und die Pistole glitt zur Seite. Blitzschnell riss Caitlin sich los und rannte zu Rand.
    »Verdammtes kleines Biest!«, brüllte Talmadge hinter ihr, und sie sah, wie Rand seine Waffe zückte. Richtete Talmadge seine Pistole auf ihren Rücken? Im nächsten Moment krachte ein Schuss, sie drehte sich um und sah Talmadge zusammenbrechen, die Brust blutrot gefärbt.
    Mit beiden Armen fing Rand seine taumelnde Frau auf. Endlich fühlte sie sich wieder sicher und geborgen, in einer Welt, wo alles in bester Ordnung war.
    Dann schien die Zeit in winzige Segmente zu zerfallen, die im Tempo rasender Herzschläge aufeinander prallten, und doch dauerte jeder Sekundenbruchteil eine Ewigkeit, die Cait niemals

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